Arbeitsplätze scheinen gesichert
Evonik verkauft Standort Lülsdorf an ICIG
Evonik verkauft seinen deutschen Standort Lülsdorf und das damit verbundene Geschäft mit Cyanurchlorid in Wesseling an die International Chemical Investors Group (ICIG).
Ein entsprechender Vertrag wurde am vergangenen Donnerstag unterzeichnet, zum Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.
Die endgültige Übergabe des Standorts ist für Mitte 2023 geplant. Der Abschluss der Transaktion steht unter dem Vorbehalt der kartellrechtlichen Freigabe, auch die zuständigen Gremien von Evonik müssen noch zustimmen.
Bei ICIG handelt es sich laut Evonik um einen erfahrenen Chemie-Investor mit Sitz in Luxemburg.
„Wir haben nach einem verlässlichen Investor gesucht, der die Potenziale von Lülsdorf richtig heben will und kann, und wir haben ihn mit ICIG gefunden“, sagt Christian Kullmann, Vorstandschef von Evonik. „Für Evonik bedeutet das: Wir setzen wie geplant den ersten Schritt in der Abgabe unserer drei Geschäfte der Division Performance Materials um. Für den Standort, seine Mitarbeiter und die Stadt Niederkassel eröffnet der Verkauf hervorragende Optionen für die künftige Entwicklung.“
ICIG übernimmt den gesamten rechtsrheinischen Standort in Lülsdorf als auch das damit verbundene Geschäft mit Cyanurchlorid, das sich auf dem gegenüberliegenden Evonik-Standort in Wesseling befindet, mit über 600 Mitarbeitern und allen Produktionsanlagen. ICIG ist bereits mit Tochterfirmen in den Bereichen Chlorchemie und Spezialchemikalien aktiv und möchte die an den beiden Standorten ansässigen Geschäfte weiter ausbauen. „Wir freuen uns, diese attraktiven Standorte in unser Portfolio aufnehmen zu können, und planen umfangreiche Investitionen“, sagt Dr. Achim Riemann, Verwaltungsratsmitglied von ICIG. „Die bestehenden Geschäfte passen strategisch hervorragend zu unseren Schwerpunkten.“
Die Beschäftigten am Standort werden nach dem Verkauf die gleichen Rechte genießen wie bisher. Einer entsprechenden Vereinbarung hat ICIG vertraglich zugestimmt. „Es ist gut, dass unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Lülsdorf und dem zugehörigen Geschäft in Wesseling in erfahrene und bewährte Hände kommen“, sagt Thomas Wessel, Personalvorstand und Arbeitsdirektor von Evonik. „Das war und ist für uns Grundbedingung bei jedem Verkaufsprozess.“ Zu den Vereinbarungen gehört zum Beispiel ein Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen bis ins Jahr 2032.
„Wir haben den Verkaufsprozess eng begleitet und uns einen persönlichen Eindruck vom zukünftigen Eigentümer machen können“, sagt Martin Albers, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrates von Evonik. „Es ist bei Evonik gelebte Praxis, Investoren auszuwählen, die verantwortungsvoll mit Arbeitnehmerrechten umgehen. Das ist auch in diesem Fall gelungen und wird Maßgabe für die anderen Teile von Performance Materials bleiben.“
Im Zuge der Abgabe des Standorts ordnet Evonik seine drei Geschäfte der bisherigen Business Line Functional Solutions neu.
Evonik hatte die Vorbereitungen für den Verkauf im Herbst 2021 gestartet. Bevorzugte Lösung war von Beginn an der Verkauf des gesamten Standorts an einen neuen Eigentümer. Zuvor waren Investitionspläne eines Investors, unter anderem für eine Produktion von Ethylenoxid in Lülsdorf, in öffentliche Kritik geraten. Diese Pläne sind mit dem Verkauf an ICIG endgültig beendet. Stattdessen beabsichtigt ICIG, nicht nur die bestehenden Produktionen in Lülsdorf weiter zu stärken, sondern auch in Anlagen für erneuerbare Energien zu investieren.
Stellungnahmen
SPD-Kreistagsfraktion: Zukunft des Chemiestandortes Lülsdorf gut für den Industriestandort Rhein-Sieg.
Die SPD-Kreistagsfraktion Rhein-Sieg ist erleichtert, dass der Chemiestandort Niederkassel-Lülsdorf durch den Verkauf der Evonik an die Internation Chemical Investors Group (ICIG) langfristig gesichert wird. "Nach zahlreichen Gesprächen mit der örtlichen Politik, der Standortleitung und den Betriebsräten freut es mich, dass nun eine tragbare Lösung für den Standort gefunden wurde und die Arbeitnehmer*innen eine klare Perspektive haben", erklärt der Vorsitzende der SPD-Kreistagsfraktion, Denis Waldästl. „Der Erhalt des Chemie- und Industriestandortes sowie die Sicherung der Arbeitsplätze hatte für uns in dem Prozess immer eine hohe Priorität“, so Waldästl weiter. "Hier haben alle Akteure an einem Strang gezogen, um den Standort zu retten. Tarifbindung und Mitbestimmung machen sich bezahlt. Denn nur durch Tarifbindung und starke Mitbestimmung war es möglich, die politischen Kräfte zu aktivieren und die guten Arbeitsbedingungen am Standort zu sichern. Im Prozess hätten wir uns allerdings mehr Engagement durch den Landrat erhofft. Der Kreis muss sich für Industrie und Wertschöpfung bekennen - sofern es eine Wirtschaftspolitik geben sollte, gehen diese Aspekte völlig unter", so Ömer Kirli, Kreistagsabgeordneter und Mitglied im Ausschuss für Digitalisierung, Wirtschaft und Tourismus.
