Ehrenamtler gesucht
Projekt Sprachfit: "Mit Sprache kannst du alles schaffen"

Da ist Syrien, da komm' ich her. | Foto: Harald Weller
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  • Da ist Syrien, da komm' ich her.
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Bonn - Die Diakonie und das kommunale Integrationszentrum Bonn bieten ein
ehrenamtlich geführtes Projekt für Schüler und Schülerinnen aus
Flüchtlingsfamilien an. Die Kids besuchen in den Schulen die
internationalen Klassen. Sollen demnächst sogleich in die
Regelklassen wechseln. Und sind erst mal hilflos.

Ob der völlig unterschiedlichen Kultur, der Lebensverhältnisse, der
Werteorientierung, der praktischen Lebensführung in Deutschland. Und
schließlich und endlich auch der Sprache. Dazu muss man wissen, dass
etwa zu einem mittleren Bildungsabschluss in Deutschland ein Schüler
wissen soll, was eine Sprungschanze ist. Denn das gehört zu einer -
realen - Mathe-Text-Aufgabe. Die man nur lösen kann, wenn man eben
weiß, was eine Sprungschanze ist.

Das ist einfach, wenn man hier groß geworden ist. Aber schwierig,
wenn man etwa aus Syrien kommt. Oder aus Afghanistan. Hier setzt das
Projekt "sprachfit" an. "Wir begleiten die Kinder in ihrem
Schulalltag. Ziel ist es, dass aus den Ehrenamtlern bei sprachfit
Mentoren werden", sagen die Projektbetreuerinnen.

So wie Hanna Schmole. Sie hilft als Ehrenamtliche in der
Sprachförderung der Karl-Simrock-Schule. "Ich bin Vollzeit in der
Marktforschung beschäftigt. Da habe ich meist mit vielen nüchternen
Zahlen zu tun. Da ist das hier für mich ein prima Ausgleich. Zumal
ich schon früher mit Jugendlichen gearbeitet habe." Hanna Schmole
hilft beim Lösen von Aufgabenblättern. Oder übernimmt individuelle
Antworten, die im Klassenverband vom dort unterrichtenden Lehrer
schwierig zu klären sind. Des Weiteren geht sie aber auch mit ihren
Schülern spazieren. Und einkaufen. Sodass sie "aus der Praxis für
die Praxis für den deutschen Alltag fit gemacht werden. Dabei sollen
die Ehrenamtler die regulären Lehrer nicht ersetzen sondern lediglich
ergänzen.

Und was sagen die so Betreuten? Welche Ziele haben sie? "Wenn du
Sprache kannst, kannst du alles erreichen", sagt Fatma. Sie ist seit
einem Jahr in Deutschland. Die 14-Jährige träumt davon, Ärztin zu
werden. Und feilt deshalb ehrgeizig an ihrem Deutsch. "Die Betreuung
ist klasse", sagen Fardin und Chengnis. Die beiden, aus der Türkei
und aus Syrien, haben verinnerlicht, dass sie die Sprache lernen
müssen, wenn sie hier leben wollen. Und das wollen alle.

Was macht Fatma, wenn sie nicht im Unterricht ist? "Dann gehe ich nach
Hause. Lade Freunde ein. Und wir reden weiter. Über alle möglichen
Themen." Fatmas Schulfreundin Rima hört lieber Musik. Und öffnet
sich allmählich anderen Freizeitbeschäftigungen.

Im Moment ist die Klasse dabei, auf einem Globus nachzuschauen, wo es
genau so spät ist wie in Syrien. "Ein toller Job ", meint Lehrerin
Ulrike Lechner lachend. Weil alle lernbegierig sind. Es kommt darauf
an, Vertrauen zu entwickeln, sagen die "sprachfit-Projektbetreuerinnen
von Diakonie und Integrationsstelle. Vertrauen aufzubauen ist ein
langwieriger Prozess. Angesichts von mehr als 800 Flüchtlingskindern
in 69 Klassen an 27 Schulen in Bonn nimmt es deshalb nicht Wunder,
dass dringend weitere Ehrenamtler gesucht werden. Die ein- bis zweimal
pro Woche für jeweils 1 bis 2 Stunden möglichst in die 1:1-Betreuung
gehen. Das heißt, möglichst individuell auf die Schüler und
-Schülerinnen eingehen. Hier wird nicht nur reines Wissen gefragt.
Sondern auch zwischenmenschliche Beziehungsarbeit. Das wird
verständlich, wenn man weiß, welche Odyssee die Kids teilweise
hinter sich haben. Deshalb ist bei dieser Arbeit auch der
Familienanschluss an Flüchtlingsfamilien nicht ausgeschlossen.

Wie wär's? Es wartet "ein toller Job", wie Ulrike Lechner sagt. Der
ist zu haben über die Diakonie oder das Kommunale Integrationszentrum
der Stadt Bonn.       

- Harald Weller

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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