Rücktritt
Kall wählt 2017 neuen Bürgermeister
Kall - (pp). Aus gesundheitlichen Gründen will sich der Kaller
Bürgermeister Herbert Radermacher (63) im kommenden Jahr von seinem
Amt zurückziehen. Das kündigte der Verwaltungschef Donnerstagabend
in einem Gespräch den Fraktionsvorsitzenden des Kaller Gemeinderates
an.
Es spielen ausschließlich gesundheitliche Gründe eine Rolle. Seine
Ärzte haben dem Bürgermeister angeraten, sich zurückzunehmen und
nicht bis zum Ende der regulären Legislaturperiode 2020 im Amt zu
bleiben. „Und diesen Job macht man zu 100 Prozent oder gar nicht“,
erklärte Radermacher am Freitagmorgen gegenüber Pressevertretern.
Neben der regulären Arbeitszeit, die meist bei 50 Stunden liege,
kämen noch etliche Wochenendtermine hinzu. „Das schlaucht ganz
schön“, so Radermacher. Das genaue Ausscheidungsdatum kann noch
nicht genannt werden.
Mit seiner frühzeitigen Verzichtserklärung gibt Herbert Radermacher
den Weg zu einer Neuwahl des Kaller Bürgermeisters frei. Als Termin
für eine gemeinsame Wahl könnte sich Radermacher die
NRW-Landtagswahl Mitte Mai oder die Bundestagswahl im September 2017
vorstellen. Das würde Kosten sparen, aber „die Entscheidung
darüber, wie der Zeitplan und das Prozedere aussehen sollen“, so
der Bürgermeister, hätten jetzt „ausschließlich die Fraktionen im
Rat“.
Am Freitagmittag teilte er seine Entscheidung in einer
Mitarbeiterversammlung einem Großteil der insgesamt 140
Gemeindebeschäftigten mit.
Der am 27. Dezember 1952 in Benenberg geborene Radermacher kommt aus
einer für das Gemeinwohl engagierten Familie. Sein Vater Michael
Radermacher war seit dem Krieg und bis zur kommunalen Neugliederung
1969 Bürgermeister der damals flächengrößten, aber
einwohnerärmsten NRW-Kommune Wahlen. Kurze Zeit gehörte er noch dem
Rat der neuen Großgemeinde Kall an.
Herbert Radermacher wuchs mit zwei Geschwistern auf, besuchte
zunächst die Volksschulen Krekel und Sistig und schließlich die
Handelsschule Kall. Danach wurde der junge Benenberger Auszubildender
in der Gemeindeverwaltung Kall, wo er über die Lehre hinaus insgesamt
13 Jahre tätig war. Fachoberschule und Studium schloss der junge
aufstrebende Kommunalmitarbeiter auf dem zweiten Bildungsweg ab.
Nach der Zwischenstation bei einem Bundesverband in Köln trat Herbert
Radermacher 1985 in die Dienste der früheren Kreisstadt Schleiden.
Dort war er in der Bauverwaltung, Personalverwaltung und schließlich
in der Finanzverwaltung als Kämmerer tätig.
Im Jahre 2007 gewann ihn die Union als Kandidat für die
Bürgermeisterwahl 2007 nach Kall zurück. Herbert Radermacher gewann
diesen Urnengang tatsächlich am 25. November 2007 mit 53 zu 47
Prozent gegen seinen FDP-Mitbewerber Franz-Albert Groß. Sein
größter politischer Triumph war dann 2013 seine Wiederwahl als
Kaller Bürgermeister gegen die FDP-Mitbewerberin Petra Kanzler mit 73
Prozent aller Stimmen.
An Spekulationen über mögliche Nachfolger werde er sich nicht
beteiligen, so der scheidende Kaller Bürgermeister. Andere Gründe
außer der Gesundheit - etwa im politischen oder privaten Umfeld -
gebe es nicht.
Radermachers Politik war eingegrenzt von dem engen finanziellen
Spielraum der Gemeinde. Solidität ist ihm ein hohes Gut, das Bemühen
des Bürgermeisters, ein Abgleiten der Gemeinde in ein
Haushaltssicherungskonzept zu vermeiden, ist bis heute von Erfolg
gekrönt.
Große kanalbautechnische Maßnahmen wie die Beseitigung des
Fremdwassers in Wahlen, im Gewerbegebiet, in der Hüttenstraße in
Kall und zurzeit noch in Rinnen sowie die damit einhergehenden
Straßenbaumaßnahmen wurden in Radermachers Amtszeit von Rat und
Verwaltung gestemmt.
Mit dem planungsrechtlichen integrierten Handlungskonzept hätten der
Gemeinderat, die Verwaltung und er die Weichen für eine gute Zukunft
Kalls gestellt, so Radermacher: „Wir werden uns baulich und
infrastrukturell weiterentwickeln.“ Das gelte auch für die
sogenannten Außenorte. „Wir hatten in letzter Zeit einen guten
Lauf, das Rathaus ist noch auf Jahre mit Arbeit ausgefüllt“,
berichtete Radermacher.
Die Umsetzung der Erweiterung des Gewerbegebietes III habe eine lange
Vorlaufzeit gebraucht, so der Bürgermeister, stehe aber vor dem
Abschluss. Das gelte ebenso für die Bemühungen um den
Hochwasserschutz für die Ortslage Scheven.
Als Tiefpunkt seiner kommunalpolitischen Laufbahn nennt Herbert
Radermacher frank und frei das politische Gerangel um die
Schullandschaft in der Region und bedauert nachhaltig den Verlust der
weiterführenden Schule in Kall, auch wenn das leider weniger der
Politik als dem Anmeldeverhalten der Eltern zuzuschreiben sei:
„Dennoch hat mich die Schulpolitik an den Rand der Verzweiflung
gebracht.“
Besondere Anerkennung zollte Herbert Radermacher bei der Ankündigung
seines Amtsverzichts dem ehrenamtlichen Engagement in der Gemeinde in
allen Aktionsbereichen: „Ohne diese wertvolle, überwiegend
selbstlose Mitarbeit könnte ein Gemeinwesen wie die Gemeinde Kall
nicht bestehen.“
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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