Neubau sorgt für Ärger
„Ich will, dass es aufhört!“
Frechen - Der Neubau eines Mehrfamilienhauses an der Allee zum Sportpark wird
von den Nachbarn mit Skepsis betrachtet. Sie beschweren sich über
Baulärm, Bauschäden und zu wenig Unterstützung von der
Stadtverwaltung. „Gute Nachbarschaft geht anders“, sagt Bernhard
von Rothkirch, Fraktions- und Parteivorsitzender der FDP Frechen.
„Es dröhnt den halben Tag zu unterschiedlichen Zeiten, wenn auf dem
Grundstück nebenan der Rüttler arbeitet. Die Wände in unseren
Häusern zeigen Risse, Halogenstrahler fallen von der Decke, Bilder
hängen plötzlich schief“ berichten Heinz Lellau, Christine
Birkenbeul und Winfried Marx, deren Grundstücke auf der
Elsa-Brandström-Straße gartenseits an das Anwesen Allee zu Sportpark
31 grenzen, auf dem ein Frechener Bauträger ein Sechsfamilienhaus
errichtet.
„Wir haben uns beim Bauamt beschwert. Wir haben uns mit dem Investor
in Verbindung gesetzt. Geholfen hat uns niemand“, ärgern sich die
Anwohner. Alles sei rechtens und Unannehmlichkeiten müsse man
schließlich in der Bauphase als Nachbar ertragen. Schließlich habe
man eine Baugenehmigung. Eine Genehmigung, die dem Gebäude mit einen
Drempel – laut Aussage der Nachbarn - einen Meter zusätzliche Höhe
genehmige.
Diese Drempel seien in den ursprünglichen gestalterischen
Festsetzungen des Bebauungs-plans – nach Informationen des
FDP-Ratsherren Bernhard von Rothkirch, eigentlich ausdrücklich
untersagt. Doch diese Festsetzungen würden, laut Bauamt, seit den
1980er-Jahren nicht mehr gelten. Ein Protest sei aussichtslos.
Die Anwohner der Elsa-Brandström-Straße haben die FDP um Hilfe
gebeten. Doch auch der FDP-Fraktionsvorsitzende von Rothkirch konnte
keine Änderung erreichen. „So geht die Son-ne für uns demnächst
hinter dem neuen, höheren Gebäude viel früher unter als bisher“,
zeigt sich Winfried Marx enttäuscht.
In den vergangenen Tagen machten den Nachbarn aber besonders die
Verdichtungsarbeiten zu schaffen. „Ich will einfach nur noch, dass
das aufhört“, sagt Christine Birkenbeul. Sie habe langsam Angst,
dass ihr Haus einfach über ihr „zusammenkrachen“ würde.
„Das tut uns leid“, erklärt Bauträger Donato Rodio auf Anfrage
der Redaktion. Die Arbeiten seien aber unumgänglich. Für dadurch
entstandene Schäden möchte er natürlich aufkommen. Rodio: „Dafür
sind wir ja versichert!“ Die betroffenen Anwohner müssten die
Schäden nur mit Fotos dokumentieren.
Der, von den Anwohnern befürchteten, „Sonderregelung der Stadt“
für den Bauträger, widerspricht die Stadtverwaltung.
Nach den weiteren Festsetzungen des Bebauungsplanes sei ein zwingend
zweigeschossiges Wohngebäude in einer Bautiefe von maximal 11 Metern
und einem Satteldach von maximal 30 Grad Dachneigung als Einzel- oder
Doppelhaus sowie als Hausgruppe zulässig.
„Das genehmigte Wohngebäude hält diese Festsetzungen des
Bebauungsplanes ein und wurde deshalb auch ohne jede Befreiung von den
Festsetzungen des Bebauungsplanes genehmigt“, erklärt Stadtsprecher
Thorsten Friedmann. Der Bauherr habe einen Rechtsanspruch auf die
Erteilung der Baugenehmigung.
„Inwieweit in der Nachbarschaft diese Festsetzungen im
Gebäudebestand nicht ausgenutzt – also unterschritten – wurden
und insofern geringere Gebäude- beziehungsweise Firsthöhen vorhanden
sind, ist nicht Gegenstand der Prüfung im Geltungsbereich eines
Bebauungsplanes“, so Friedmann weiter.
Frei übersetzt: Der Bauträger baut nicht zu hoch, alle anderen haben
zu niedrig gebaut.
Um in Zukunft bei Bauprojekten in der Stadionsiedlung weniger Ärger
bei den Anwohnern hervorzurufen, hat die FDP Frechen eine
Erhaltungssatzung für die Stadionsiedlung beantragt.
FDP-Vorsitzender Bernhard von Rothkirch: „Damit würde
Baugenehmigungen, die wie in diesem Fall keinerlei Rücksicht auf
benachbarte Grundstückseigentümer nehmen, endlich ein Riegel
vorgeschoben und nur noch Ausnahmen im bisherigen Umfang zugelassen.
Nur so lässt sich der Charme und Charakter unserer Siedlung
erhalten“.
- Lars Kindermann
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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