Uneinigkeit über den Tausendfüßler
Open-Air-Podiumsdiskussion rund um den Tausendf ...
Bonn - (we) Es geht um das nächste in Planung befindliche Großbauprojekt in
Bonn. Und somit um eine nachhaltige Lösung, weil die Umsetzung
Auswirkungen auf die nächsten Generationen haben wird. So wundert es
nicht, dass die unterschiedlichsten Gruppen ihre Interessen beim
angedachten Ausbau des Tausendfüßlers, sprich der A 565,
wahrgenommen wissen wollen. So hatten gleich acht Aktionsgruppen und
Bürgerinitiativen zu einer Podiumsdiskussion auf dem Münsterplatz
geladen. Die Kandidaten für den OB-Posten in Bonn sollten vor der
Wahl am 13. September die Gelegenheit haben, die rund 100 auf dem
Platz versammelten Bürger von ihrem jeweiligen Standpunkt zu
überzeugen.
Jost Brökelmann, Vorsitzender der Lenné-Gesellschaft: „Wie Bonn in
30 Jahren soll aussehen, das ist doch die Kernfrage. Die wird nicht
durch einen Neubau von Straßen beantwortet. Was wir brauchen, ist ein
Konzept. Und eine Vision von der Zukunft der Stadt. Beides ist nicht
vorhanden. Eine einseitige Sanierung und der Ausbau der Autobahn
verschlechtert das Klima, vernichtet Grünflächen, löst nicht die
Verkehrsprobleme und läuft an den Bürgern vorbei.“ So oder so
ähnlich lautete das Credo der Sanierungsgegner. Die Aktivisten von
extinction rebellion fügen hinzu: „Wir legen Wert darauf, dass die
Bürger die Wahrheit erfahren, dass der Umwelt und dem Klimaschutz
Rechnung getragen wird und dass die Artenvielfalt gewährleistet
wird“, so Christian von der Organisation. Die startete nach der
Podiumsdiskussion noch eine eigene Aktion zur Bewusstseinsbildung im
Zusammenhang mit dem Tausendfüßler.
Das Podium sprach Klartext: Christoph Manka vertrat den Standpunkt des
Bürgerbunds Bonn (BBB). Der plädiert für eine Troglösung für den
neuen Tausendfüßler. Dass ist zwar mit 600 Millionen Euro Kosten
doppelt so teuer wie eine einfache Sanierung und Erweiterung, ist für
den BBB aber nach wie vor die beste aller Möglichkeiten. Der BBB
fordert ein Gesamtkonzept, weil die der Neuplanung zugrunde liegende
Vorlage zig Jahre alt ist. Damals habe noch niemand an Umwelt und
Klima gedacht.
Die FDP ist eindeutig für den Erweiterungsbau. Frank Thomas verwies
auf die Verkehrsprobleme auf der heutigen Straße. Er glaubt, mit
einem neuen Tausendfüßler das Verkehrschaos verhindern zu können.
CDU und SPD sind grundsätzlich für das Vorhaben. OB Ashok Sridharan
verwies auf den Entscheidungsdruck in dieser Angelegenheit, weil die
jetzige Autobahn am Ende ihrer Zeit angekommen sei. Er meinte, das im
September einzuleitende Planfeststellungsverfahren biete ausreichend
Gelegenheit, Änderungen beispielsweise für einen Radweg
einzubringen.
Katja Dörner von den Grünen will den Neubau verhindern. Die
Sanierung der A 565 sei ausreichend. Mehr Platz für Autos sorge nicht
zugleich automatisch für weniger Verkehr. Auf jeden Fall aber soll
ein Radweg gebaut werden.
Michael Faber von der Linken forderte die Anwesenden auf, per
Wahlzettel im September abtstimmen, was sie von einer Umwidmung der A
565 hielten. „Wir brauchen andere Mehrheiten im Rat der Stadt.“
Weniger anstatt mehr Autos - wie durch Corona per HomeOffice
vorgelebt, mehr Schutz fürs Klima, mehr Grün für Bonn, eine Vision
für Bonn als Stadt und Lebensraum sowie bei vielen auch der Radweg,
das ist die Essenz aus den Vorstellungen der Bürger auf dem
Münsterplatz. Die Stadtgesellschaft, so war zu spüren, die
Stadtgesellschaft will den Entscheidungsprozess zum Tausendfüßler
mitgestalten.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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