Ein ganz besonderes Experiment
Mit Beethoven nach Kolumbien

Rita Baus und Jan Wachendorf brachten Jugendliche aus den Slums von Kolumbien mit der Musik von Beethoven in Kontakt. Im Gespräch mit unserem Mitarbeiter Harald Weller berichten sie, was aus diesem Experiment geworden ist. | Foto: Jan L. Dahmen
  • Rita Baus und Jan Wachendorf brachten Jugendliche aus den Slums von Kolumbien mit der Musik von Beethoven in Kontakt. Im Gespräch mit unserem Mitarbeiter Harald Weller berichten sie, was aus diesem Experiment geworden ist.
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Bonn/Medellin - (we) „Die Kids finden das Projekt cool. Die fühlen sich dadurch
Wert geschätzt, dass man sich im fernen Deutschland Gedanken um ihre
Zukunft macht. Und die Musik: Finden sie einfach geil.“ Jan
Wachendorf ist 19. Er ist soeben wieder nach Hause zurück von einem
einjährigen Aufenthalt in Medellin. Das ist eine kolumbianische
Metropole, die auf dem Weg ist, von der Drogenhölle zu einer
internationalen Vorzeigestadt à la New York zu werden.

Dort, in Medellin, hat Jan in den „barrios“, den verslumten
Vorstädten, gearbeitet. Und die Profis von Don Bosco bei ihrer
sozialen Arbeit mit unterprivilegierten Jugendlichen unterstützt.
Rita Baus, in Bonn bereits seit ihren früheren Pantheon-Zeiten und
nicht zuletzt wegen ihrer beliebten Konzertreihe „Quatsch keine
Oper“ als Kulturmanagerin gefragt, hatte die Idee. „Man müsste
die sogenannte Hochkultur, in unserem Fall Beethoven, und die
Straßenkultur zusammenführen“, erinnert sie sich. Don Bosco, die
weltweit tätige Salesianer-Organisation, die erfolgreich soziale
Projekte mit Unter- und Minderprivilegierten durchführt, hatte sie
angesprochen. Und so wurde die Idee von „Beethoven moves“ geboren.
Das Prinzip: Jungen und Mädchen aus Kolumbien kommen mit Beethoven in
Kontakt. Sie fügen ihre eigene urbane Straßenkultur hinzu. Das, was
dabei herauskommt, wird in Medellin und Bonn gezeigt. Und vermittelt
den Kids eine Chance, aus ihrem eigenen schlechten sozialen Umfeld mit
häufig vorgezeichneter Drogenkarriere herauszukommen und etwas aus
ihrem Leben zu machen. „Sie sollen quasi eine Initialzündung für
ihr Leben bekommen“, so Rita Baus. Gesagt – getan. Musiker des
Beethoven-Orchesters mit Generalmusikdirektor Dirk Kaftan an der
Spitze reisten nach Medellin in das Don Boso Jugend- und
Sozialzentrum, veranstalteten eine Reihe von Workshops mit den jungen
Leuten (Jungs von 8 bis 18) und leiteten sie an. Die Jugendlichen
fügten ihre eigenen Vorstellungen von performanter Kunst dazu. Und so
entstand ein Programm, das in Medellin Begeisterung auslöst, immens
erfolgreich ist und in Bonn fortgeführt werden soll.

Dazu werden etwa 20 Jugendliche aus Medellin herkommen und mit
ebenfalls 20 jungen Frauen und Männern aus Bonn und dem
Rhein-Sieg-Kreis gemeinsam zeigen, was Beethovens fünfte Sinfonie und
Straßenkunst für sie beinhalten. Das sollen sie vor Publikum mit
Dirk Kaftan dem Bonner Beethoven Orchester präsentieren. Die
Aufführungen sind am 22. und 23. August 2020 im Telekom-Forum
vorgesehen. Bereits im Januar 2020 gibt es den Kick Off, von Februar
bis Juli gibt es die intensive Probenphase in Kolumbien und in Bonn,
z.B. im Beueler Tanzhaus. Einer der Financiers ist die
Beethoven-Jubiläumsgesellschaft BTHVN 2020.

Bonner Schulen sind bereits angeschrieben, es gibt für Bonner
Interessenten und Interessentinnen einen kurzen Film via Facebook usw.
Aus allen Interessenten wird eine Auswahl getroffen. Für diese
deutschen 25 Jugendlichen beginnt dann eine spannende Reise mit
intensiven Proben in Kunstformen wie HipHop, Beatboxing, Tanzen etc.
und ein gemeinsames dreiwöchiges Sommercamp in der Jugendherberge auf
dem Bonner Venusberg.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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