Freie Waldorfschule Erftstadt baut Saal
Viele kleine Spenden für ein großes Projekt

Matthias Nantke, Ute Kehl, Harry Wehner, Alfons Thelen-Brücher, Andrea Errenst und Lennart Kehl (v. l. n. r.) setzen sich für den Bau eines Saals für die Waldorfschule ein und hoffen auf viele Spender und Spenderinnen. | Foto: Claudia Scheel
  • Matthias Nantke, Ute Kehl, Harry Wehner, Alfons Thelen-Brücher, Andrea Errenst und Lennart Kehl (v. l. n. r.) setzen sich für den Bau eines Saals für die Waldorfschule ein und hoffen auf viele Spender und Spenderinnen.
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Erftstadt-Liblar - (cs) 27 Jahre nach ihrer Gründung plant die Freie Waldorfschule
Erftstadt den Bau eines Saals für die zahlreichen im Schulkonzept
vorgesehenen Aufführungen. Um das erforderliche Eigenkapital von
200.000 Euro zu beschaffen, geht die Schule einen außergewöhnlichen
Weg: Sie hat eine Crowdfunding-Aktion ins Leben gerufen. Sagen und
Märchen für die jüngeren Schulkinder, Textcollagen und
fremdsprachige Musicals für die älteren Schüler,
Theateraufführungen in der sechsten, achten und zwölften Klasse,
Solo-, Gruppen- und Klassenauftritte bei den Künstlerischen
Abschlussfeiern oder Schulfesten – mehr als 30 Aufführungen
entstehen Jahr für Jahr im Unterricht der Freien Waldorfschule
Erftstadt. „Gemeinsame Veranstaltung gehören in der
Waldorfpädagogik zum Profil“, berichtete Lehrerin Andrea Errenst,
„die Vorführungen tragen zur künstlerischen und sozialen
Persönlichkeitsbildung der Schüler und Schülerinnen bei.“

Bislang fanden diese Veranstaltungen in der Multifunktionshalle statt.
Bei deren Bau vor fast 20 Jahren war eine Nutzung für
Schulaufführungen zwar berücksichtigt, die Turnhalle mit einer
Bühne an der Schmalseite ausgestattet worden. In der Praxis aber
litten und leiden die Aufführungen dort unter schlechter Sicht und
unzulänglicher Akustik. Zudem muss in Probenzeiten der
Sportunterricht entfallen oder ausgelagert werden. „Bis zu zwei
Wochen lang heißt es dann Sport treiben bei Wind und Wetter im
Freien“, schilderte Zwölftklässler Lennart Kehl das seit Jahren
währende Dilemma. „Der Wunsch nach einem eigenen Raum und einem
würdigen Rahmen für kulturelle Vorführungen besteht daher schon
lange“, ergänzte Ute Kehl vom Saalbaukreis, einer Initiative von
Lehrern und Eltern, die das Bauprojekt mitträgt und vor der
Schulgemeinschaft mitverantwortet. Bereits bei Aufnahme des
Schulbetriebs im Jahre 1990 hatte das architektonische Gesamtkonzept
der Waldorfschule die Errichtung eines Saalbaus vorgesehen. Der Bau
weiterer Klassenräume, der Mensa oder Schulküche war zunächst aber
vordringlicher. 1998 wurde das Kunstgebäude mit Atelier, Werk- und
Eurythmieräumen fertiggestellt, an das der neue Saal angebaut werden
soll. Der Saalbau soll einen Vorbereitungsraum mit eigenem Ausgang
erhalten, nach Bauschluss kann durch Entfernen der jetzigen
Außenmauer der Flur des Kunstgebäudes als Foyer genutzt werden.

„Angedacht ist ein Raum von 765 Quadratmetern Nettogrundfläche
inklusive Requisitenraum und Lüftungsanlage über der Bühne“,
stellte Architekt Harry Wehner die Planungen vor. Das am höchsten
Punkt rund elf Meter und in der Länge 15 Meter zählende Gebäude
wird über 406 Sitzplätze, verteilt auf zwölf ansteigende
Sitzreihen, verfügen. Darüber hinaus ist der Saal multifunktionell
angelegt; die ersten sechs Sitzreihen lassen sich bei Bedarf – etwa
für den Abschlussball – abmontieren. Ein Akustik-Fachmann soll eine
effiziente Akustikdecke planen.

Die Freie Waldorfschule verspricht sich von dem Projekt eine
Strahlwirkung nach außen. In erster Linie soll der Saalbau, so der
für die Öffentlichkeitsarbeit zuständige Lehrer Alfons
Thelen-Brücher, das Problem der Sport- und Probenzeiten lösen. Neben
der Arbeit mit den über 400 Schülern könnte der neue Bau auch dazu
dienen, Kultur in die Schule zu tragen und das Erftstädter
Kulturprogramm zu erweitern.

Aktuell geht Matthias Nantke, Geschäftsführer der Freien
Waldorfschule Erftstadt, von Gesamtkosten in Höhe von 2,1 Millionen
Euro aus. Ein Großteil davon soll über ein Hypothekendarlehen
finanziert werden, das durch monatliche Zuschüsse des Landes NRW
gedeckt ist. 200.000 Euro Eigenkapital muss die Schule aufbringen, um
Mitte nächsten Jahres mit den Baumaßnahmen beginnen zu können. Ein
Viertel dieser Summe soll durch Crowdfunding beschafft werden. „Die
Idee dahinter ist, über viele kleine Spenden möglichst vieler
Spender eine große Summe zusammenzutragen“, so Jürgen Großer vom
Team Crowdfunding. Daher wurde im Internet eine entsprechende Website
gestartet. Unter www.startnext.com/saal findet sich neben der
Möglichkeit zur Spende auch ein eigens für das Projekt gedrehter
Imagefilm, das jeweils aktuelle Spendenbarometer und eine Übersicht
der „Dankeschöns“ – der verschiedenen, von Eltern ehrenamtlich
offerierten Bildungsangebote, die für einen bestimmten Spendenbetrag
erworben werden können. Die Crowdfunding-Aktion läuft über 90 Tage.
Kommen die beabsichtigten 50.000 Euro in dieser Zeit nicht zusammen,
gehen alle Spenden an die Spender zurück.

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RAG - Redaktion

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