Rohmedräjer richten Gedenkstätten in Bliesheim ein
Wiedersehen nach über 40 Jahren

Foto: Claudia Scheel

Erftstadt-Bliesheim - (cs). Dank des Rohmedräjer-Clubs erinnern zwei Gedenkstätten an die
Historie der 1945 eingerichteten Behelfswohnstätte Lauerbusch. Im
Beisein ehemaliger Bewohner fand die Einweihung nun an der unteren
Gedenkstätte an der Merowingerstraße, unweit von Haus Buschfeld,
statt. Der Lauerbusch, ein 8,3 Hektar großes Waldstück auf der
Bliesheimer Höhe, diente während des Zweiten Weltkriegs als
Munitionsdepot der Wehrmacht. Zu Kriegsbeginn wurden dort 18 Gebäude
– ein steinernes Kommandantur- und Verwaltungsgebäude sowie 17
Munitionsbunker aus Stahlbeton – errichtet. Aus Mangel an Wohnraum
wies das Amt Bliesheim nach Kriegsende die noch bestehenden 14
Luftschutzräume und das Verwaltungsgebäude mehreren
Flüchtlingsfamilien als Unterkunft zu.
Die neuen Bewohner bauten ihre Bunker nach Bedarf um und aus,
mittendrin entstand für die Kinder eine Fahrradrennbahn. Das Gelände
barg jedoch auch Gefahren: Über das Waldstück verteilt lagerte noch
nicht entsorgte Restmunition. Als sich 1967 der vierte tödliche
Unfall ereignete, beschloss man die Auflösung der Behelfswohnanlage.
1969 endgültig geräumt, wurde das Areal von allen Munitionsresten
befreit, renaturiert und 1988 unter Naturschutz gestellt.
„Vor etwa zwei Jahren haben wir uns entschieden, eine Gedenkstätte
als Erinnerung an den Lauerbusch, der 24 Jahre lang als
Behelfswohnstätte für 300 Menschen diente, zu errichten“,
berichtete Willi Pütz. Eingeladen hatte der Rohmedräjer-Vorsitzende
62 ehemalige Bewohner des Lauerbuschs, die er hatte ausfindig machen
können. Gut 20 von ihnen folgten der Einladung. Die Gedenkstätte an
der Merowingerstraße besteht aus einem Einmannbunker und einer schön
bebilderten Tafel, die die Geschichte des Lauerbuschs und seiner
Bewohner nachzeichnet. Eine identische Tafel findet sich am zweiten
Eingang des Geländes. Für die Aufstellung der Tafeln hatte sich
Rohmedräjer-Schriftführer Bernd Kremer eingesetzt. So mancher
Besucher erkannte sich auf den Fotografien der Gedenktafel wieder,
etwa der heute in Lechenich wohnende Wilfried Plewnia, damals 14 Jahre
jung: „Da, wo ich stand, wurde bei den Räumarbeiten eine Bombe
gefunden. Ich bin mit meinem Fahrrad quasi über Bomben gefahren.“
Die Gedenkstätte diene, so Bürgermeister Volker Erner in seiner
Ansprache, einem doppelten Zweck: Der Rohmedräjer-Club wolle über
die Vergangenheit dieses historischen Ortes aufklären, zugleich auch
ein Mahnmal für die Zukunft schaffen: „Der Lauerbusch soll uns und
künftigen Generationen vor Augen führen, dass sich die schrecklichen
Ereignisse des Zweiten Weltkrieges nicht wiederholen dürfen.“ Daher
habe er sich dafür stark gemacht, einen der drei Einmannbunker, die
vor rund zwei Jahren bei Rodungsarbeiten in Liblar entdeckt worden
waren, der Gedenkstätte zu überlassen. Zwei baugleiche Bunker hatten
einst im Lauerbusch gestanden.
Im Anschluss an die Grußworte von Erner und Pastor Willi Hoffsümmer,
der die Gedenkstätte einsegnete, fand ein Umtrunk zum Austausch von
Erinnerungen statt.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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