Zahnarztpraxis im Coronamodus
Ein Restrisiko bleibt immer

Die Mitarbeiterinnen in der Zahnarztpraxis von Heather Bergfeld sind ein gut eingespieltes Team. | Foto: Bergfeld
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Erftstadt-Dirmerzheim (gr). Als Zahnarzt oder -ärztin in Zeiten des
Coronavirus arbeiten? Wie das aussieht, berichtet uns Heather
Bergfeld, die seit 25 Jahren ihre Zahnarztpraxis in
Erftstadt-Dirmerzheim hat, und fünf Mitarbeiterinnen beschäftigt.

Sie beginnt ihren Bericht mit einem dringenden Appell: „Wer dringend
eine Zahnbehandlung braucht, soll seinen eigenen Zahnarzt
kontaktieren, der den Patienten gut kennt, und nicht zum Notdienst
gehen.“ Auch Bergfeld behandelt nur eigene Patienten, da ihre
Kapazitäten seit längerer Zeit ausgeschöpft sind. Sie beschreibt
die Situation als „total ungewohnt“. Sie nimmt, seitdem Schulen
und Kitas geschlossen wurden, nur noch Notfälle an, keine positiv
Getesteten oder Menschen in Quarantäne, behandelt nur ein bis zwei
Patienten am Tag und sorgt für einen schnellen Durchlauf in der
Praxis. Das Wartezimmer ist leer, es gibt keinen Lesestoff, kein
Spielzeug, der Patient soll die Praxis schnellstmöglich wieder
verlassen. „Jeder Patient ist ein potenziell Infizierter, und wir
sind potenzielle Weitergeber des Virus. Ich muss meine Mitarbeiter,
meine Patienten und auch mich schützen“, berichtet Bergfeld. Für
jeden Notfallpatienten hat sie einen kleinen Fragebogen vorbereitet,
in dem sie etwa abfragt, ob die Person in einem Risikogebiet war,
Fieber hat oder Kontakt mit Infizierten hatte. Dabei ist ihr klar:
„Ein Restrisiko bleibt immer.“ Denn die Abstandsregelung greift
bei der Behandlung nicht, der feine Nebel von Aerosolen aus Wasser,
Speichel und eventuell auch Blut lässt sich nicht ganz vermeiden. Die
Praxis zu schließen wäre keine Option. Das wäre nur im
Quarantänefall möglich, denn der Sicherstellungsauftrag bei einer
Kassenzulassung bedeutet, dass die Praxis geöffnet sein und im
Urlaubsfall eine Vertretung organisieren muss. „Meine Patienten
haben Verständnis und sind dankbar, dass wir im Notfall für sie da
sind.“

In der Praxis wird die „gewonnene“ Zeit kreativ genutzt,
Mitarbeiterinnen intern geschult am PC und Abrechnungsvorgängen.
„Ich bezahle alle Mitarbeiterinnen voll weiter, gebe auch frei, wenn
Kinderbetreuung erforderlich ist. Im April schließen wir planmäßig
für zwei Wochen wegen Urlaubs. Ab Mai werde ich Kurzarbeitergeld
beantragen, die Summen aber auf eigene Kosten auf die volle Höhe
aufstocken, damit die Mitarbeiterinnen keinen Verlust haben. „Ich
selbst war in den 25 Jahren nur anderthalb Tage krank. Dafür bin ich
dankbar und möchte etwas von diesem Glück, das ich hatte,
zurückgeben.“

Die Mitarbeiterinnen in der Zahnarztpraxis von Heather Bergfeld sind ein gut eingespieltes Team. | Foto: Bergfeld
Den Sicherheitsabstand einzuhalten ist bei der Zahnbehandlung nicht möglich. | Foto: Bergfeld
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