"Kinder brauchen Hilfe und Schutz"
Zurück im Bahnhof Rolandseck

Ulrike Börger, Dieter Zimmermann und Oliver Kornhof mit dem Ehepaar Karl-Heinz und Hilde Güttes bei der Übergabe des geschichtsträchtigen Bildes im Bahnhof Rolandseck. | Foto: as
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  • Ulrike Börger, Dieter Zimmermann und Oliver Kornhof mit dem Ehepaar Karl-Heinz und Hilde Güttes bei der Übergabe des geschichtsträchtigen Bildes im Bahnhof Rolandseck.
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Oberwinter/Bad Godesberg - (as) Das seine Corps Borussia-Lithografie einmal hinsichtlich des
sozialen Engagements eines Oberwinterer Ehepaares eine so große
Bedeutung bekommt, hätte der Künstlers des Werkes bei der Erstellung
im Jahr 1865 sicherlich nicht gedacht. Studenten der Bonner
Friedrich-Wilhelms-Universität waren nicht nur Gäste bei der
Godesberger Lindenwirtin, sondern auch im Bahnhof Rolandseck, spielten
dort Karten und mit Würfeln, haben vermutlich auch den ein oder
anderem alkoholischen Tropfen zu sich genommen und reichlich
Studentenlieder gesungen. Die grafische Darstellung des Corps Borussia
ist inzwischen Dank dem Engagement von Ulrike Börger (Vorsitzender
der Freunde und Förderer des Arp Museum Bahnhof Rolandseck) und dem
Arp-Museumsdirektor Oliver Kornhoff sowie dem Vorstandsmitglied der
Kreissparkasse Ahrweiler, Dieter Zimmermann zu verdanken. Die
Kreissparkasse Ahrweiler und die Freunde und Förderer des Arp-Museum
teilten sich den Ankauf der Lithografie – Karl-Heinz Güttes und
seine Ehefrau Hilde unterstützen mit dem Erlös verschiedene
Kinderprojekte.

„Als mein Großvater Peter Schonauer im Jahr 1926 zum
Bahnhofsvorsteher vom Bahnhof Rolandseck bestimmt wurde, entdeckte er
noch im gleichen Jahr die Lithografie mit den Studenten auf der
Terrasse des Rolandsecker Bahnhof in einem Bonner Kunsthandel am
Münsterplatz, die jetzt im Arp-Museum in Rolandseck einen Ehrenplatz
erhalten hat. Damals erwarb Peter Schonauer die Lithografie, um diese
in seinem Büro an der Nordseite des Bahnhof Rolandseck aufzuhängen.
Dort verblieb das Bild bis Pensionierung des Bahnhofsvorstehers am 31.
Juli 1952, wurde von ihm dann im Haus von Karl-Heinz Güttes in
Rolandseck und später in Oberwinter platziert.“

Die Familiengeschichte Schonauer und später Güttes drehte sich in
den vergangenen Jahrzehnten oft rund um den Bahnhof Rolandseck.
„Nachdem mein Großvater in Ruhestand gegangen war, blieb die enge
Verbindung zu Johannes Wasmuth (Galerist und Promotor des
Künstlerbahnhof Rolandseck sowie Gründer der Initiative „Kinder in
Not“), zu Professor Askenase, zu Lajos Barta und Stephan Mc Kennen
sowie vielen anderen Freunden erhalten. 1971 feierten Karl-Heinz
Güttes und seine Verlobte mit 350 Gästen ihren Polterabend im
Bahnhof Rolandseck.

Nach 92 Jahren im Familienbesitz und nach 66 Jahren, in denen die
interessante Lithografie bei Familie Güttes zuhause an der Wand hing,
kehrte diese jetzt in den Bahnhof Rolandseck zurück. „Ich glaube,
mein Großvater hätte genau wie ich die gleiche Entscheidung
getroffen“ sagt Karl-Heinz Güttes. „Da wir keine Kinder haben,
haben wir uns in unserem inzwischen hohen Alter gefragt, wer die
Lithografie erhalten soll und dann gab es auch einige
Interessenten“. Die Idee, als zukünftigen Dauerstandort den Bereich
des Bahnhof Rolandseck beziehungsweise das Arp-Museum zu wählen, kam
Karl-Heinz Güttes schnell. „Da ich nach einem Bombenangriff im 2.
Weltkrieg auf die Dienstwohnung meines Großvaters von 1944 bis 1945
im Keller des Bahnhofs Rolandseck, dem heutigen Eingangsbereich des
Arp-Museums, mit weiteren 180 Menschen gelebt habe, hat man doch eine
besondere Verbindung zu diesem Ort – damals habe ich erlebt,
bitterarm zu sein“ weiß Güttes noch ganz genau. Das Gute im
Menschen haben die Eheleute Güttes über Jahre selbst gepflegt und
geben es weiter. Seit 1984 unterstützt das Ehepaar Einrichtungen, die
sich um das Wohl von Kindern kümmern. In Bad Godesberg gehört
beispielsweise das Kinderheim Stein dazu, dem die beiden inzwischen
auch ihr Oberwinterer Haus vermacht haben. Der Eigentumsübergang
erfolgt mit dem Tod der Eheleute Güttes. Auch weitere Einrichtungen
für Kinder in Bonn, in Hirschaid bei Bamberg, das Kinderherzzentrum
in München Großhadern und die Initiative „Sternstunden“ des
Bayerischen Rundfunks sowie im vergangenen Jahr auch ein Kinderprojekt
in Kroatien wurden beziehungsweise werden auch weiterhin von
Karl-Heinz Güttes und seiner Ehefrau finanziell unterstützt.
„Kinder sind unser Kapital, diese Kinder brauchen Hilfe und
Schutz“ haben sich die Eheleute Güttes als Ziel vorgenommen. Der
Kaufpreis, den sie für die Lithografie gezahlt bekamen, haben sie
inzwischen auch ihren ausgewählten Kinderprojekten gestiftet.

Karl-Heinz Güttes aus Oberwinter war ehrenamtlich als Leiter
der Selbsthilfegruppe „Unruhige Beine/Restless Legs“ Koblenz und
nördliches Rheinland-Pfalz engagiert im Einsatz sowie Vorsitzender
des Bürgervereins Birgel e.V.. Im Jahr 1980 erkrankte Karl-Heinz
Güttes selbst an dem Restless Legs-Leiden. Auf Bitten des
Max-Planck-Instituts habe er dafür gesorgt, dass die bis dato fast
gänzlich unbekannte Krankheit eine Öffentlichkeit bekommt, sagte er
vor ein paar Jahren in einem Medienbericht. „Viele Betroffene haben
einen jahrelangen Leidensweg hinter sich, werden von Kollegen gemobbt,
weil ihnen keiner glaubt, was sie durchmachen“, sagte Güttes
damals. In den 13 Jahren bis zur Vereinsauflösung zum Jahresende 2012
verschickte Güttes mehr als 20.000 Briefe mit Informationsmaterial
und führte unzählige Telefonate mit Erkrankten. Das soziale
Engagement bewiesen Karl-Heinz Güttes und seine Ehefrau Hildegard
auch im rheinischen Karneval. Vor inzwischen 34 Jahren schwenkten
beide als Oberwinterer Karnevalsprinzenpaar das Narrenzepter.

Ulrike Börger, Dieter Zimmermann und Oliver Kornhof mit dem Ehepaar Karl-Heinz und Hilde Güttes bei der Übergabe des geschichtsträchtigen Bildes im Bahnhof Rolandseck. | Foto: as
Interessante Litografie. | Foto: Repro: as
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