Nobelpreisträger
Prof. Erwin Neher ist zu Gast beim Caesar in Bonn
Bonn - Prof. Erwin Neher hat 1991 gemeinsam mit Prof. Bert Sakmann den
Nobelpreis erhalten. Sein Forschungsgebiet waren die Funktionsweisen
von Ionenkanälen. Solche Kanäle zu nutzen ist beispielsweise
unerlässlich zur Kreation neuer Medikamente. Weil Prof. Neher in
späteren Jahren Direktor des Bonner Caesar (center of advanced
european studies and research) war und ein Teil seiner Forschung zudem
mit Bonn fest verbunden ist, war das Anlass genug für ein Gespräch
mit dem emeritierten Professor, der heute, mit 75, in Göttingen lebt
und weiterhin arbeitet.
Ionen sind elektrisch geladene Teilchen. Sie können Strom leiten. Das
merkt man zum Beispiel dann, wenn man einen Föhn beim Baden ins
Wasser wirft. Dann trifft einen ein elektrischer womöglich tödlicher
Schlag. Nehmen wir ein harmloseres Beispiel: Man bewegt seinen großen
Zeh. Wieso bewegt der sich, wenn man das will?
Vereinfacht gesagt, löst das aus einem Ionenkanal frei gesetzte
Protein einen Nervenimpuls aus. Die Zellmembran, in dem das Protein
steckt, wird porös. Deshalb kann das Eiweiß austreten und elektrisch
auf den Nerv wirken. Der Nervenimpuls wirkt auf den Muskel, der den
Zeh hebt. Soweit das Wirkprinzip.
Um das aber beweisen zu können, muss man das auch messen können. Und
dazu haben Prof. Neher und Prof. Sakmann eine Art Kamera entwickelt.
Die Vorgehensweise nennt man Patch Clamp. Ein Patch ist ein Flicken.
In unserem Fall ein Flicken gebildet aus einer Zellprobe in einer
Pipette. Der wird angesaugt. Clamp ist die Klemme. Diesen Patch kann
man einklemmen, um ihn zu untersuchen, also den Strom zu messen. Die
Ursprungsapparatur, mit der man das machen kann, steht im Deutschen
Museum Bonn. Die Professoren Neher und Sakmann haben eine Methode
entwickelt, die um das 100-fache genauer ist als die Ursprungslösung.
„Heute gibt ein bildgebendes Verfahren, mit dem man Ionenkanäle
durch das Elektronenmikroskop beobachtet“, sagt Prof. Neher.
Die Funktion von Ionenkanälen hat also unmittelbaren Einfluss auf die
Muskeln und Nerven von Tier und Mensch. Man kann also auch etwa die
Wirkung von Medikamenten messen. Und das wird bei der Pharmaforschung
eifrig genutzt. Man weiß zum Beispiel, welche Medikamentenstoffe
negativ auf den Herzrhythmus wirken.
In späteren Jahren hat Prof. Neher das caesar geleitet, als es
umorganisiert wurde und Teil der Max-Planck-Gesellschaft wurde, was es
bis heute ist.
Aktuell beschäftigen Prof. Neher erneut die Ionenkanäle. Diesmal als
Forschungsauftrag der Uni Macau. Er untersucht die Wirkung von
Kräutern der traditionellen chinesischen Medizin auf den menschlichen
Körper. Und womit untersucht er das? Klar, mit Hilfe seiner
Ionenkanäle.
Da Forschungszentrum caesar in der Ludwig-Erhard-Allee untersucht
tierisches Verhalten. Dies oft am Beispiel des Zebrafisches. Man
untersucht das Gehirn dieses Tieres und die sich aus dessen Steuerung
ergebenden Verhaltenswseisen. Rückschlüsse auf menschliches
Verhalten sind greifbar. Damit kann man à la longue die
Neurowissenshaften (Neuroethologie) voran bringen. um irgendwann
einmal zu verstehen, wie das menschliche Hirn funktioniert. Und warum
es beispielsweise Alzheimer gibt. In Bonn forschen 290
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
- Harald Weller
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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