Kultur auf der Kippe
Podiumsdiskussion mit Bonns Oberbürgermeister-Kandidaten im P ...
Bonn - (we) Der Verein „bonnpop“ versteht sich als Sprachrohr der freien
Kulturszene Bonns. Er vertritt die Interessen von 50 Institutionen,
Veranstaltern Bühnen usw. Ins Pantheon hatte der Verein die
Kandidaten für das Bonner Amt des Oberbürgermeisters eingeladen. Sie
sollten den gut 50 Zuhörern im Saal sagen, wie sie sich den Weg aus
der Krise der freien Kultur vorstellen. Diese Krise hat es zwar auch
schon vor Corona gegeben, das Virus war aber in der
Gesamtveranstaltung als Krisen-Ursache omnipräsent.
Zusätzlich zu den Kandidaten traten die kulturpolitischen Sprecher
der in Bonn tätigen politischen Parteien auf, die ebenfalls ihre
Meinung zu möglichen Auswegen aus der Krise beitrugen.
Moderator der Veranstaltung war der Bonner Schauspieler Hanno
Friedrich. Der sorgte gleich zu Beginn der Veranstaltung für
Verwirrung, indem er den von bonnpop vorgesehenen umfänglichen
Fragenkatalog zwar vorlas, aber gleich danach wieder verwarf, weil er
zu komplex sei.
So konnte jeder Kandidat ein Solo fahren. Der amtierende OB Ashok
Sridharan führte aus, dass er seit 30 Jahren die vielfältigen
Angebote der freien Kultur sehr genieße. Man solle die Mittel für
die Kultur künftig gerecht verteilen. Falls das impliziert, dass
diese Verteilung bislang ungerecht ist, stellt sich naturgemäß die
Frage, wie das geschehen soll. Hierzu verwies der OB auf die
Corona-Regeln und versprach, alles zu tun, um Indoor-Veranstaltungen
angemessen zu ermöglichen. Des Weiteren seien regelmäßige
Kulturkonferenzen das geeignete Mittel, um der Kultur zu ihrem Recht
zu verhelfen.
Lissi von Bülow zeigte sich überrascht davon, dass die Bürger der
Stadt bislang offenbar nicht mitgenommen worden seien, wenn es um
Kulturfragen ging. Eine moderne Verwaltung müsse offen sein und als
Partnerin der Bürgerinteressen auftreten. Auch sie befürwortete den
regelmäßigen Gedankenaustausch zwischen Kulturkonsumenten und
-anbietern.
„Das, was wir haben, müssen wir über die Krise bringen“ lautet
das Credo von Katja Dörner, MdB. Die Stadt müsse die Kultur
unterstützen und ggf. erforderliche Genehmigungen rascher erteilen
als bisher.
Der OB schlug vor, den Städtetag zu nutzen, um Gelder zu beantragen.
Es könne nicht sein, dass Kulturschaffende um ihren Lebensunterhalt
bangen müssten. Er nutze deshalb bereits seine Verbindungen zur
Landes- und Bundespolitik, weil die Stadt Bonn allein überfordert
sei, die vielfältigen Probleme zu lösen.
Michael Faber verwies darauf, dass die Krise unvorbereitet gekommen
sei und spontane Lösungen deshalb nur schwierig zu finden. Auch er
bot den Kulturschaffenden den Dialog an. Christoph Manka schlug vor,
die Gelder, die für das verschobene Beethovenfest übrig seien, ad
hoc für die freie Kultur zu nutzen. Die Kultur sei in Bonn sträflich
vernachlässigt worden. Werner Hümmrich schlug vor, die Kulturetats
anzuheben, verwies aber zugleich auf die beschränkten Möglichkeiten.
Auch er meinte, man müsse den Dialog anstoßen zwischen Verwaltung,
Politik und Kultur.
Es folgte die Stunde der kulturpolitischen Sprecher. Sie bestätigten
unisono, dass es einen Dialog zwischen Politik, Verwaltung, Bürgern
und Betroffenen seit langem gebe. Den könne man natürlich
intensivieren und verbessern, aber institutionalisiert sei er.
Hervorgehoben wurde die positive Rolle des Kulturamts der Stadt Bonn,
dessen Mitarbeiter fit und willens sowie mit Herzblut dabei seien,
wenn es darum gehe, der Kultur Hilfestellung zu geben und als
Ansprechpartner verfügbar zu sein. Markus Schuck brachte es zu Beginn
seines Redebeitrags auf den Punkt: „Es geht ums Geld.“ Dem
widersprach niemand. Die Geldausstattung der Kulturszene geht
offensichtlich nicht nur, aber auch in Corona-Zeiten, meilenweit am
Bedarf vorbei. Hinzu komme ein akuter Vertrauensmangel des Publikums,
was die zu erzielenden Einnahmen weiter schmälere.
Ob die Stadt da entscheidend einwirken kann, bezweifelten viele im
Publikum, das zum Abschluss der Runde noch Einzelfragen stellen
konnte, aber doch nach Meinung vieler mit etlichen offenen Fragen nach
Hause entlassen wurde.
OB Ashok Sridharan bat den Veranstalter, alle Fragen der Veranstaltung
auch den eingangs zitierten Fragenkatalog aufzuschreiben und
schriftlich einzureichen, Dann hätten alle Kandidaten die
Gelegenheit, ihre Ansichten dazu zu äußern. Der Veranstalter sagte
dies zu.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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