Ortstermin
Ein Weinberg aus Bierlaune

Die Hobby-Winzer Rolf Köllen (li.) und Horst Meul nach der Weinlese. Drei Fässer mit gepressten Trauben ergeben etwa 160 Flaschen „Grefrather Marientropfen“. | Foto: Lars Kindermann
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  • Die Hobby-Winzer Rolf Köllen (li.) und Horst Meul nach der Weinlese. Drei Fässer mit gepressten Trauben ergeben etwa 160 Flaschen „Grefrather Marientropfen“.
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Grefrath - Selbst für Kenner der deutschen Weinszene ist der Rhein-Erft-Kreis
ein weißer Fleck auf der Landkarte. Weinanbaugebiete wie Mosel,
Pfalz, Franken und Ahr kennt jeder, aber nur die wenigsten wissen,
dass auch in Frechen-Grefrath Wein angebaut wird.

Am Rande des Rekultivierungsgebiets am Marienfeld kümmern sich die
Hobbywinzer Horst Meul und Rolf Köllen gemeinsam um ihren kleinen
Weinberg.

Vier Winzerfamilien

Ausgerechnet aus einer Bierlaune heraus wurde vor 22 Jahren die
ungewöhnliche Idee geboren: An dem Tresen der Grefrather Gaststätte
„Im Fuchsbau“ beschlossen Meul und seine ehemaligen Kollegen Willi
Köllen, Günther Lövenich und Karl-Heinz Spanka eine
Winzergemeinschaft zu gründen und einen Weinberg anzulegen.

Jede Winzerfamilie pflanzte 99 Rebstöcke der widerstandsfähigen
Sorten Müller-Thurgau und Kerner. „Der Ertrag war am Anfang
mickrig“, erinnert sich Meul. „Als wir mit unseren paar Trauben
beim Winzer in Ürzig ankamen, hat der nur gelacht und gesagt: Horst,
wir brauchen eine kleinere Presse!“ Diese wurde im Moselort gefunden
und die ersten 30 Flaschen „Grefrather Marientröpfchen“ gekeltert

Weinfest mit Weinkönigin

Die Grefrather Weintradition war geboren. Beim jährlichen Weinfest
wurden sogar Weinkönigin und Bacchus gekürt. In den Folgejahren nahm
auch der Ertrag deutlich zu. Meul: „Zwischenzeitlich waren es mal
600 Flaschen.“

Ein Jahr ohne Wein

Nach 15 Weinfesten war plötzlich Schluss: „Mehltau“ ein
aggressiver Pilz befiel die Weinreben und ließ eine Ernte komplett
ins Wasser fallen. Gründerväter wurden krank und starben. Übrig
geblieben ist nur der heute 77 Jahre alte Horst Meul. Tatkräftig
unterstützt wird er von Rolf Köllen, der die Pflichten seines
verstorbenen Vaters Willi Köllen übernommen hat.

Vandalismus nimmt zu

Und Arbeit gibt es genug: „Es beginnt im Frühjahr mit dem
Rückschnitt der Rebstöcke. Das ist eine Kunst für sich“, gesteht
Köllen, der überzeugt ist: „Im nächsten Jahr fällt mir das schon
leichter!“ Anschließend muss der Weinberg vier Mal im Jahr von Gras
und Unkraut befreit werden, die Rebstöcke gespritzt und die Trauben
mit Netzen vor Vögeln geschützt werden.

Ein immer größeres Problem stellen Umweltverschmutzung und
Vandalismus dar. Immer wieder wird das Gelände als Partystandort
missbraucht. „Erst vor wenigen Tagen haben sie hier wieder gefeiert
und wirklich alles zurück gelassen. Darunter zwei aufgestellte
Pavillons, einen neuwertigen Grill, jede Menge Alkohol und
Essensreste. Und keiner hat etwas gesehen. Dabei gibt es hier doch so
viele Fahrradfahrer, Jogger und Hundespaziergänger“, ärgert sich
Köllen.

Die Arbeit blieb wieder an den Hobby-Winzern hängen.

Horst Meul: „Ich habe das mal alles zusammen getragen: Jeder von uns
investiert im Jahr 137 Arbeitsstunden in den Berg.“ Wenigstens bei
der Weinlese können die beiden auf ein eingespieltes Team an
Erntehelfern zurückgreifen. Und nach getaner Arbeit gibt es Kaffee,
Kuchen und natürlich Wein aus eigenem Anbau.

Halbtrockener Hauswein

„Heute keltern wir Kerner und Müller-Thurgau nicht mehr getrennt,
sondern zusammen. Heraus kommt ein schmackhafter, halbtrockener
Hauswein“, erklärt der 77-Jährige. In diesem Jahr konnten nur drei
Fässer geerntet werden. Köllen: „Wir hatten mit fünf gerechnet.
Aber der Oechsle-Grad (Mostgewicht) ist mit 85 vielversprechend.“

Die rund 160 Flaschen „Marientröpfchen“ werden gerecht zwischen
den beiden Winzerfamilien aufgeteilt.

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- Lars Kindermann

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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