Das schleichende Vergessen
Am 21. September ist Weltalzheimertag

Dr. Thomas Heimig, Chefarzt der Inneren Medizin mit Schwerpunkt Geriatrie. | Foto: Sascha Steinbach/Helios Klinik Wipperfürth
  • Dr. Thomas Heimig, Chefarzt der Inneren Medizin mit Schwerpunkt Geriatrie.
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Oberberg - Sie ist die häufigste Form der Demenz - die Alzheimer-Krankheit. Im
Zuge des demografischen Wandels wird die Zahl der Fälle deutlich
ansteigen. Anlässlich des Weltalzheimertags am 21. September gibt der
Chefarzt der Inneren Medizin mit Schwerpunkt Geriatrie der Helios
Klinik Wipperfürth, Dr. Thomas Heimig, Angehörigen Tipps für den
Umgang mit Betroffenen.

Wenn der geistige Abbau im Alter das normale Maß überschreitet,
spricht man von Demenz. Diese Erkrankung tritt in der Regel ab einem
Alter von 60 Jahren auf.

Es gibt verschiedene Arten der Demenz, die bekannteste und häufigste
Form ist Alzheimer.

Nach Angaben der Deutschen Alzheimer Gesellschaft leben in Deutschland
rund 1,7 Millionen Menschen mit Demenz, die meisten von ihnen sind von
der unheilbaren Krankheit betroffen.

Im Zuge des demografischen Wandels und des höheren
Altersdurchschnitts der Bevölkerung steigt die Zahl der
Demenzerkrankungen stark an. Sollte kein Durchbruch in Prävention und
Therapie gelingen, wird sich die Krankenzahl laut Berechnungen der
Deutschen Alzheimer Gesellschaft bis 2050 auf rund drei Millionen
erhöhen.

Langsamer Abbau

von Nervenzellen

Kennzeichnend für Alzheimer ist der langsame Abbau von Nervenzellen.
Im Gehirn der Betroffenen bilden sich Eiweißablagerungen, sogenannte
Amyloid-

Plaques. Zum Krankheitsbild zählen Gedächtnisstörungen,
Orientierungslosigkeit, Sprachstörungen, Beeinträchtigungen des
Denk- und Urteilsvermögens sowie Veränderungen der Persönlichkeit.
Entscheidend ist neben der Vergesslichkeit die Abnahme der
Alltagsfunktionen. Die Symptome sind unterschiedlich stark ausgeprägt
und nehmen im Verlauf der Erkrankung zu. Die schleichend verlaufende
Erkrankung beginnt meist mit dem Verlust des Kurzzeitgedächtnisses
und der Merkfähigkeit.

„Eine exakte Diagnose ist eine große Herausforderung und muss von
einem Experten gestellt werden. Sie beinhaltet neben einer
ausführlichen klinischen Untersuchung einschließ-

lich spezifischer Tests auch die Computertomografie oder
Kernspinuntersuchung des Gehirns. Zudem sind die Messung der
Hirnstromtätigkeit sowie die einmalige Untersuchung des Nervenwassers
nötig, um die krankhaften Eiweißmoleküle nachzu-

weisen und Infektionen des Gehirns auszuschließen“, erklärt Dr.
Thomas Heimig.

Ganz wichtig sei bei Demenz eine gründliche Diagnose. Auch wenn
Demenz-Patienten keine Heilung zu erwarten hätten, so könne doch mit
einer gezielten Therapie die Lebensqualität verbessert werden.

Der Patient ist auf Hilfe angewiesen

Im Verlauf der Erkrankung wird die Bewältigung des normalen
Alltagslebens immer schwieriger, die Patienten sind verstärkt auf
Hilfe angewiesen.

Die Anforderungen an Betreuung, Pflege, Therapie und ärztliche
Behandlung sind dabei sehr unterschiedlich.

Der Team-Ansatz aus spezialisierten Pflegern, Ärzten, Ergo- und
Physiotherapeuten sowie Mitarbeitern des Sozialdienstes spielt bei der
Versorgung jedoch eine große Rolle.

„Vor und nach ihrem Aufenthalt im Krankenhaus werden Demenzpatienten
oftmals zu Hause von Familienmitgliedern oder mithilfe professioneller
Unterstützung versorgt. Diese Fürsorge ist nicht nur für den
Patienten, sondern vor allem für die Pflegenden mit Stress verbunden.
Daher benötigen die Versorger Unterstützung und Entlastung, damit
sie nicht selber ausfallen“, so der Chefarzt.

Klare Strukturen

Klare und sich wiederholende Strukturen sind für den Tagesablauf von
Alzheimerpatienten besonders wichtig. „Jede Veränderung bedeutet
für Patienten Stress - sie können sich nur schwer oder gar nicht an
neue Umstände anpassen“, so Dr. Heimig. Vor allem feste Zeiten für
das Aufstehen, Essen oder für gemeinsame Aktivitäten helfen
Betroffenen, sich täglich zu orientieren. Dabei sollten immer wieder
konkrete Daten, wie Zeit und Ort oder Datum kommuniziert werden, da
diese besser und routinierter von Betroffenen aufgenommen werden
können.

Geduld und Normalität

Demenz- und Alzheimerpatienten benötigen oft mehr Zeit, auf äußere
Einflüsse oder auf direkte Ansprache zu reagieren. Angehörige
sollten den Betroffenen daher Zeit geben und Anweisungen in einfachen,
kurzen Sätzen formulieren.

„Zeit bedeutet dabei eher Minuten als Sekunden. Ist man der Meinung,
dass der Betroffene die Information nicht oder nicht richtig
aufgenommen hat, sollte man sie noch einmal wiederholen“, erklärt
der Geriater. Auch Diskussionen mit Alzheimerpatienten sollten
vermieden werden - dafür ist oft viel Verständnis notwendig.

Neben der geistigen ist insbesondere im Verlauf der Krankheit auch die
körperliche Leistungsfähigkeit von Betroffenen eingeschränkt.
„Angehörige sollten sich demnach auch viel Geduld für körperliche
Aktivitäten mit Patienten nehmen.“

Regelmäßig informieren und austauschen

Gute Voraussetzung für ein Leben mit Demenzpatienten ist auch die
regelmäßige Information über die Erkrankung.„Das be deutet nicht
nur, sich mit den behandelnden Medizinern, sondern auch mit
Angehörigen anderer Betroffener auszutauschen“, rät der Chefarzt.
Wertvolle Tipps im Umgang mit Patienten werden beispielsweise in
Selbsthilfegruppen weitergegeben.

Ausgleich schaffen

Die intensive Betreuung von Alzheimerpatienten beansprucht auch
Körper und Seele von Angehörigen.

„Viele vergessen dann, dass sie sich auch Zeit für sich nehmen
müssen. Der geistige Ausgleich ist besonders wichtig, um die
seelische Gesundheit aufrecht zu erhalten“, so Dr. Heimig.

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RAG - Redaktion

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