GP von Belgien
Die Motoren dröhnen auf der "Achterbahn"

Start frei zur "Achterbahnfahrt" : Wie an einer Perlenschnur aufgereiht rasen die Boliden nach dem Start mit Vollgas bergab durch die berüchtigte "Eau-Rouge-Senke" und die belgischen Ardennen. | Foto: Lukas Gorys
  • Start frei zur "Achterbahnfahrt" : Wie an einer Perlenschnur aufgereiht rasen die Boliden nach dem Start mit Vollgas bergab durch die berüchtigte "Eau-Rouge-Senke" und die belgischen Ardennen.
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Spa-Francorchamps - Während der mehrwöchigen Sommerpause der Formel 1 standen auch in
den Formel 1-Fabriken "alle Räder still". Die Teammitglieder und
Fahrer nutzten den "Shutdown", um in unterschiedlichen Urlaubsorten,
oder auch nur entspannt zuhause mit der Familie, neue Kräfte zu
tanken. Zwölf von insgesamt einundzwanzig Rennen sind gefahren, an
diesem Wochenende dröhnen endlich wieder die Motoren, wenn die
Vollgaselite beim GP von Belgien auf dem Ardennenkurs von
Spa-Francorchamps zum 13. Rennen der Saison die zweite Saisonhälfte
einläutet.

Während der verordneten Sommerpause drehten sich aber zumindest
abseits der Rennpisten hinter den Kulissen "die Räder weiter":
Zunächst überraschte die Meldung, dass der Australier Daniel
Ricciardo zum Saisonende das Red-Bull-Team verlässt und ab 2019 an
der Seite von Nico Hülkenberg für das Renault-Werksteam startet. 
Als jetzt auch noch Fernando Alonso seinen Rückzug aus der Formel 1
zum Jahresende bekannt gab, nahm das "Fahrerkarussell" ordentlich
Fahrt auf. Für den 37-jährigen zweifachen Weltmeister soll ab 2019
Carlos Sainz Junior im McLaren-Cockpit Platz nehmen. Fernando Alonso
verlässt damit nach 17 Jahren die Königsklasse des Motorsports.

Sein Debüt gab der Spanier 2001 beim GP von Australien, wurde 2005
und 2006 Weltmeister mit Renault, fuhr in bislang 303 Rennen 32 Siege
ein und stand insgesamt 97 Mal auf dem Podium. Von 2010 bis 2014 fuhr
er für die Scuderia, sein letzter Sieg gelang ihm denn auch in einem
Ferrari bei seinem Heim-Grand Prix in Barcelona im Jahr 2013. Nach
zuletzt glücklosen Jahren in der Formel 1, will er jetzt in anderen
Rennserien fahren, startete so im Vorjahr erstmals in den USA bei den
"Indy 500", gewann dieses Jahr in einem Toyota die 24 Stunden von Le
Mans. Vergangenes Wochenende siegte er zwar auch beim WEC 6-Stunden
Langstreckenklassiker in Silverstone, sein Team wurde allerdings
nachträglich disqualifiziert, weil der Unterboden des Toyotas
offenbar  nicht dem Reglement entsprach.  Fernando Alonso, ein
"Vollblut-Racer", der zwar auch gerne polarisiert, der Formel 1 wird
er aber fehlen.

An diesem Wochenende werden aufgrund der Nähe zu Deutschland nicht
nur wieder viele deutsche Fans in "Michael Schumacher Wohnzimmer" in
Spa-Francorchamps erwartet, es werden auch Tausende niederländische
Fans regelrecht  im benachbarten Belgien "einfallen", um dort ihr
Sportidol Max Verstappen entsprechend anzufeuern. Der Red-Bull-Pilot
hat in den Niederlanden inzwischen einen ähnlich großen "Fan-Kult"
ausgelöst, wie einst Michael Schumacher in Deutschland. "Schumi"
feierte bekanntlich am 2. September 2012 in "seinem Wohnzimmer" 
seinen 300. Grand-Prix. Dort fuhr er am 25. August 1991 auch sein
erstes Formel-1-Rennen  und  ein Jahr später seinen ersten Sieg auf
dieser Strecke ein, insgesamt sechs Mal gewann er in Spa. Für Max
Verstappen ist das Rennen in Spa quasi sein Heimrennen, "Oranje" wird
daher an diesem Wochenende das Bild rings um die Rennstrecke sein.

Der Traditionskurs in den belgischen Ardennen ist die längste und
eine der wenigen verbliebenden "richtigen" Rennstrecken im F1
Kalender. Die Fahrer zollen dem Kurs größten Respekt und lieben es
dort zu fahren, rund 84.000 Zuschauer finden rund um die Strecke
Platz. Wegen der Höhendifferenz im Streckenverlauf von insgesamt etwa
100 Metern und den zahlreichen Kurven, in denen hohe Fliehkräfte
auftreten, trägt die Strecke auch den Beinamen
„Ardennen-Achterbahn“. Seit 1925 wird dort mit einigen
Unterbrechungen der Große Preis von Belgien ausgetragen; seit 1950
als Formel-1-Weltmeisterschaftslauf.

Auch für Sebastian Vettel, der im Ferrari vor dem Rennen am Sonntag
mit 24 WM-Punkten hinter dem Führenden Lewis Hamilton auf Rang Zwei
liegt, ist Spa immer eine große Herausforderung. Zwei Mal siegte
Vettel hier  in den Jahren 2011 und 2013 in einem Red-Bull, im
Vorjahr wurde er im Ferrari hinter Lewis Hamilton im Mercedes Zweiter.
Hamilton stand hier bereits drei Mal ganz oben auf dem Podium,
Ferrari-Pilot Kimi Räkkönen sogar schon vier Mal: 2004 und 2005 in
einem McLaren, 2007 und 2009 siegte der Finne in einem Ferrari.

Mit einem Vollgasanteil von 72 Prozent und Spitzengeschwindigkeiten
jenseits der 320 Stundenkilometer Marke ist der Kurs in den Ardennen
auch einer der schnellsten im Kalender. Alleine sechs der neunzehn
Kurven werden mit über 250 Stundenkilometern gefahren, die
legendäre Eau-Rouge-Kurve  bergab wird immer noch mit Vollgas
genommen, danach geht`s im Blindflug bergauf  durch die 
Malmedy-Schikane und die superschnelle Pouhon-Kurve. Es ist
tatsächlich wie "Achterbahn fahren", die Piloten und Boliden müssen
enorme Fliehkräfte meistern.

Hinzu kommen oft Wetterkapriolen, es kann "oben" auf dem Berg regnen
und "unten" ist die Piste wieder trocken. Die Vorhersagen für das
Wochenende liegen derzeit bei 70 Prozent Regen und Temperaturen nur
noch um die 16 Grad!

Als Favoriten werden am Sonntag auch wieder Mercedes und Ferrari
gehandelt, allerdings darf man den "Heimvorteil" von Max Verstappen
nicht unterschätzen. Die Oranje-Fans und der  Red-Bull-Slogan "Gives
You Wings" dürften ihn jedenfalls entsprechend "befügeln", hin zum
vielleicht ersten Sieg in "seinem Wohnzimmer".

 

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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