Menschenkette gegen Raststätten
Bürgerprotest zwischen Lützenkirchen und Bürgerbusch
Leverkusen - Da ist Waldemar Ruff wegen der beiden Kinder, sieben und zwölf
Jahre, mit seiner Familie extra von Bürrig nach Lützenkirchen
gezogen. Dort hatten sie auf weniger Lärm und bessere Luft
gehofft.
„Dass es jetzt so kommt, damit haben wir nicht gerechnet“, sagte
der Neu-Lützenkirchener am Rande der Bürgerversammlung im Pfarrheim
von St. Maurinus. Für die Familie bedeutet das: Lärm und Schmutz
drohen erneut. Denn die eigentlich vor fünf Jahren als erledigt
geglaubte Suche nach einer Anlage für Lkw-Rastplätze entlang der
Autobahn A1 ist wieder aufgeflammt.
Um frühzeitig dagegen vorzugehen, hat Peter Westmeier, Sprecher der
Initiative „Lev kontra Raststätte“, jetzt mobil gemacht. Und war
überwältigt von der riesigen Resonanz. Mehr als 300 Leute –
darunter auch Vertreter aus Politik, Rat und Verwaltung sowie von
Vereinen und Verbänden waren gekommen. Es gab bei weitem nicht
genügend Stühle. Trotzdem blieben viele fast zwei Stunden stehen.
Westmeier zeigte auf: Der Standort „Wermelskirchen-Tente“
erscheint wegen seiner Topographie als insgesamt weniger geeignet für
eine unbewirtschaftete Rastanlage. Bleiben noch Burscheid sowie
Lützenkirchen und der Bürgerbusch im Leverkusener Stadtgebiet. Das
wollen die Leverkusener auf keinen Fall zulassen. Gründe gibt es
reichlich: Flächenverbrauch von mindestens 25.000 Quadratmeter je
Standort, zusätzlicher Lärm in Wohngebieten, Steigerung der
Kriminalität (Parkplätze gelten als idealer Ausspähplatz und
Fluchtweg für Einbrecher) sowie unmittelbar angrenzende Natur- und
Landschaftsschutzgebiete. Dazu kommt der unter Artenschutz stehende
Greifvogel Rotmilan.
Dessen ungeachtet setzt die Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und
Bau GmbH (Deges) ihre Suche im Auftrag von Straßen.NRW fort. Und
kommt sogar zu dem Ergebnis, dass beidseitige oder versetzte
Rastanlagen in Lützenkirchen und Bürgerbusch möglich sein.
Obendrein sei ein weiterer Ausbau realistisch.
„Es reicht“, protestierte Peter Westmeier und ergänzte unter
Applaus: „Leverkusen trägt heute schon mehr an Belastungen für die
Verkehrsinfrastruktur als andere.“ Rückenwind bekam er von
Oberbürgermeister Uwe Richrath. „Mit der Resolution haben wir klare
Position bezogen.“ Zur Erklärung: Erst kürzlich hatte der Stadtrat
einstimmig beschlossen, das Bundesverkehrsministerium und Straßen.NRW
mit allem Nachdruck aufzufordern, Planungen für eine
unbewirtschaftete Rastanlage (PWC-Anlage) auf dem Gebiet der Stadt
Leverkusen einzustellen. Darüber hinaus, so Richrath, sollten auch
die Bürger umdenken und Verkehrsstrukturen langfristig ändern.
Die Bürgerversammlung, sagte Westmeier, sei nur eine Art Startschuss
gewesen. In den nächsten 14 Tagen werde es so lange weiter gehen, bis
es „bei den Verantwortlichen endlich klingelt“.
Damit das geschieht, soll bei einer Demonstration am Samstag, 8. Juli,
eine Menschenkette mit Fahrrädern zwischen den geplanten Standorten
Lützenkirchen und Bürgerbusch gebildet werden. Um 14.30 Uhr sollen
alle zeitgleich die Klingel betätigen. Die Aufstellung von der
Straße Blankenburg, über den Zehntenweg, die Bruchhauser Straße bis
zum Hufer Weg und Fester Weg beginnt um 14 Uhr. Aus organisatorischen
Gründen wird um Anmeldung gebeten unter
info@lev-kontra-raststaette.de.
Weitere Infos:
www.lev-kontra-raststaette.de
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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