Carl-Schurz-Medaille für Talita Kumi
Überraschung zum 30. Geburtstag
In diesem Jahr feiert der Ökumenische Arbeitskreis Talita Kumi
sein 30-jähriges Bestehen. Im Rahmen der Feierlichkeiten verlieh
Bürgermeister Volker Erner dem Verein die Carl-Schurz-Medaille 2017.
Mit dieser höchsten Auszeichnung der Stadt ehrt der Rat der Stadt
Erftstadt die Preisträger für den langjährigen ehrenamtlichen
Einsatz für Mädchen und junge Frauen in Ecuador, die auf der Straße
leben oder von Risikosituationen bedroht sind.
Erftstadt-Lechenich (cs). Eigentlich sollte Bürgermeister
Erner beim Talita-Kumi-Tag im Schulzentrum Lechenich „nur“ ein
Grußwort zum runden Jubiläum sprechen. Doch der erste Bürger der
Stadt hielt nicht allein eine Laudatio auf das Wirken des
Arbeitskreises, sondern hatte für den Verein eine besondere
Überraschung parat: „Ich freue mich ganz außerordentlich“, so
Volker Erner, „dass ich heute die Ehre habe, Ihnen, dem
Ökumenischen Arbeitskreis Talita Kumi, die Carl-Schurz-Medaille
verleihen zu dürfen. Ihr langjähriges, nachhaltiges und mehr als
beeindruckendes Engagement für die Straßenkinder in Quito, Ecuador,
hat das Auswahlgremium, bestehend aus meinen beiden Stellvertretern
Theo Mechernich und Alfred Zimmermann sowie meiner Person, sehr
überzeugt.“
1987, vor 30 Jahren, wurde die Initiative in Quito, der Hauptstadt
Ecuadors, von Padre Paco, Madre Isabel und Thekla Amen ins Leben
gerufen. Über die private Bekanntschaft der Familie Amen mit der
Erftstädter Familie Göhring fand das Projekt schnell in Erftstadt
Fuß. Ein Arbeitskreis wurde gebildet, erst mit der evangelischen
Kirche, dann auch mit der katholischen Kirchengemeinde. 2004 ging aus
dem Hilfsprojekt der gemeinnützige Verein Ökumenischer Arbeitskreis
Talita Kumi mit aktuell 130 Mitgliedern und deutschlandweit fast 800
Unterstützern hervor.
Talita Kumi kümmert sich um Mädchen im Alter von zwölf bis 18
Jahren, die auf der Straße leben. „Wir konzentrieren uns auf die
Arbeit mit Mädchen“, so der Vorsitzende Hermann Göhring, „da es
entsprechende Projekte für Jungs bereits gab.“ Der Verein
unterstützt den Betrieb von zwei Einrichtungen – der Häuser 1 und
2 in Quito Sur und in Tumbaco, einem Vorort der ecuadorianischen
Hauptstadt. Das Haus 1 nimmt die Mädchen und jungen Frauen in den
ersten zwei bis drei Monaten auf. Im Haus 2 erhalten die Mädchen eine
schulische Ausbildung, psychologische Betreuung und weitere
Unterstützungsangebote. „Alles findet auf freiwilliger Basis
statt“, betonte der stellvertretende Vorsitzende Stefan
Bodenbrenner, „die Mädchen können selbst entscheiden, welche
Hilfestellungen sie annehmen wollen.“ In den letzten 20 Jahren wurde
auf diese Weise rund 1.500 Straßenkindern geholfen. Für die Jahre
davor existieren keine Zahlen mehr. Es dürfte sich nach den
Schätzungen des Schatzmeisters Daniel Dördelmann aber um eine
ähnliche Zahl von Mädchen und jungen Frauen gehandelt haben.
Einen Höhepunkt der Feierlichkeiten stellte das Konzert des Chores
„Neue Wege“ unter der Leitung von Johannes Speckamp dar. Die
Musikaufführung bildete gleichzeitig den Auftakt zu einem
Spendenmarathonjahr, das mit einem Konzert am Vorabend des
nächstjährigen Citylaufes zu Ende geht und von zahlreichen Aktionen
begleitet wird. Die Erlöse des Talita-Kumi-Tages und die des
Spendenjahres fließen dem Baukonto des Vereins zu, der mit diesen
Mitteln eine außerplanmäßige Investition in das Haus 1 decken will.
„Über unsere Mitgliederbeiträge und die Einnahmen aus dem Verkauf
des Talita-Kumi-Adventskalenders, der in diesem Jahr zum 13. Mal
erscheint, können wir nur die laufenden Betriebskosten der Häuser
finanzieren“, erklärte Daniel Dördelmann. Der Schatzmeister wies
in diesem Zusammenhang auf das Talita-Kumi-Spendenhaus hin: Für 20
Euro kann ein Baustein erworben werden. Alle Informationen zu dieser
Aktion wie auch zum Verein, der noch Mitstreiter und Mitstreiterinnen
sucht, finden Interessierte unter www.talitakumiev.de
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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