Im Gespräch
OB Ashok Sridharan über die Corona-Lage in Bonn

Auf Abstand: Der Krisenstab der Stadt Bonn tagt mehrmals wöchentlich und achtet dabei ebenfalls auf die Verhaltensregeln. | Foto: Giacomo Zucca, Bundesstadt Bonn
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  • Auf Abstand: Der Krisenstab der Stadt Bonn tagt mehrmals wöchentlich und achtet dabei ebenfalls auf die Verhaltensregeln.
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Bonn - Es sind besondere Zeiten, in denen wir leben. Das Corona-Virus hat
unser aller Leben ziemlich auf den Kopf gestellt. Auch auf die
Verwaltung kommen immer neue Herausforderungen zu. Im Gespräch macht
OB Ashok Sridharan deutlich, wie die Lage in Bonn ist und worauf es
auch seiner Sicht gerade ankommt.Haben Sie eine solche Situation schon
einmal erlebt?Nein, das ist wohl für die meisten von uns einmalig und
bleibt es hoffentlich auch.

Was macht Ihnen besondere Sorgen?

Einmal natürlich die immer noch steigenden Zahlen an positiv
getesteten Personen, auch wenn zum Glück immer mehr wieder genesen.
Aber über den Berg scheinen wir noch nicht zu sein. Und leider sind
jetzt seit einer guten Woche auch Altenheime betroffen, deren Bewohner
besonders anfällig sind. Zum anderen sorge ich mich um die Situation
der Wirtschaft, vor allem der kleinen Unternehmen und des
Einzelhandels. Viele Geschäfte haben wirklich ernsthafte
Schwierigkeiten. Wir können unseren Beitrag leisten, indem wir bei
Bonner Geschäften online bestellen oder Käufe und auch andere Dinge
zurückstellen, bis sie wieder von Bonner Unternehmen übernommen
werden können.

Wie erleben Sie die Solidarität in der Gesellschaft?

Die ist sehr groß, und dafür bin ich dankbar. Die vielen Initiativen
zur Nachbarschaftshilfe, die Rücksichtnahme bei notwendigen
Kontakten, die Angebote, Masken zu nähen – das ist schon
eindrucksvoll. Die Bonnerinnen und Bonner halten sich zum
allergrößten Teil an die Auflagen und Einschränkungen. Natürlich
sehen wir auch Menschen, die sich nicht um die Vorgaben kümmern und
sich in Gruppen versammeln. Da greift unser Stadtordnungsdienst durch,
notfalls mit Anzeigen und Bußgeldern ab 200 Euro pro Person
aufwärts. Auch Hamsterkäufe sind für mich unsolidarisch. Deshalb
habe ich auch gemeinsam mit dem Einzelhandelsverband dazu aufgerufen,
nur jeweils das einzukaufen, was man in den nächsten wenigen Tagen
benötigt. Aber letzten Endes ist die Solidarität untereinander doch
größer.

Verkäuferinnen, Busfahrer, medizinisches Personal – das sind
jetzt „systemrelevante“ Berufe. Würdigen wir das genug?

Sie alle leisten derzeit Bewundernswertes und ich würde ausdrücklich
die Pflegekräfte, Hilfsdienste und das ehrenamtliche Engagement
hinzufügen. Ihnen allen bin ich von Herzen dankbar. Wir sollten
unsere Dankbarkeit durch Respekt im Umgang mit jenen zeigen, die
derzeit am meisten belastet sind. Einen Bonus für diese Gruppen
befürworte ich ausdrücklich.

Sollten wir alle Masken tragen?

Hygiene-Experten wie Professor Martin Exner vom Universitätsklinikum
Bonn sagen uns, dass das nicht zwingend erforderlich ist, sofern es um
den normalen Alltag geht. Wer sich damit sicherer fühlt, sollte eine
Maske tragen. Im medizinischen Bereich ist es natürlich unabdingbar.
Ich könnte mir vorstellen, dass wir nach Lockerung des Kontaktverbots
durch das Tragen von Masken, wenn wir auf die Straße gehen, die
weitere Ausbreitung zusätzlich eindämmen könnten.

Wie ist die medizinische Versorgung in Bonn?

Nach meiner Wahrnehmung sehr gut. Die Krankenhäuser schaffen –
obwohl wir schon eine hervorragende Versorgung haben – zusätzliche
Intensivbetten, indem sie nicht notwendige Operationen verschieben.
Deshalb können wir zuversichtlich sein, dass wenn wir stationäre
Behandlung benötigen, diese auch hier bei uns in Bonn sichergestellt
werden kann.

Was tue ich, wenn ich meine, am Coronavirus erkrankt zu sein?

Symptome sind ja zum Beispiel ein trockener Husten und Fieber. Dann
sollte man unbedingt telefonisch Kontakt zu seinem Arzt, dem
ärztlichen Bereitschaftsdienst oder dem Gesundheitsamt aufzunehmen.
Im Telefonat wird entschieden, ob ein Test nötig ist. Das kann dann
in der Arztpraxis oder in unserem Diagnostikzentrum geschehen, aber
eben nur mit Termin, der vom Arzt oder Gesundheitsamt vereinbart wird.
Kommen Sie also bitte nicht ohne Termin zum Arzt oder ins Krankenhaus.
Damit stecken Sie ja unter Umständen auch andere an, wenn Sie
tatsächlich infiziert sind.

Kirschblüte, Ostern, warmes Wetter – die Menschen wollen hinaus
ins Freie...

Das sollen sie auch tun. Bewegen Sie sich an der frischen Luft und der
Sonne bewegen und beachten Sie dabei bitte die Vorgaben: Nur zu zweit
oder nur mit jenen unterwegs sein, mit denen man im Haushalt
zusammenlebt. Abstand halten. Das funktioniert ganz gut, wenn man die
Hotspots vermeidet und sich zuhause dann unbedingt sofort die Hände
wäscht.

Was soll man tun, wenn man beobachtet, dass sich Gruppen
bilden?

In aller Regel hilft es, das Gespräch zu suchen und auf die Vorgaben
aufmerksam zu machen. Die meisten Menschen sind sehr verständnisvoll.
Das ist jedenfalls die Erfahrung, die ich gemacht habe.

Arbeitet die Verwaltung noch?

Aber ja! Der Schwerpunkt liegt natürlich an vielen Stellen auf dem
Umgang mit der Pandemie, aber auch sonst geht die Arbeit weiter, wenn
auch mit Beschränkungen beim Publikumsverkehr. Alle Dienststellen
sind nur mit Termin zugänglich, den man vorher mit dem Fachamt, bei
dem man etwas erledigen muss, vereinbart hat. Das gilt auch für das
Dienstleistungszentrum. Wenn dringend der Führerschein verlängert
werden muss, geht das auch jetzt, aber nur nach telefonischer
Voranmeldung.

Wie schützen Sie sich persönlich?

Hände waschen, Hände waschen, Hände waschen, übrigens mit Seife,
das genügt – und Abstand halten. Außerdem vermeide ich
persönliche Kontakte und führe meine Gespräche fast ausschließlich
über Telefon- und Videokonferenzen. Ich bin zuversichtlich, dass die
ergriffenen Maßnahmen effektiv sind und helfen. Aber wir dürfen
nicht voreilig und unvorsichtig werden, damit die Verbesserung, die
sich hoffentlich bald einstellt, auch nachhaltig ist.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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