Klimaregion Rhein Voreifel
Gemeinsam das Klima retten
Region - (fes) Kahlschlag im Kottenforst, das fast ausgetrocknete Flussbett
des Rheins im Dürresommer 2018, überflutete Straßen oder
Ernteeinbußen bei den heimischen Landwirten - die Auswirkungen des
Klimawandels sind längst in der Region Rhein-Voreifel
angekommen. Doch die Kommunen der „Klimaregion Rhein-Voreifel“
wollen handeln – gemeinsam.
Und sie werden zunehmen: „Es treten immer mehr Extreme auf. Hatten
wir bislang im Mittel zehn heiße Tage pro Jahr über 30 Grad, werden
es künftig 30 bis 50 sein. Und diese treten nicht vereinzelt auf,
sondern auch schon mal zwei Wochen am Stück.“ Es sind düstere
Schilderungen, die Monika Steinrücke (Geographin und
Geschäftsführerin des Bochumer Klima-, Umwelt- und Planungsbüros
„K. Plan“) im Ratssaal im Bornheimer Rathaus skizzierte. Gemeinsam
mit dem Büro K. Plan und dem Büro Innovation City Management aus
Bottrop erarbeitet die Klimaregion Rhein-Voreifel nun ein
Klimaschutz-Teilkonzept zur Anpassung an den Klimawandel.
Bereits seit 2007 bündelt die „Klimaregion Rhein-Voreifel“ –
bestehend aus den sechs linksrheinischen Kommunen des
Rhein-Sieg-Kreises Alfter, Bornheim, Meckenheim, Rheinbach, Swisttal
und Wachtberg – ihr Engagement zum Klimaschutz. Zahlreiche
Maßnahmen konnten umgesetzt werden, die durch den Klimaschutzmanager
Tobias Gethke koordiniert werden. Jetzt wurden Anpassungsmaßnahmen
geplant.
Darum geht es: Voraussichtlich im Oktober 2020 soll das Konzept mit
den entsprechenden Anpassungsstrategien und konkreten
Handlungsempfehlungen und Analysen zu den am stärksten betroffenen
Gebieten vorliegen. Dazu wird es noch zwei weitere Workshops geben, an
denen sich Bürger, Politiker und Experten beteiligen können. Die
konkreten Termine hierzu werden noch bekannt gegeben.
„Wichtig ist uns Maßnahmen zu entwickeln, die auch machbar,
umsetzbar und bezahlbar sind“, erläuterte Wolfgang Paulus, Leiter
des Bornheimer Umweltamtes. Steht das Konzept, sind die Ausschüsse
und Räte der einzelnen Kommunen gefragt darüber abzustimmen. Einige
mögliche Maßnahmen zeichnete Monika Steinrücke in ihrem Vortrag
auf. So sollte man für Markierungen öffentlicher Fläche, etwa
Parkplätzen, oder auch für den privaten Hausbau eher helle Farben,
Baumaterialien oder Pflastersteine verwenden, die heizen nicht so
stark auf. Dunkle Oberflächen bezeichnete sie als „Hot Spots“,
die sich erwärmen wie Herdplatten. Dadurch kühlt es sich bei
Hitzeperioden vor allem in dicht besiedelten Gebieten nachts kaum ab.
Viele Bürger hätten richtige Heizöfen vor ihren Häusern, wenn sie
ihre „Gärten des Grauens“ zubetonierten oder statt mit Hecken mit
Kunststoffwänden oder Gabionenzäunen umranden würden. Die Kommunen
müssten zudem für Kaltluftschneisen sorgen, damit sich Städte und
Dörfer nicht zu stark erhitzen. Auch ein Hochwassermanagement sei
erforderlich. Denn: „So genannte Jahrhundertereignisse werden
künftig immer öfter auftreten. Jedes Jahr ist mindestens eine
Kommune in NRW von Starkregen und Hochwasser betroffen.“ In der
anschließenden Diskussion lobte Rheinbachs Bürgermeister Stefan
Raetz die interkommunale Zusammenarbeit zu dem Thema: „Früher
hörte das Thema an den Gemeindegrenzen auf. Das
Klimaanpassungskonzept sollten wir als Chance begreifen.“ Ein
Landwirt aus der Region sprach von „vielen Konflikten“, die nicht
nur auf dem Rücken der Bauern ausgetragen werden sollten: „Wir
brauchen auch die Unterstützung der Bevölkerung“. Bornheims
unabhängiger Bürgermeisterkandidat Christoph Becker forderte ein
„Change Management“: „Wollen wir eine ökologische
Landwirtschaft, können wir in den Hofläden saisonal einkaufen“. Er
war überzeugt: „Wir werden immer mehr Menschen mitnehmen können,
um etwas zu verändern.“ Monika Wolf-Umhauer, Fraktionsvorsitzende
der FDP Swisttal, wünschte sich konkrete Empfehlungen für Bauherren,
die dann auch in den Bebauungsplänen umgesetzt werden können. Sonia
Theimann von den Grünen in Alfter kritisierte die zunehmende
Flächenversiegelung durch den Bau neuer Gewerbegebiete, etwa bei den
wertvollen Böden des geplanten Gewerbegebietes Alfter-Nord.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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