Sportfest auf dem Münsterplatz
Regen von oben - Wasser von unten
Bonn - Beim 44. Sport-Festival der Schwimm- und Sportfreunde Bonn (SSF)
waren die Wasserportabteilungen klar im Vorteil. Es goss teilweise wie
aus Kübeln, während die 24 Abteilungen des mit knapp 10.000
Mitgliedern größten Sportvereins der Bundesstadt auf dem
Münsterplatz zeigten, was sie drauf haben.
Und das ist so viel, dass trotz der nicht idealen Witterung sicher
wieder etwa 20.000 Gäste ihren Weg zu dem Sport-Spektakel fanden. Von
Badminton über Kendo bis zum Tauchen, vom Triathlon bis zum
Wasserball und von der Leichtathletik bis zum Tanzen und Kampfsport
war alles Sportliche vertreten. Das stieß auf reges Interesse von
Kids und Eltern. Auch sportlich interessierte Senioren informierten
sich über die Sportart ihrer Wahl. „Wir sind ein reiner
Breitensportverein“, erklärt Fabian Welt. „Natürlich haben wir
Spitzenkönner, die wir hier auch ehren. Aber es geht bei uns in
erster Linie um Spaß an der Freude.“
Gut, schauen wir uns einige der nicht so bekannten Sportarten an: Da
ist Christian. Der spannt seinen kyudo-Bogen. Der hat eine Spannweite
von 2,30 Metern. Und ist asymmetrisch. Das heißt, der Schwerpunkt ist
nicht mittig, sondern im unteren Drittel des Bogens. „Damit kann man
im Knien schießen. Oder vom Pferd aus“, erklärt Christian. Jörg
zeigt, wie‘s geht: Konzentration, den Bogen hinterm Ohr spannen.
Und: Schuss ... „Konzentration kann man hier gut gebrauchen.“ Und
was findet man dabei? „Entspannung und Ruhe. Man findet zu sich
selbst“, so Christian. Auf 28 Meter schießen sie, die
kyudo-Sportler.
Das, was Martin und Malte machen, ist nicht gerade friedlich. Sie
betreiben kendo, den japanischen Holz-Schwertkampf. „Dabei schwitzt
man ganz schön“, lacht Martin. Der Kampfanzug, mit dem Helm
martialisch anmutend, ist nach 3 Minuten angezogen. Schwitzt man den
nicht furchtbar in der Kutte? „Klar“, sagen beide. Und warum
quält man sich dann so? „Es macht einfach Spaß“, sagen beide.
Keine weitere Philosophie. Ewa 1,5 Jahre harten und vor allem
regelmäßigen Trainings braucht man, um den richtigen Abstand und ein
paar Grundtechniken zu beherrschen. Ansonsten ist alles ritualisiert.
Kein Platz für individuelles Herangehen an den Gegner.
Stefan führt Badminton vor. „Unsere Bälle erreichen bis zu 300
Kilometer pro Stunde. Das hat mit Federball nichts zu tun. Außerdem
schlagen wir so, dass der Gegner den Ball nicht erreicht. Auch das ist
ein Gegensatz zum Federball. Trotzdem: Die Interessenten auf dem
Münsterplatz spielten natürlich Federball. Das Badminton lernen sie
dann im Training. „Wir sind beim SSF aber als Badminton-Abteilung
ein reiner Hobbyclub“, sagt Stefan. Eben für Leute, die Spaß an
der Bewegung haben.
Zu den sportlichen Aktivitäten, zu denen auch die Kanurolle in dem
Wasserbassin auf dem Platz gehörte, kamen Ehrungen für die
Spitzensportler des SSV, viele Mitmachaktionen, politische Prominenz
angeführt von NRW-Minister Joachim Stamp und Bonns OB Ashok
Sridharan. Und jede Menge Wasser. Von oben. Selbst die SSF-Taucher
verzogen sich ins schützende Zelt. Einzig die Wasserballer behielten
die Nerven in ihrem angestammten Element. Sie spielten ihre Bälle im
Regen. Wahrer Sport kennt eben kein schlechtes Wetter.
Dass es auch stoischer geht, zeigte die Tai Chi-Truppe. Mit vielen
anderen Vorführungen, auch vom spektakulären Capoeira,
verabschiedete sich der Sport vom Münsterplatz. Bis zum 45. Festival
des SSF im nächsten Jahr.
- Harald Weller
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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