Alte Zeitungen für Igel
Altpapier für die Igelstation
von Martina Thiele-Effertz
Ein Wildtier, das wohl jedes Kind kennt, dessen Lebensbedingungen aber in unserer Kulturlandschaft immer schwerer werden, ist Tier des Jahres 2024 geworden: Der Igel.
Bergheim.Das Stachltier findet immer weniger passenden Lebensraum. Aufgeräumte Agrarlandschaften haben die früher üblichen Hecken, Gehölze und artenreichen Magerwiesen verdrängt. „Inzwischen gibt es Schätzungen zufolge in Städten bis zu neunmal so viele Igel wie auf dem Land. Aber auch hier hat es der Igel immer schwerer“, so die Deutsche Wildtierstiftung.
Grund sind versiegelte Flächen und Schottergärten. Mit Sorge sehen Wildtierexperten, dass der Bestand hierzulande offenbar schleichend abnimmt. Der Igel wird auf der Roten Liste der Säugetiere Deutschlands in der Kategorie „Vorwarnliste“ geführt. Bleibt der negative Einfluss des Menschen auf den Braunbrust-igel bestehen, ist zu erwarten, dass die Art in naher Zukunft in die Kategorie „Gefährdet“ hochgestuft werden muss.
Heike Wieneke aus Bergheim päppelt in ihrer Igelstation schwache Igel-Säuglinge auf, versorgt verletzte, kranke und unterernährte kleinen Wildtiere, gibt ihnen Nahrung und Medikamente. Ziel ist immer, die Igel sobald sie kräftig genug sind wieder auszuwildern. Über 400 Tiere sind es bis Dezember 2023 bereits gewesen.
Die Hege und Pflege der Igel sind ein 24-Stunden-Job für die ausgebildete Tierpflegerin. Zwei Räume bieten den Tieren ein Quartier. In einem davon sind die Babys bis 500 Gramm untergebracht. Unterstützt wird Heike Wieneke von Menschen, die zum Beispiel die Boxen säubern. Zur Seite stehen ihr auch zwei Tierärzte, die sich mit der speziellen Behandlung der Wildtiere auskennen.
„Igel erden“, sagt Heike Wieneke. „Wenn mich so ein kleiner Igel anguckt und ich weiß, ich bin verantwortlich, dass er nicht stirbt, das ist so eine dankbare Aufgabe.“
Jeder kann die Lebensbedingungen für Igel im eigenen Garten verbessern: Das ideale Winterquartier besteht aus einem Haufen aus totem Holz, Reisig und Laub.
Ihre Winterquartiere suchen die Igel bei anhaltenden Bodentemperaturen um null Grad auf. Schutz gegen Kälte finden sie in Erdmulden, unter Hecken oder eben in Reisighaufen. Neben natürlichen Unterschlupfmöglichkeiten kann man zusätzlich ein Igelhäuschen aufstellen. Wer Tieren einen dauerhaften Platz bieten möchte, kann den Reisighaufen mit einer Basis aus Feldsteinen versehen“, rät der NABU.
Für ihre Igelstation braucht Heike Wieneke aktuell alte Zeitungen und Handtücher. Die Igelbox muss man täglich reinigen, Zeitung ausgetauscht werden, sonst wird der Igel ganz schnell krank.
Wer helfen möchte, kann sich mit Heike Wieneke über Facebook über die Gruppe „Private Igelhilfe, Igelstation Erftigel“ unter https://tinyurl.com/Erftigel in Verbindung setzen.
„Der Name Erftigel steht für Igel, die im Erftland und Umgebung leben. Wir möchten nicht nur kranken und verletzten Igeln helfen, sondern vielmehr aufklären und informieren. Es sind nicht nur die Igelstationen, die helfen können. Jeder Einzelne kann helfen, den Igel vor dem Aussterben zu bewahren. Gemeinsam kann man soviel erreichen“, ist sich Heike Wieneke im Hinblick auf die Tiere sicher.
Die Stadt Bergheim geht mit gutem Beispiel voran. Die Handwerker des Betriebshofes haben Igelschlafhäuser gebaut, die nun im gesamten Stadtgebiet aufgestellt werden. Diese werden mit trockenem Laub oder Stroh gefüllt, um einen sicheren und gemütlichen Schlafplatz zu garantieren.
Heike Wieneke möchte in naher Zukunft zu einer Challenge aufrufen. „Wenn jeder Eigenheimbesitzer auf seiner Fläche zehn Quadratmeter abtrennen und naturnah und insektenfreundlich gestalten würde, dann wäre für die Igel viel gewonnen.“[/p]
Redakteur/in:Martina Thiele-Effertz aus Hürth |
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