Deutsches Museum Bonn
Lego - Mit Murmeln die Welt erobern
Bonn - (we). Das Deutsche Museum Bonn, bekannt für seinen
Innovationsgeist in Sachen MINT (Mathe, Informatik,
Naturwissenschaften, Technik) , bot seinen Fans etwas in dieser Form
noch nie da Gewesenes: Lego-Murmelbahnen. Die werden in Schule und
Hochschulen eingesetzt, um Schülern und Studenten die Wirksysteme der
Physik nahe zu bringen. Komplexe Aufgaben also. Und verblüffende
Lösungen.
Justus weiß nicht, wohin er zuerst gucken soll: Hier ein Bagger, da
eine Lok, woanders ein Parkhaus. „Das ist schon seine zweite Runde",
lacht die Mama. Justus hat keine Zeit für uns. Er nickt nur heftig,
als er gefragt wird, ob er das auch mal können und bauen will. „Wir
bauen immer dasselbe auf unterschiedlichste Weise", erzählt Profi
Maico. „Das sind immer Systeme, die einen Ball abnehmen, übergeben
und zu einem Zielpunkt transportieren." Tatsächlich, der Bagger nimmt
eine Murmel, legt sie auf ein Transportband, nimmt sie wieder ab und
legt sie in einen Lagerkorb. Oder im Parkhaus. Da läuft eine Kugel
vom Startpunkt mit einem Affenzahn zu einem Zielpunkt. „Immer von a
nach b" erzählt Elke Vorst vom eduLUG.
Das ist nichts Außerirdisches, sondern heißt „education lego user
group" und vermittelt Wissen über die Welt. Welche Zusammenhänge
gibt es in Logistiksystemen? Wie werden die Hebelgesetze angewandt?
Wie funktionieren technische Apparate? Alles mit Lego-Steinen gebaut,
wohlgemerkt. Aber, und das ist der Unterschied zu Ihrer Eisenbahn
Zuhause, nicht nur mechanisch. Sondern auch rechnergestützt,
pneumatisch oder mit Kybernetik.
Aber die gibt‘s doch nicht von der Stange? „Doch, das meiste
schon", sagt Uwe. Der hat zwei Loks gebaut, dass es einem den Atem
verschlägt. „Die letzte Baureihe der Deutschen Bahn, die
Dampfbaureihe 23. Und nebenan eine Lok mit doppelter Vorderachse.
„Sowas lässt sich schwierig mit Lego darstellen. Eine echte
Herausforderung." „Die Lok mit der doppelten Vorderachse wurde um
1900 in genau dieser Lackierung für die Bayerischen
Staats-Eisenbahnen gebaut. Sie fährt heute noch im Original."
Uwe ist Mitglied im „asol". Das heißt adult system of lego. Und
darüber kann man zum Beispiel ähnlich wie bei EBay Teile kaufen, die
man sonst so nirgendwo bekommt. Die beiden Loks fahren übrigens wie
im richtigen Leben, Uwe hat es uns vorgeführt. Er ist durch seine
eigenen Kinde wieder auf den Lego-Geschmack gekommen. Nur hat sein
Hobby so gar nichts mit dem kindlichen Spielen zu tun. Hier ist im
Gegenteil Perfektion gefragt.
Daneben eine Burganlage „wie bei Herr der Ringe" wie ein Besucher
sagt. Legos über Legos. So wie die Roboter, die auch häufig im
Deutschen Museum Bonn zu Gast sind. Nur noch faszinierender, weil
praxisbezogener. Hier sieht man Gegenstände, deren Wirkweise genauso
an jeder Straßenecke zu bestaunen sind: Bagger, Transportbänder,
Kräne, Parkhäuser. Nur, hier begreift man, wie sie funktionieren.
Stefan Vorst, sonst in ähnlicher Funktion an der Fachhochschule in
Sankt Augustin unterwegs, zeigt hier einigen Kids per Workshop, was
sie über die Wirksysteme wissen müssen. Und wie sie die
mathematischen und physikalischen Gesetze richtig und sinnvoll
anwenden, um etwa einen funktionsfähigen Lego-Kran zu bauen. Dazu
muss man etwas von Physik und von Mathe verstehen. Die Jungs um Stefan
Vorst sind so begeistert, dass sie nicht in der Lage sind, ein paar
Fragen zu beantworten. Kids, die im allgemeinen nicht auf den Mund
gefallen sind, stehen staunend vor den technischen Wunderwerken. Auf
Fragen reagieren sie gar nicht: Mensch, so‘n Ding will ich auch
bauen.
Das will bestimmt auch Justus. Sein Gerät ist schon fertig. Im Kopf.
Aber er hat auch noch ein wenig Zeit bis zur Vollendung seines
Technik-Traums: Justus ist 4, wird bald 5.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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