Open Air Sommerkino
35. Bonner Stummfilmtage im August
Bonn - Für viele ist es das Top-Ereignis des Jahres: Die spezielle
Atmosphäre des Arkadenhofs der Uni lockt in jedem Jahr Scharen von
Menschen an. Sie wollen Stummfilme sehen. Erstaunlicherweise sind
jedes Mal viele junge Leute dabei, die Stummfilme in Zeiten von
Netflix und Co mit ihren Games of Thrones nur vom Hörensagen kennen.
Diesmal gibt es das Sommerkino vom 15. bis zum 25. August. Natürlich
auch bei miesem Wetter.
Schwarzweiß und meist ohne Tonspur erzählen die Filme Geschichten,
die das Leben schrieb. Von Leid und Liebe, Abenteuer und Verrücktem.
Absurdes wird ebenso dargeboten wie Lustiges oder auch
Gesellschaftskritisches. Verantwortlich für das alljährliche
Spektakel ist als Kurator Stefan Drößler. Er ist Direktor des
Münchener Filmmuseums und reist durch die Welt, immer auf der Suche
nach Stummfilmen, nach Raritäten. Die werden oder sind heute zumeist
digital bearbeitet, restauriert, sodass man die Bilder gut erkennen
kann. Begleitet werden die Filme in Bonn allabendlich von bewährten
Musikern, zumeist Pianisten, die den Filmen dramaturgisch zur Seite
stehen.
Festivalleiterin Sigrid Limprecht macht aus ihrem Budget von
zugeschossenen gut 100.000 Euro eine runde Sache für allabendlich bis
zu 1456 Zuschauer. Die kuscheln sich dann im Arkadenhof und verfolgen
die Geschichten von Herz und Schmerz auf der Riesenleinwand. Dazu gibt
es diesmal das Rahmenprogramm in der Brotfabrik, der Keimzelle des
Festivals.
Gezeigt werden bekanntere Werke ebenso wie eher unbekannte Filme.
Einen gewissen Schwerpunkt bilden in diesem Jahr die Filme ersten
emanzipatorischen Inhalts. Es wirkt bisweilen eher komisch, wenn junge
Damen mit Revolvern den ewigen Staub des Wilden Westens aus ihren
Kleidern schütteln. Aber na ja: So waren eben die ersten
gleichberechtigten Rollen zwischen weiblichen und männlichen Helden
des Wilden Westens.
Stefan Drößler hat in internationalen Archiven gestöbert, ehe er
einige Raritäten ausgegraben hatte, die nicht nur zeigens- sondern im
besten Sinne auch qualitativ sehenswert sind. So ist der erste Film
von Greta Garbo dabei, der sie als zeitgenössische selbstbewusste
junge Frau zeigt. Übrigens war das auch der letzte derartige Film mit
der Göttin des Stumm-Films.
Das Gesamtprogramm ist auf der Homepage des Veranstalters
www.internationale-stummfilmtage.de
zu sehen. Beispiele für bekanntere Produktionen, die im Programm
laufen, sind etwa „Das verbotene Paradies“ von Ernst Lubitsch mit
Pola Negri, die weiße Hölle des Piz Palü oder auch Peter Pan. Die
Geschichte des liebevoll erzählten Kindermärchens werden von
schwebenden Kinder dargestellt.
Zumindest amüsant ist das Ganze. Sollte auch das Wetter mitspielen,
steht einem großen Kinovergnügen auch 2019 nichts im Wege.
Info: Ort der Veranstaltung ist der Innenhof der Universität
Bonn, Regina-Pacis-Weg 3.
- Harald Weller
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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