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“Papaya-Workshops” für Anfänger - Es muss nicht immer lustig sein
Kürzlich las es sich in den Medien folgendermaßen: "Es gibt keinen Raum für Kompromisse, wenn es um dieses wesentliche Recht geht, das alle Frauen von Geburt an besitzen: die individuelle Freiheit", sagt Melania Trump, Ehefrau von Donald Trump, mit Blick auf das in den USA hoch umstrittene Recht auf Abtreibung. Die individuelle Freiheit sei ein Grundprinzip, für das sie "ohne jeden Zweifel" eintrete. In einem zentralen Wahlkampfthema widerspricht sie damit ihrem Mann. "Warum sollte jemand anderes als die Frau selbst die Macht haben zu entscheiden, was sie mit ihrem eigenen Körper macht?", zitiert der Guardian. Das Recht einer Frau einzuschränken, eine ungewollte Schwangerschaft zu beenden, sei dasselbe, wie ihr die Kontrolle über ihren eigenen Körper zu verweigern, heißt es von Melania Trump. Dieser Überzeugung sei sie schon ihr gesamtes Erwachsenenleben. "Das Grundrecht einer Frau auf individuelle Freiheit und auf ihr eigenes Leben gibt ihr die Berechtigung, ihre Schwangerschaft abzubrechen, wenn sie dies wünscht", ergänzt sie demnach in ihren Memoiren. Frauen müssten auf Grundlage ihrer eigenen Überzeugung über einen Kinderwunsch entscheiden - ohne "Druck der Regierung", so Melania Trump. Da muss ich jetzt einfach mal sagen: Hut ab, Melania, du hättest das Thema ja aussparen können. Hast du aber nicht. Danke!
Wo ich aber gerade bei dem Thema bin, da fallen mir die so genannten „Papaya-Workshops“ ein. Sei ehrlich, hast du noch nie was von gehört. Also Obacht! Im September 2023 las es sich im Bonner General-Anzeiger so: In Bonn stehen ungewollt Schwangere ziemlich allein da. In der Uniklinik soll erstmals ein Papaya-Workshop für Medizinstudierende stattfinden, damit sich mittelfristig mehr Mediziner zu Abtreibungen bereit erklären. Die Situation in Bonn ist angespannt. Papaya-Workshops sind Workshops, an denen grundlegende Kenntnisse zum Schwangerschaftsabbruch in Theorie und Praxis vermittelt werden können. In den Workshops werden verschiedene Methoden des Schwangerschaftsabbruches vorgestellt, inklusive deren Durchführung, Nebenwirkungen und Kontraindikationen. Anschließend können die Teilnehmer*innen den chirurgischen Schwangerschaftsabbruch (Vakuum-Aspiration) am Papayamodell praktisch üben. Die Papaya eignet sich durch Form, Größe und Textur sehr gut als kostengünstiges Modell der Gebärmutter. Das Lehrkonzept ist international bekannt und wissenschaftlich anerkannt (siehe Quellen). Dabei geht es nicht darum, dass die Studierenden den Eingriff anschließend beherrschen. Vielmehr soll eine erste Annäherung an das Thema ermöglicht und eventuelle Berührungsängste abgebaut werden.
Und dann kannst du weiter lesen: “Papaya-Workshops” wurden zunächst in den USA angeboten, bis sie dann erstmals in Deutschland 2015 von den Medical Students for Choice Berlin angeboten wurden. Mittlerweile erfreuen sie sich an vielen medizinischen Fakultäten großer Beliebtheit. Und weiter heißt es: Als Doctors for Choice freut es uns, dass in immer mehr Städten studentische Arbeitsgruppen (z.B. Medical Students for Choice; Kritische Mediziner*innen) gegründet werden, die sich mit dem Thema Schwangerschaftsabbruch beschäftigen. Da die Verbesserung der Aus- und Weiterbildung ein Kernanliegen von Doctors for Choice ist, ist uns die Zusammenarbeit mit diesen Gruppen sehr wichtig. Ganz konkret heißt das beispielsweise im Rahmen der “Papaya-Workshops”: Die Organisation wird von den studentischen Arbeitsgruppen übernommen, während Ärzt*innen von Doctors for Choice die Workshops mit ihrer praktischen Expertise anleiten. So wird ein evidenzbasierter, niedrigschwelliger, wertneutraler Austausch auf Augenhöhe ermöglicht https://msfcberlin.com/kritik/.
Holla, die Waldfee, was sag ich denn dazu? Erstmals nach Deutschland in 2015 und schon fast 10 Jahre später in Bonn angekommen. Wahnsinn! Seit Oktober 2023 gilt: Der Schwangerschaftsabbruch soll im Medizinstudium gelehrt werden. Doch die Umsetzung läuft schleppend. In Hamburg nimmt eine Gruppe von Studierenden die Sache nun selbst in die Hand, heißt es in den Medien. Wenn ich bedenke, wie viel Unsinn wir so was von schnell aus den USA übernehmen, und bei diesem Thema dauert es so lange. Ja, es geht so was von schleppend voran, dass sich die Studenten nun selbst drum kümmern. Mir fällt da auch in dem Zusammenhang wieder der Prozess gegen eine Frauenärztin aus München ein. Ihr wurde vorgeworfen, sie würde auf ihrer Website Werbung für Abtreibung machen. Sie hingegen sagte, sie würde lediglich darüber informieren, dass sie in der Lage sei, Abtreibungen vorzunehmen. Letztendlich hat sie den Prozess gewonnen, aber wieso überhaupt …?
Ich sag nur, tolle, perfide Strategie: Wenn etwas im Medizinstudium nicht gelehrt wird, kann man es auch nicht als Gynäkologe durchführen! Was ich sagen möchte, schauen wir nicht auf die Republikaner, schauen wir nicht auf Trump. Lasst uns doch einfach mal vor der eigenen Haustür kehren!
Wo ich jetzt gerade bei der Papaya, bei der Gebärmutter bin. Ich bin mir neuerdings gar nicht mehr so sicher, ob wir überhaupt noch von einer Gebärmutter sprechen dürfen. Statt Muttermilch („Breastmilk“) sollen Hebammen und Ärzte ja gemäß neu eingeführter Sprachpolitik zukünftig „Milch vom Menschen” („Human Milk“) oder „Milch vom stillenden Elternteil“ zu sagen. Weil erst kürzlich hat eine Hebamme ihren ersten Herrn entbunden, also einen Gebärvater. Ich erklär’s dir: Ein Mann, gefangen im Körper einer Frau, hatte sich entschlossen, auch körperlich ein Mann zu werden. Vorher wollte und ist er aber erst einmal schwanger geworden. Bei der Geburt hatte er schon keine weiblichen Brüste mehr, war also schon auf dem Wege zu einem männlichen Körper …
Übrigens: Jeder Mann ist doch gefangen im Körper einer Frau – zumindest für neun Monate, bis zu seiner Geburt. :-)
LeserReporter/in:Adelheid Bennemann aus Bonn |
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