Dankbarkeit zeigen
Mazhar Heiloun engagiert sich bei der Reparatur gespendeter Räder
Vingst - (kg) Mazhar Heiloun (74) hat in St. Theodor eine Oase gefunden. Eine
Arbeitsoase, in der der Syrer gespendete Fahrräder repariert. „Die
fahrbereiten Velos gehen dann als Geschenk an Kinder, Jugendliche und
Erwachsene, die im Stadtbezirk Kalk leben“, erklärt Helga Gau.
Gau gehört zu Dutzenden ehrenamtlichen Helfern, die im
Basement-Rondell von St. Theodor in Vingst ein katholisch-soziales
Zentrum ermöglichen. „Wir haben dort eine Metallwerkstatt, eine
Schreinerei, eine Lebensmittelausgabe und eine Kleiderkammer für
Erwachsene und Kinder“, schildert Franz Meurer. Der für seine
Verdienste mehrfach ausgezeichnete katholische Pfarrer berichtet von
mehreren Hundert Bedürftigen, die zur Lebensmittelausgabe kämen.
„Fahrräder brauchen wir immer, besonders für Kinder und
Jugendliche“, sagt Meurer. „Überlegen Sie doch mal, was ein
Fahrrad kostet, wenn die Brieftasche nicht so dick ist.“
Tatsächlich bilanziert der städtische Kinder- und Jugendförderplan
die Stadtteile Kalk, Humboldt/ Gremberg, Höhenberg, Vingst, Ostheim
und Neubrück als das größte in der Fläche zusammenhängende
Benachteiligungsgebiet Kölns.
Heiloun hat genau dort einen Wirkungskreis gefunden, in dem er sich
montags bis freitags ehrenamtlich engagiert. Das macht er seit nunmehr
fünfeinhalb Jahren. Eine Zeitspanne, in der der gelernte
Elektroingenieur zum Profi-Wiederhersteller gebrauchter Räder wurde
und in der er eine umfassende Ersatzteilkollektion anlegte. Nebenbei
lernte der Vater dreier Kinder, der inzwischen eine unbefristete
Aufenthaltserlaubnis in Deutschland besitzt, die ersten Worte Deutsch.
Eine Sprache, in der er bereits ein beachtliches Level erreicht hat.
Mazhar Heiloun lebte bis 2012 in Homs und musste dann fliehen, weil
Haus und Firma vollständig zerstört wurden. Über ein Visum für
humanitäre Hilfe kamen Heiloun und seine Familie über den Libanon
nach Deutschland, eine neue Heimat fanden sie in Köln-Kalk. Von dort
fährt der Senior jeden Morgen mit dem Bus nach Vingst, wo er durch
Pfarrer Meurer eine Tätigkeit fand: „Die Deutschlehrerin hatte
damals angerufen und gesagt: ‚Hier ist jemand, der will in Kontakt
bleiben und etwas Gutes tun‘.“
Heute ist Heiloun aus dem katholisch-sozialen Zentrum von St. Theodor
kaum mehr wegzudenken. Er hat sich in den Kreis zahlreicher fleißiger
Helfer voll integriert. Heiloun erzählt, dass er früher in vielen
Ländern für nationale und internationale Projekte unterwegs gewesen
sei und sich ein gutes Leben aufgebaut habe. Nach der Flucht sei für
ihn wichtig gewesen, in seiner neuen Heimat die dortige Sprache zu
lernen. „Ich bin sehr glücklich hier mit meiner Arbeit und den
Menschen, mit denen ich arbeiten darf“, strahlt Heiloun und fügt
hinzu: „Durch meine Hilfe will ich meine Dankbarkeit zeigen, hier in
Deutschland sein zu dürfen.“
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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