SPD-Fraktion Niederkassel, Friedrich Reusch: Es ist eine super Nachricht, dass es eine Perspektive für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Lülsdorf gibt. Für die SPD Niederkassel betonten Matthias Großgarten (Parteivorsitzender) und Friedrich Reusch (Fraktionsvorsitzender), dass mit dem einstimmigen Bekenntnis des Rates zum Chemiestandort Lülsdorf und der Entscheidung zum Vorkaufsrecht wichtige Rahmenbedingungen gesetzt sind und alle in Niederkassel ein Interesse an der Zukunft des Standortes habe erwarten nun, dass ein gemeinsamer Prozess mit dem Käufer, ICIG, erfolgt. Dabei müssen die Pläne von ICIG erstmal dargelegt werden und dann offen besprochen werden, so Matthias Großgarten, SPD-Vorsitzender. Ein positives Votum der zuständigen Gewerkschaft ist ein beruhigendes Signal, betont Reusch. Unser Ziel ist die Sicherheit der Niederkasselerinnen und Niederkasseler und eine langfristige nachhaltige Entwicklung des Standortes in Einklang zu bringen. Wir setzen darauf, dass wir gemeinsam einen guten Weg finden werden. Für uns fängt die Arbeit nun an, so Reusch. Die Stadtverwaltung ist nun aufgefordert über das eingeräumte Vorkaufsrecht der Stadt zu befinden.
Statements des Betriebsrats und der IGBCE: Arbeitsplätze gesichert: Chemiestandort Lülsdorf hat eine Zukunft: Mit dem Verkauf der Evonik Functional Solutions GmbH an die International Chemical Investors Group (ICIG), erhalten die rund 570 Beschäftigen am Chemiestandort Lülsdorf sowie die rund 80 Beschäftigten der Evonik CYC GmbH am Standort Wesseling eine Perspektive für die Zukunft. „Für die Beschäftigten ist dies eine sehr gute Nachricht. Alle haben lange darauf gewartet, was passiert und nun haben wir endlich Klarheit. Wir hatten immer die Hoffnung einen Investor zu finden, der viel Erfahrung in der chemischen Industrie mitbringt und der bereits gezeigt hat, dass er an anderen Standorten nachhaltig und langfristig investiert und diese weiterentwickelt. Daher freuen wir uns heute besonders über diese Nachricht und auf eine gute Zusammenarbeit in der Zukunft. Wir sind uns sicher, dass unsere gut ausgebildeten Fachkräfte ein entscheidender Faktor für das Interesse dieses Investors waren“, so Michele Agusta, Betriebsratsvorsitzender. „Mit ICIG ist es gelungen einen Käufer zu finden, mit dem die IGBCE bereits schon gute, sozialpartnerschaftliche Erfahrungen gemacht hat. Das Unternehmen ist Mitglied im Arbeitgeberverband Chemie und hat bereits an anderen Standorten wie der Vynova in Wilhelmshaven eine sehr gute Mitbestimmungskultur. Für uns war es wichtig, dass wir einen strategischen Investor finden, der ein wirkliches Interesse an einer Zukunft des Chemiestandortes Lülsdorfes und am Beibehalt der bisherigen Arbeitsbedingungen hat – dies ist gelungen,“ so Sarah Jansen, Gewerkschaftssekretärin der IGBCE.
Winkelmeier-Becker: „Es ist eine gute Nachricht für die Region, dass Lülsdorf als Standort für die Chemische Industrie erhalten bleibt“, sagt die Wahlkreisabgeordnete Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU) zu der heute bekanntgewordenen Übernahme des Evonik-Werkes Niederkassel-Lülsdorf durch die International Chemical Investors Group (ICIG). „Die ICIG ist eine erfahrene Unternehmensgruppe aus der Branche mit langfristigen Plänen. Sie kündigt an, langfristig in den Standort zu investieren. Mit dieser Übernahme haben auch die Fachkräfte vor Ort eine dauerhafte Perspektive“, resümiert Winkelmeier-Becker.
CDU-Stadtratsfraktion Niederkassel: Die CDU-Fraktion Niederkassel begrüßt, dass mit der International Chemical Investors Group (ICIG) ein potentieller Käufer des Evonik-Standorts in Lülsdorf gefunden wurde. Diese Neuigkeit war recht überraschend in einer Pressemitteilung verkündet worden.
Dano Himmelrath, CDU-Fraktionsvorsitzender: „Wir sind sehr erleichtert, dass ein Investor für den Standort gefunden ist, der bereit ist, den Chemieindustriestandort in Lülsdorf zu erhalten und in ihn zu investieren. Damit erhalten die Beschäftigten eine wichtige berufliche Zukunftsperspektive. Es ist ein äußerst bedeutendes Projekt für Niederkassel, das Auswirkungen auf Stadt, Beschäftigte und alle Einwohnerinnen und Einwohner hat. Ich hätte mir allerdings eine frühzeitigere Information von Verwaltung und Politik Niederkassels durch die Evonik bzw. den Investor gewünscht. Immerhin ist Niederkassel durch das städtische Vorkaufsrecht quasi Verfahrensbeteiligter.“
Marcus Kitz, CDU-Sprecher im städtischen Planungs- und Verkehrsausschuss: „Wir werden uns jetzt intensiv mit dem Investor beschäftigen und gemeinsam mit den anderen Fraktionen beraten, wie wir mit dem bestehenden städtischen Vorkaufsrecht umgehen. Aus diesem Grund erwarten wir kurzfristig Einladungen zu Gesprächen, damit wir uns ein Bild vom Investor und seinen Plänen am Standort machen können.“
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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