Gut vorbereitet
Experten rechnen um die Ostertage mit höherem Patientenaufkommen
Frechen - Die St.-Katharinen-Hospital GmbH in Frechen wappnet sich seit geraumer
Zeit für ein höheres Patientenaufkommen durch Corona-Infektionen,
das Experten um die Ostertage herum erwarten. Privat-Dozent Dr. med.
Jörg Zeeh, stellvertretender Ärztlicher Direktor, informiert über
den aktuellen Stand am Frechener Krankenhaus am Montag, 6. April.
Teilen Sie die Ansicht, dass sich ein erhöhter Bedarf an
Intensivmedizin und Beatmungskapazität in den nächsten Tagen
einstellen wird?
Dr. Zeeh: Die zwei letzten Wochen waren relativ ruhig. Es deutet
jedoch alles darauf hin, dass mehr Patienten kommen werden. Die Zahlen
und Entwicklungen in anderen Ländern und Regionen lassen diesen
Rückschluss zu.
Wie war die Situation in Frechen bislang? Wie hoch war die
Intensivbelegung, Beatmungsnotwendigkeit und Isolieranforderung bis
zum Stand 6. April?
Dr. Zeeh: Aktuell werden auf unserer Intensivstation vier Patienten
behandelt, drei davon werden beatmet. Zehn Patienten sind auf unserer
‚Covid-Station‘ isoliert und es gibt vier Verdachtsfälle, die
abgeklärt werden. Zwei Sterbefälle haben wir leider zu beklagen.
Diese Personen waren zusätzlich zu ihrer Infektion schwer
vorerkrankt.
Welche Kapazitäten stehen in Frechen insgesamt zur Verfügung?
(Intensivbetten, Beatmungsplätze, Isolierung bis zur Abklärung)
Dr. Zeeh: Es könnten hier insgesamt 16 Patienten mit
Covid19-Erkrankung an Beatmungsgeräte genommen werden. 22 Personen,
die nicht intensivmedizinisch betreut werden müssen, können auf
einer eigens dafür eingerichteten Station untergebracht werden.
Weiterhin stehen 13 Zimmer für Verdachtsfälle zur Verfügung, wo die
Patienten so lange verbleiben, bis der Infektionsstatus geklärt ist.
Dies dauert in der Regel 24 Stunden. Bei Bedarf könnten wir unsere
Kapazitäten noch in begrenztem Maße erweitern.
Können die Corona-Tests im hauseigenen Labor durchgeführt
werden?
Dr. Zeeh: Wir lassen die Tests auf das Covid-Virus derzeit in einem
externen Labor durchführen. Wir bemühen uns jedoch sehr stark, einen
Teil der Testung im hauseigenen Labor durchzuführen, um in der Lage
zu sein, in Einzelfällen die Testergebnisse schneller zu erhalten und
damit auch schneller reagieren zu können. Bereits vor der
Corona-Pandemie gab es einen großen Mangel an Pflegepersonal in allen
Häusern - insbesondere in der Intensivpflege - weil der Arbeitsmarkt
quasi leergefegt war. Krankenhäuser kämpften teilweise mit
Begrüßungsprämien um die entsprechenden Fachkräfte, was die
Notsituation schon lange vor der aktuellen Extremsituation
verdeutlicht.
Wie kann die Versorgung vor diesem Hintergrund nun bewältigt
werden?
Dr. Zeeh: Auch ohne Corona gab es immer wieder große Engpässe,
unter anderem auch wegen mitunter hohen Krankenständen in der
Belegschaft. Wir können die Situation derzeit noch aus eigenen
Kräften stemmen. Dies stellt jedoch eine extrem hohe Belastung dar,
verlangt von unseren Mitarbeitern ein hohes Engagement und eine hohe
Leistungsbereitschaft. Sollte uns eine große Welle an Erkrankungen in
kurzer Zeit erreichen, wäre dies eine schwierige Herausforderung.
Inwieweit ist das Personal vorbereitet, welche Maßnahmen sind
gültig?
Dr. Zeeh: Nicht nur jetzt, sondern auch in normalen Zeiten finden
regelmäßige Schulungen durch unsere Hygiene-Spezialisten statt. Dies
wurde jetzt intensiviert. Diesbezüglich fühlen wir uns somit
gewappnet.
Welche Vorgaben gelten derzeit für Besucher?
Dr. Zeeh: Krankenbesuche sind im Moment nicht gestattet. Ausnahmen
gibt es bei Angehörigen, die zur Sterbebegleitung oder in anderen
Sondersituationen in unser Haus kommen. Diese werden vorher
entsprechend mit Schutzkleidung ausgestattet.
Wie sieht es aus mit Schutzmaterialien? Man hört, dass Masken,
Kittel und Desinfektionsmittel auf dem Markt kaum noch zu finden
sind?
Dr. Zeeh: Das ist wahr. Alle Hygieneutensilien sind aktuell sehr
schwer zu bekommen. Deshalb mussten wir in der letzten Zeit eisern mit
unseren Materialien haushalten und genau festlegen, wer was wann zu
tragen hat. Unsere Vorräte werden etwa noch 50 Tage reichen. Diese
Berechnung basiert auf den aktuellen Patientenzahlen. Käme es hier zu
einer starken Zunahme, verringert sich die Zeit. Bei der
Materialbeschaffung sind wir deshalb extrem auf die Verantwortlichen
im Gesundheitswesen angewiesen und hoffen, dass bald weitere
Lieferungen folgen. Wir müssen sowohl Patienten als auch unsere
eigenen Leute schützen. Wenn dies nicht gewährleistet ist, können
wir unsere Arbeit nicht tun.
Kooperieren die Krankenhäuser im Rhein-Erft-Kreis miteinander?
Wenn ja, wie?
Dr. Zeeh: Wir melden unsere Kapazitäten 2x täglich an
übergeordnete Stellen. Darüber entsteht eine Vernetzung zwischen
Rettungsdiensten, Krankenhäusern und Leitstellen. Kapazitäten
können notfalls gegenseitig ausgetauscht und erweitert werden.
Was ist mit den Behandlungen und Operationen, die mit Corona nicht
im Zusammenhang stehen? Wie geht es im herkömmlichen laufenden
Betrieb weiter?
Dr. Zeeh: Der Routinebetrieb ist derzeit weitgehend herunter gefahren,
wir haben im Moment das meiste auf an Covid-Erkranke ausgerichtet.
Notfälle, Unfälle sowie jede Form akuter Erkrankung werden jedoch
selbstverständlich weiter wie bisher behandelt. Planbare Eingriffe,
die nicht dringlich sind, müssen wir aufgrund der aktuellen Situation
zurückstellen und verschieben.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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