So macht Beethoven Spaß
Projekt „Beat Beethoven“ präsentierte getanzte Stücke
Bonn - (we) „Loop, Beat und Trance haben wir uns als Bewegungsvorbilder
für den Tanz genommen“, erzählt Choreografin Rafaële Giovanola.
Die Frontfrau der Bonner Tanzcompagnie Cocoondance, die seit 20 Jahren
besteht und im Endenicher Theater im Ballsaal ihre Heimstatt hat, ist
eine der Ideengeberinnen dafür, Tanz und die Musik Beethovens
zusammenzuführen.
An 10 City-Stationen gaben insgesamt rund 30 Mitglieder ihrer
Compagnie an drei Tagen ihr Bestes, um Versatzstücke Beethovens
adäquat zu interpretieren. ‚Beat Beethoven‘ heißt das Projekt.
Von ‚Egmont‘ bis zum Klavierkonzert reichten die musikalischen
Themata, die Komponist Jörg Ritzenhoff von der Beethoven- in die
Jetztzeit „transformiert“ hat, wie Rafaële Giovanola formuliert.
Damit solle Beethovens Musik der Jetzt-Generation zugänglich gemacht
werden. Nichts Altbackenes solle zu spüren sein. Die City-Passanten
waren interessiert, als etwa am Bottlerplatz junge Tänzer im
Ganzkörperkondom, pardon, im Morph-Suit, auftraten und per BeatBox
einen modernen ‚Egmont‘ zum besten gaben. „Wir haben uns einen
Boxkampf vorgestellt und die Bewegungen dazu erdacht“, so Rafaële
Giovanola.
Mit dabei in der ersten Reihe: Marco, 18. Er tanzt seit 10 Jahren bei
der Compagnie, „weil‘s Spaß macht und als Ausgleich für die
Schule und anderen Stress.“ Ella ist ganz bei der Sache und strahlt
einfach Freude darüber aus, ihre Inspiration von Beethovens Musik in
Bewegung umzusetzen. „Ich habe geheult, als das Ok der
Jubiläumsgesellschaft fürs Projekt kam“, erzählt Choreografin
Rafaële, die in Normalzeiten mit freien Profitänzern arbeitet.
„Wir wollen als Bonner natürlich auch ein Projekt mit Beethoven
machen“, meint Cocoon-Dramaturg Rainald Endraß. „Und natürlich
den Bonnern zeigen, dass es uns gibt und wir uns des Lebens
erfreuen.“ Er nennt noch eine Besonderheit von BeatBeethoven.
„Während sonst immer zuerst die Choreografie, die Bewegung, da ist
und erst dann die Musik dazu ausgesucht wird, war es hier umgekehrt.
Zuerst kam die Musik und dann haben wir die Choreografie
entwickelt.“
Es waren denn auch vor allem junge Leute, die erst neugierig, dann
gespannt und schließlich happy zuhörten und zusahen, was ihre
überwiegend Gleichaltrigen tänzerisch zuwege brachten. Zum Abschluss
auf der Poppelsdorfer Wiese gab es an den drei Projekttagen jeweils
einen Flash Mob für alle 30 Akteure. Und für viele Zuschauer, die
wahrscheinlich ein hergebrachtes Beethoven-Konzert nicht oder nur mit
Widerwillen besucht hätten. Jörg Ritzenhoff spielte bei der Band
mit, die seinen Beethoven kongenial nahezu charttauglich
interpretierte, und der Spaß, nicht die sonst gern mal spürbare
Ehrfurcht vor dem Großmeister der Tonkunst, überwog bei Weitem. So
macht Beethoven Spaß. Beethovens Musik war bei den Menschen. Beat
Beethoven hat das eindrucksvoll bewiesen.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.