Theaterpremiere in der Aula
Wenn die Welt verrückt wird
Waldbröl - Von Jürgen Sommer
„Es sollte diesmal ein Klassiker sein“, verrät Sabine Krieg
Minuten vor der Premiere in der Aula des Hollenberg-Gymnasiums. Wohl
wissend, dass sie sich mit dem Arthur Miller Drama „Hexenjagd“ an
eine große Herausforderung wagen würde, kam Krieg, gemeinsam mit
Vanessa Klöckner, dem Wunsch des Ensembles der Theater-AG nach. Man
studierte das Stück mit einer Aufführungsdauer von rund zweieinhalb
Stunden ein.
„Das hieß, es musste enorm viel Text gelernt werden und alles
parallel zur Abiturvorbereitung“, erklärte Krieg mit Bewunderung
für den Enthusiasmus und das riesengroße Engagement der 23-köpfigen
Schauspieltruppe. Neben der Textarbeit verlangt das Drama um Liebe,
Denunziation, Fanatismus, Intrigen, Irritationen und Tod eine große
schauspielerische Performance. Das sei vorweg genommen:
Mit fortlaufender Spieldauer schien sich die Truppe selbst zu
übertreffen und sorgte für atemlose Stille im Zuschauerraum. So
manche Sequenz hätte vom gebotenen Niveau her gereicht, um die
Abschlussprüfung einer Schauspielschule mit Prädikat bestehen zu
können.
Arthur Miller verlegt die Handlung in das Amerika des 17.
Jahrhunderts, als Hexenverfolgung an der Tagesordnung war. Miller
verarbeitet zwar einen historischen Stoff, wollte aber bewusst einen
Bezug zu seiner Gegenwart und der Kommunistenhatz der 1950er Jahre
herstellen, die vom Senator McCarthy ausging. Die Waldbröler
Inszenierung beginnt mit dem Auftritt von Reverend Parris (Malte
John), der nachts einige pubertierende Mädchen bei einem rituellen
Tanz im Wald erwischt hat und die Vermutung äußert, hier sei
Hexenwerk im Spiel.
Um eine gerichtsverwertbare Klärung herbeizuführen, wird im
puritanischen Salem der Hexenspezialist Reverend Hale (Lukas Krumm)
hinzugezogen, der das sonderbare Verhalten der Mädchen erklären
soll. Um einer Strafe zu entgehen behaupten die Mädchen ihrerseits,
verhext worden zu sein. Sie nutzen ihre Chance dem Galgen zu entgehen,
indem sie andere des gemeinsamen Werks mit dem Teufel bezichtigen.
Es beginnt eine Hexenjagd! Auch die Frau des Bauern John Proctor
(überragend dargestellt von Nathanael Schibli), wird der Hexerei
angeklagt. Verbergen sich hinter der Massendenunziation nur
eigennützige Ziele? Müssen Unschuldige hängen?
Ein Satz von Reverend Hale bewirkt den Brückenschlag in unsere
Gegenwart:
„Die Welt ist verrückt geworden!“ Auch heute gibt es, wo auch
immer auf dieser Welt, Gesinnungsschnüffelei, falsche Anschuldigungen
und Verhaftungen. Millers Schauspiel ist brandaktuell und eine gute
Wahl in der über 50-jährigen Tradition der Theater-AG am HGW, die
1963 mit der Inszenierung der Plautus Komödie „ Der Maulheld“
begann. An der Aufführung der Hexenjagd wirkten mit: Nathanael
Schibli, Julie Braun, Lukas Krumm, Malte John, Maria Neuhof, Emily
Schulz, Mirja Ising, Sophia Moser, Paula Sandor, Louis Braun, Klara
Klein, Lara Saynisch, Lena John, Kiara Eggers, Magdalena Alilovic,
Giulia Buchen und andere.
Hut ab, vor einer großartigen Leistung, die an keiner Stelle
laienhaft geschauspielert wirkte. Schade nur, dass die Truppe nach dem
Abitur auseinander geht, hier hätte man gerne noch mehr gesehen.
Freitag, 16. November 2018, startet in der Aula des Gymnasiums, 19.30
Uhr, die letzte Aufführung.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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