Bundesbüdchen
Zur feierlichen Neueröffnung waren Presse und Prominenz vor Ort
Bonn - (jc) Viele Menschen kamen zur Neueröffnung des Bonner
Bundesbüdchens, das nur wenige hundert Meter von seinem
Ursprungsplatz im Bundesviertel Bonn aufgebaut ist. Über die
Jahrzehnte ist der ehemalige Kiosk ein Stück Geschichte der
Bundesrepublik Deutschland geworden.
Christel Rausch hat schon 1949 mit einem Karren im Bonner Viertel
gestanden und Obst verkauft. Das Geschäft lief gut und so stand ab
1957 ein schwarz gekachelter, ovaler Kiosk an der damaligen
Görrestraße, genau zwischen Bundeskanzleramt, Bundesamt und
Bundesrat. Zeitungen, Zigaretten, Gummibärchen und belegte Brötchen,
all das kaufte die teils national berühmte Kundschaft.
1984 übernahm Christels Sohn Jürgen Rausch das Büdchen. Bei ihm
ließ Helmut Kohl sich seine Brötchen holen, Joschka Fischer kaufte
dort nach dem Joggen seine Zeitungen. Sogar Friedrich Nowottny löste
Wettschulden der TV-Sendung „Wetten, dass...?“ beim Bundesbüdchen
ein, indem er Würstchen verkaufte.
Besonders war an dem Zeitungskiosk jedoch vor allem die Atmosphäre,
die es, nicht zuletzt durch seinen Besitzer, ausstrahlte. Stefan
Eisel, seiner Zeit 9 Jahre im Kanzleramt und Bundestagsabgeordneter
der CDU, sieht in dem Kiosk einen Ort, der eine vertraute und
familiäre Umgebung geschaffen hat. „2006 gab es von der Stadt keine
Sensibilität für den emotionalen und historischen Wert dieses
Gebäudes“, so Eisel. Er spricht von dem Bauvorhaben des World
Conference Centers Bonn, bei dem das Büdchen im Weg stand. Nur das
Eingreifen des Denkmalschutzes verhinderte den Abriss und lagerte es
stattdessen auf dem Bauhof Bornheim-Hersel ein. Für Rausch, der seit
dem Regierungsumzug 1999 immer mehr Kunden verlor, war der Abbau
seines Kiosks ein harter Schlag.
„Rausch ist 2006 von seinem Hausarzt zu mir geschickt worden“,
berichtete Peter Storsberg, Jürgen Rauschs Anwalt und einer der
Hauptakteure zum Wiederaufbau des Büdchens. „Ich hatte die Idee
für den ‚Förderverein historischer Verkaufspavillon Görrestraße
e.V.‘, daher bin ich automatisch zum Vorstandsvorsitzenden
geworden.“ Mit 22 Mitgliedern und in Koalition mit anderen
städtischen Organisationen hat der Verein die enormen Summen
zusammengetragen, die für den Wiederaufbau nötig gewesen sind. Dass
aus dem Kiosk eine Bäckerei geworden ist, ist der guten
Zusammenarbeit des Vereins mit dem Bonner Bäckermeister Peter Mauel
geschuldet, der am Tag der Neueröffnung persönlich hinter der Theke
stand.
Diese Tätigkeit möchte Jürgen Rausch, inzwischen 64 Jahre alt,
nicht ganz aufgeben. Er will hin und wieder ebenfalls im Büdchen
Brötchen verkaufen. „Das Bundesbüdchen ist ein historisches
Mosaiksteinchen, eine Versinnbildlichung der Geschichte der
Bundesrepublik. Und wie Stefan Eisel bereits sagte: Es gibt keinen
Ort, an dem das Bundesbüdchen sein sollte, wenn nicht im
Bundesviertel Bonn“, erklärte Jürgen Rausch mit Blick auf die
Menschenmenge, die für die Eröffnung gekommen war.
Auf einer kleinen Bühne wurden anschließend Grußworte gesprochen,
Kuchen verteilt und der Sieg gefeiert, nach 14 Jahren, viel
investiertem Geld, einem komplizierten Wiederaufbau und einigen
Gesprächen mit der Stadt vor einem denkmalgerecht renovierten und
historisch wertvollen Stück Bonns zu stehen.
Wer den Kiosk besuchen möchte, findet ihn an der Ecke Heussallee auf
dem Platz der Vereinten Nationen. Da das Bundesbüdchen zwar
funktionsfähig, aber noch nicht komplett fertiggestellt ist, freut
sich der Förderverein auch weiterhin über Spenden. Weitere
Informationen unter www.bundesbuedchen.de.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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