In Zeiten von Corona
Hier kommen Menschen mit ihren Sorgen zu Wort
Eine Journalistin aus Kerpen betreibt eine Internetseite, auf der
Menschen ihre persönlichen Empfindungen in Zeiten von Corona
aufschreiben können.
Von Georg Zingsheim
Region. Barbara Siefken lebt mit ihrer Familie in Kerpen und
bezeichnet sich selbst als Lokalpatriotin, obschon die erfahrene
Journalistin in der Welt herumgekommen ist und auch in Berlin gelebt
hat. In Zeiten, in denen wir mit dem Corona-Virus leben müssen, macht
sie das, was der Job einer Journalistin ist: Sie sorgt dafür, dass
Menschen mit ihren Sorgen und Nöten Gehör finden.
Sie hat eine bemerkenswerte Internetseite aufgelegt, die fast täglich
wächst. Unter der Adresse www.corona-2020.eu schreiben Männer,
Frauen, Kinder und Jugendliche auf, was sie bewegt. „Ich habe Angst,
ja, aber nicht direkt um mich, mehr um die Älteren in meiner Familie.
Deshalb besuchen uns die Eltern meines Mannes derzeit nicht“,
schreibt etwa Tini, 43, aus Königsdorf. So wie bei allen Autoren auf
der Seite werden nur die Vornamen und das Alter genannt - eine gewisse
Anonymität bleibt also gewahrt. Die meisten Schreiber kommen aus
Kerpen oder der näheren Umgebung. Die Seite ist jedoch offen für
alle.
„Ich hoffe, dass es zu Solidarität aufruft. Vielleicht kann man
sich ein Beispiel nehmen, wie die anderen es machen“, erklärt
Barbara Siefken zu ihrem nicht-kommerziellen Projekt. „Wir haben
unsere Freunde bis Montag noch mal an der frischen Luft mit viel
Abstand getroffen. Aber das machen wir jetzt auch nicht mehr. Wir
haben uns als Familie komplett zurück gezogen. Unser Vater gehört
zur Risiko-Gruppe und wir versorgen eine 80-jährige Tante“, heißt
es im Bericht zweier Schwestern aus Kerpen, 13 und 15 Jahre alt.
Obwohl die ersten Beiträge erst etwas über eine Woche alt sind,
lässt sich hier bereits eine Entwicklung erkennen. Anfangs, berichtet
Barbara Siefken, hätten sich die Sorgen der Menschen um sich selbst
gedreht, aber jetzt sorgen sich viele auch um andere. „Der Tenor hat
sich innerhalb von ein paar Tagen verändert“, hat die Kerpenerin
festgestellt.
Auf Englisch liest sich der fast verzweifelte Bericht von Ann, 47,
einer Krankenschwester aus den USA, die miterleben muss, wie den
Patienten kaum geholfen werden kann. „Ich kann nur hoffen“, endet
der Beitrag, „dass die Menschen die Empfehlungen ernst nehmen“.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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