Pogrom
Erinnern an Nazi-Pogrom
Bonn - (we) „Wir wollen nicht nur der Toten gedenken, wir wollen auch für
die Lebenden da sein.“ Margret Traub, die Vorsitzende der Bonner
jüdischen Gemeinde, traf mit diesem Satz die Stimmungslage der mehr
als hundert Anwesenden bei der Gedenkfeier an die Pogromnacht von
1938. Die Furcht der heutigen Juden auch in Bonn vor Rechtsradikalen,
vor Anfeindungen und Verleumdungen, wächst. Immer wieder wurde bei
der Gedenkfeier am Rheinufer der Anschlag auf die Hallenser Synagoge
zitiert, um klar zu machen, dass es sich bei dem Nazi-Pogrom
vergangener Tage keineswegs um ein bloßes Geschichtsdatum ohne Bezug
zur Gegenwart handelt.
OB Ashok Sridharan forderte alle Bonner zum aktiven Widerstand gegen
antisemitische Aktivitäten auf. Den Kampf um gemeinsame Werte
wünschten sich sowohl Margret Traub als auch Ashok Sridharan wie
Astrid Mehmel für die Bonner Initiative zum Gedenken an die Opfer des
Nationalsozialismus.
Margret Traub erinnerte an die Verantwortung Deutschlands für den
Judenhass und den Holocaust. Diese Verantwortungsgefühl komme ihr
manchmal zu kurz. Immer mehr Juden suchten die Sicherheit Israels und
trügen sich mit Ausreisegedanken.
Johanna ist mit ihrer Schwester bei der Veranstaltung. Gefragt, was
denn die beiden jungen Frauen mit der Holocaust-Geschichte zu tun
haben, sagen sie übereinstimmend, dass sie Angst davor hätten,
Geschichte könne sich wiederholen. „Wehret den Anfängen“, meinen
die zwei.Zur Erinnerung: In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938
brannten auf Geheiß der Nazis viele Synagogen in Deutschland. In Bonn
selbst waren die Synagogen aller Stadtteile betroffen, auch die
ehemals am Rheinufer stehende. In Bonn wurden im Zusammenhang mit dem
Pogrom mehr als 400 Juden umgebracht. Nur, weil sie Juden waren.
Sicherlich wegen der Aktualität der Ereignisse waren in diesem Jahr
besonders viele Menschen allen Alters zum Rheinufer gekommen. Auch
politische Prominenz zeigte ihre Betroffenheit: Sebastian Hartmann,
MdB und aktueller Landesvorsitzender der SPD, war ebenso an der
Gedenkstätte wie viele Kommunalpolitiker.
Neben den Reden wurden gemeinsam Kerzen entzündet. Barry Mehler
sprach das Jiskor-Gebet für die Seelen, Matthias Höhn spielte
geistliche Musik auf der Klarinette.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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