Dankeskirche
"Nicht alles abreißen, was unsere Identität ausmacht"
Urfeld - Für eine Unterdenkmalstellung der Dankeskirche in Urfeld setzt sich
Ortsbürgermeister Manfred Rothermund ein. Er hat jetzt einen
entsprechenden Antrag an die untere Denkmalbehörde der Stadt
gestellt.
Hintergrund seines Antrages ist die geplante Entwidmung des kleinen
Gotteshauses in der Waldsiedlung, welches die evangelische Kirche
Wesseling Ende letzten Jahres bekannt gab.
Begründet wurde der Schritt zum einen mit immer weiter
zurückgehenden Besucherzahlen sowie den feh-lenden personellen und
finanziellen Mitteln zum Aufrechterhalten des Gottesdiensbetriebes.
Stattdessen könnte an dieser Stelle – so seinerzeit Pfarrer
Rüdiger Penzcek zur Redaktion – eine Wohngruppe oder ähnliches
entstehen.
Rothermund führt eine Vielzahl an Argumenten für die Eintragung in
die Denkmalliste auf: So wurde die Kirche nach dem Ende des zweiten
Weltkrieges für die rund 800 evangelischen Vertriebenen gebaut, die
in der Waldsiedlung eine neue Heimat gefunden hatten.
Sie sei eine der wenigen baulich-kirchlichen Zeugnisse, welche
unmittelbar an die Fluchtbewegung nach dem II. Weltkrieg und die
gelungene Integration Vertriebener in Wesseling erinnere, so
Rothermund in seiner Begründung, die sich im Wesentlichen auf eine
Expertise des Heimatforschers Wolfgang Drösser stützt.
Errichtet wurde das Gotteshaus auf einem von der Familie von Joest zur
Verfügung gestellten Grundstück. Diese Familie habe auch für die
bedeutende Inneneinrichtung gesorgt, indem sie das Taufbecken und das
Altarfenster stiftete. Schon der Name bringe zum Ausdruck, warum die
Kirche erbaut wurde: Er bringe den Dank der Flüchtlinge zum Ausdruck.
Die Einraumkirche mit aufgesetztem Dachreiter als Glockenturm verfügt
über gut 100 Sitzmöglichkeiten und neben dem im Mittelpunkt
stehenden einfachen Altar präsentiert die Kirche ein von dem weltweit
bekannten Metallbildhauer Paul Nagel realisiertes Taufbecken.
Eine besondere Zierde seien die von M. Josepha Freifrau von
Fürstenberg 1959 gestalteten Glasfenster: Von den drei Rundfenstern
im Kirchenschiff sind zwei freie Kompositionen, während das mittlere
Fenster das Lamm Gottes mit einer Kreuzfahne zeigt.
Besonders ins Auge falle das Fenster im Altarraum zum Thema
„Ausgießung des Heiligen Geistes“. Diese Fenster seien bedeutende
Zeugnisse der Glasmalerei der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts und
würden in einem anderen Raum nicht wirken.
Die Orgel auf der Empore stammt vom Orgelbauer Paul Ott, bedeutender
Vertreter der Orgelbewegung des 20. Jahrhunderts.
„Die Dankeskirche ist bedeutsam für die Geschichte der Menschen in
Urfeld, aus wissenschaftlichen Grün-den, besonders architektur-,
orts- und kunsthistorischen Gründen sollte sie unter Schutz gestellt
werden“, so Manfred Rothermund. Und: „Wir können doch nicht
einfach alles, was unsere Identität ausmacht, abreißen“.
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Außerdem weist Rothermund, der selbst Architekt ist, auf den
gültigen Bebauungsplan hin, demnach sei eine Wohnbebauung an dieser
Stelle gar nicht möglich, denn es handele sich um eine ausgewiesene
Gemeindebedarfsfläche mit Kirchenzeichen. „Da kommen die gar nicht
mit durch“, meint Rothermund.
Redakteur/in:Montserrat Manke |
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