Wunschbaumaktion
Premiere im Auerberg
Bonn-Nordstadt - Noch können Sie sich beteiligen. Wenige Wunschzettel hängen noch an
den beiden Weihnachtsbäumen, die die Lukas-Kirchengemeinde in ihren
zwei Gemeindezentren aufgestellt hat. Je Baum hingen 50 Wunschzettel
mit eindringlichen Kinderwünschen zu Weihnachten aus. Da kann sich
jedermann einen oder mehrere Zettel abnehmen, die Geschenke besorgen
und in der Gemeinde abgeben. Einige sind noch da und warten auf ihre
edlen Spender. Die Kids, die die Wunschzettel ausgefüllt haben, sind
schon ganz ungeduldig: „Ist mein Geschenk schon da?“ fragen sie
ganz aufgeregt.
Dafür, dass nur bedürftige Kids mit Geschenken bedacht werden,
sorgen die beiden Sozialberaterinnen der Lukas-Kirchengemeinde, Sylvia
Schulte-Vennbur und Yvonne Wischniowsky. „Wir kennen die Familien
und ihre Kinder schon seit Jahren“, sagen sie. „Die Familien sind
bei uns in der Beratung.“ Beratung in der Hinsicht, dass die
Familien zum Beispiel häufig von Hartz 4 leben müssen. Oder auch
Schwierigkeiten haben, mit den deutschen Behörden umzugehen. Da
müssen Anträge formuliert, Formblätter ausgefüllt werden. Auch
dafür sorgen die beiden Sozialberaterinnen, die pro Jahr rund 350
Menschen aus Krisensituationen helfen.
„Wie auch immer, es ist in den betroffenen Familien kein Geld für
Weihnachtsgeschenke vorhanden. Aufgrund des oft prägenden
Migrationshintergrundes findet in den betroffenen Familien häufig
kein Weihnachtsfest im christlichen Sinne statt. Das führt in vielen
solcher Fälle dazu, dass keine Geschenke vergeben werden. Der
Gabentisch bleibt leer.“
Weil die Leiterin der KiTa in der Gemeinde, Waltraud Mertens, diese
Probleme quasi aus erster Hand erfährt, hatte sie die Idee zum ersten
Wunschbaum in der Lukas-Kirchengemeinde angeregt. „Die Idee wird
sehr positiv von den Eltern der KiTa aufgenommen“, berichtet sie von
ihren guten Erfahrungen. „Und unsere Kinder haben sogar von den
Erlösen ihrer Plätzchenbackaktion die Hälfte gespendet für die
bedürftigen Kids.“ Die KiTa selbst hat sich auch einen Wunschzettel
genommen. Die Kindergarten-Kinder spenden also ganz konkret und
bewusst für ihre bedürftigen Altersgenossen.
Der Wert der Geschenke ist auf rund 30 Euro pro Wunschzettel
beschränkt. Die Spender bleiben anonym. Die Wünsche? Auf dem einen
Zettel steht „Helikopter“. „Prinzessinnen“ stehen hoch im
Kurs. Barbies, man glaubt es kaum, sind offensichtlich immer noch in.
Auf einem Zettel steht „Charlene Sister“. Auch die scheint begehrt
zu sein. Bei Jungs dann aber auch Bälle. Oder ganz schlicht
Malutensilien oder Hefte für den Schulgebrauch.
„Die zwei Söhne einer Frau, die schon seit Jahren bei uns Hilfe
sucht, haben jeweils zehn Euro gegeben, um den Wunsch eines fremden
Kindes vom Wunschbaum zu erfüllen“, wissen die Baumpflegerinnen.
„Damit will die Frau etwas zurückgeben von dem Guten, das sie hier
erfahren hat.“
Pfarrerin Michaela Schuster sieht in der Aktion eine gute Gelegenheit
auch für gemeindefernere Gemüter, praktische Nächsten-Liebe zu
zeigen. Sie drückt das so aus, dass ihre Gemeinde sozialdiakonisch
tätig wird. Das tut sie zweifellos. Indem sie konkrete Hilfe dort
anbietet, wo solche Hilfe Not tut.
Wer will denn schon, dass Kinder ohne Geschenke unter dem
Weihnachtsbaum sitzen, so ein solcher überhaupt vorhanden ist? Nein,
Sie doch nicht!
- Harald Weller
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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