Hilfe von fremden Menschen
„Den André möchte ich am liebsten adoptieren“
Euskirchen - Sabine Bienentreu lebt in einem älteren Stadthaus in Euskirchen.
Der älteste Teil wurde zwischen den beiden Weltkriegen gebaut.
Zurzeit wohnt die Euskirchenerin allerdings bei den Schwiegereltern
ihrer Tochter - ein paar Orte weiter. Denn die Flutkatastrophe hat
Keller, Anbau und Hof ihres Hauses komplett überschwemmt. Auch Küche
und Schlafzimmer sind nicht mehr bewohnbar.
An eine Rückkehr in ihr Zuhause ist vorläufig nicht zu denken.
Sabine Bienentreu hat gerade Urlaub, den sie in der Baustelle ihres
Hauses verbringt.
Und genau dort hält sich auch André Horst während seines
zweiwöchigen Urlaubs auf. Den LKW-Fahrer aus Oppenau im Schwarzwald
hat Sabine Bienentreu über das Hilfsnetzwerk „Schrittchen für
Schrittchen“ aus Stotzheim kennengelernt, das unter anderem
Menschen, die helfen möchten, an Hilfesuchende vermittelt. „Die
Mutter einer Kollegin engagiert sich dort und so ist der Kontakt
entstanden“, berichtet Bienentreu.
Der junge Mann aus dem Schwarzwald hat auf eigene Faust Spendengelder
von ortsansässigen Geschäfts- und Privatleuten gesammelt und davon
Baumaterial gekauft. Mit Anhänger und Wohnwagen hat er sich auf den
Weg zu Sabine Bienentreu nach Euskirchen gemacht.
Nachdem er die Bilder im Fernsehen gesehen habe, sei der Entschluss
gereift seinen Urlaub dazu zu verwenden etwas zu tun und zu helfen.
Die 57-Jährige, die beruflich in der Jugendarbeit beschäftigt ist,
hat keine Elementarversicherung. Der Flutschaden ist größer als
gedacht und mittlerweile sind weitere Helfer aus ganz Deutschland
eingetroffen, die den Schutt aus dem Haus gebracht haben und weitere
wichtige Arbeiten erledigen. Menschen aus Hamburg, Bremen und Hessen
packen an, entfernen Fliesen und Estrich.
„Es waren so viele private Helfer, Kollegen, Vereinsfreunde und
fremde Menschen an der Aktion beteiligt, dass ich einfach Danke sagen
möchte“, zeigt sich Sabine Bientreu tief beeindruckt. „Ich komme
da gar nicht drüber. Ohne die Hilfe hätte ich sicher den Mut
verloren weiter zu machen und alles wieder aufzubauen. Es ist zwar
noch ein schwerer Weg bis dahin, aber man kann allen Betroffenen nur
Mut machen, denn es gibt viel Hilfe, wenn man danach sucht.“
Ihr größter Wunsch ist, dass die Hilfswelle nicht abebbt, denn
Unterstützung werde noch lange benötigt. „Den André möchte ich
am liebsten adoptieren“, lacht Sabine Bienentreu vor Freude.
Redakteur/in:Martina Thiele-Effertz aus Hürth |
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