Josefschule
Schule schreibt Geschichte

Generation sechs bis vier der Burgunders auf der Schulbank (v. li.) Max Harder (geb. 2011), Patty Burgunder (geb.1978) und Reiner Burgunder (geb. 1950) | Foto: Helmut Müller
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  • Generation sechs bis vier der Burgunders auf der Schulbank (v. li.) Max Harder (geb. 2011), Patty Burgunder (geb.1978) und Reiner Burgunder (geb. 1950)
  • Foto: Helmut Müller
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Beuel - Beim Schulfest zum 200. Geburtstag der Josefschule wurde die
Agnesstraße für den Verkehr gesperrt und von den Organisatoren um
Iris Hallitzky zur Festmeile umfunktioniert. Pizzas frisch aus dem
Holzofen, Burger- und Eisspezialitäten, Reibekuchen, ein Spielmobil,
Kaltgetränke, Stehtische und überdachte Sitzplätze, statt einer
zugeparkten Einbahnstraße.

Ein Straßenfest war der historische Geburtstag allerdings nicht, denn
es gab viel mehr als nur Essen und Trinken. Auch sollte es kein
akademisches Schuljubiläum mit Festrednern, Chören, klassischer
Musik und den Schülern als Kulisse sein. Deshalb standen die Kinder
im Mittelpunkt und denjenigen, die lange vor ihnen die zweitälteste
Beueler Schule besucht hatten.

Gemeinsam hatten sich Förderverein, Schüler, Schulpflegschaft und
Kollegium seit Beginn des Schuljahres auf das Jubiläum vorbereitet.
Innerhalb der Projektwoche „Schule früher“ trat Schulleiter
Sascha Zuber als Lehrer aus der Kaiserzeit auf und machte die Schüler
mit den Benimmregeln der damaligen Volksschule vertraut.

Wie Schulen damals eingerichtet waren, erlebten die Schüler der
Josefschule, seit 1966 Grundschule mit vier Klassen, im
Freilichtmuseum in Kommern. Die Zeiten, als die Sütterlin Schrift mit
Griffeln auf Schiefertafeln geschrieben wurde, erforschten die
Schüler beim Projekt „Schule zu Kaiserzeiten“. Und, dass
Bürgermeister Stroof die Schule gründete, als er 1818 nach Aufnahme
des Schulbetriebes an der Adelheidisschule in Vilich einen Antrag zur
Gründung der Josefschule stellte, damit die Beueler Kinder nicht mehr
nach Vilich laufen mussten.

Die neue Schule wurde 1820 fertiggestellt und Lehrer Büscher
unterrichtete, abwechselnd mit seiner Ehefrau, 160-170 Beueler Kinder.
Darunter 1868, die Schule bestand mittlerweile 50 Jahre und Frl.
Elbers aus Bonn lehrte mittlerweile Schreiben und Lesen, Jacob (Köpp)
Burgunder.

Er, der Urgroßvater von Reiner Burgunder, aktueller Käpt´n des 1862
gegründeten Beueler Schiffervereins, war der erste Josefschüler des
„Burgunder Clans“. Mittlerweile besucht Enkel Max Harder in
sechster Generation die Schule, um dort wie Mutter Patty Burgunder und
deren Vorfahren seit 150 Jahren die Grundlagen für das spätere Leben
zu bekommen.

Die Schulbank die Opa Reiner, Uropa Günther sowie dessen Vater und
Großvater jeweils acht Jahre drückten gibt es lange nicht mehr. Der
letzte Burgunder, der dort saß, war der 1956 eingeschulte Käpt´n.
Dieser berichtete, dass seine Familie dort auch sichtbare Spuren von
Günther Burgunder mit dem Satz „Hier hab ich gesessen, viel Stullen
gegessen und nichts gelernt“ hinterlassen habe.

Für das leben gelernt hatten die Beueler aber allemal. So auch die
Familien Büchel, Thiebes, Linzbach / Richarz, Mühlens, Schumacher,
Wenigmann oder Hambitzer. Letztere hatten sich ebenso wie die
Burgunders beim Generationen-Wettbewerb beteiligt. Dabei wurden
nachweislich die Burgunders als älteste „Dauerbankdrücker der
Josefschule“ und die Familien Wenigmann/Lesch und Hambitzer mit
einer Eisprämie bedacht.

Waren es 1888 noch 450 Schüler, die von fünf Lehrkräften
unterrichtet wurden, so sind es aktuell 235 Grundschüler, die von 20
Lehrern und zwei Sonderpädagogen in der KGS Josefschule betreut
werden. Sonderpädagogen deshalb, weil die Schule seit 1985 den
„Gemeinsamen Unterricht für behinderte und nichtbehinderte Kinder
in der Grundschule des Stadtbezirks Bonn-Beuel“ anbietet.

Ran an die PC heißt es seit 1997. In den Klassen stehen PCs, die das
Lernen unterstützen und ergänzen sollen. Ergänzt wurden
Betreuungsangebote, der Schulhof den neuen Bewegungsformen angepasst,
Kletterwände erstellt, Fassaden und Klassenräume modern gestaltet
sowie Bauteile erneuert. Grund genug für Pfarrer Dr. Wilfried Evertz
diese nach dem Festgottesdienst zu segnen.

Neben Vorführungen und Auftritten der Schüler, Grußworten, Theater-
und Trommelaufführungen, war das Erzählcafé der Hotspot beim Fest.
Gerne erzählten die mittlerweile in Ehren ergrauten Ehemaligen und
ließen sich von den Pänz Löcher in den Bauch fragen.

Fragen wie: „Gab es bei der Einschulung eine Schultüte, wie sahen
die Schulranzen, die Klassenräume und die Schule aus oder wie streng
waren die Lehrer?“ wurden gerne beantwortet. Die Grundschüler
staunten als sie aus erster Hand erfuhren, dass es statt Schulranzen
Einkaufstaschen gab, die Heizung ständig kaputt war, die Schule oft
unter Hochwasser stand, jeder Schüler sein Tischpult mit einem
Tintenfass hatte und die Essensausgabe im Heizungskeller stattfand.

Zudem sollen die Lehrer unterschiedlich schlimm gewesen sein, mit dem
Stock geprügelt und Schüler in die Ecke gestellt haben. Trotzdem
wurde die Schulzeit als schön empfunden und der Beweis, dass aus
allen was geworden ist beim Schulfest eindrucksvoll von der
„Joseffamilie“ angetreten.

- Helmut Müller

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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