One Billion Rising
Frauen tanzen in der City gegen Gewalt
Bonn - Bereits zum fünften Mal war Bonns Münsterplatz der Ort von „One
Billion Rising“. Das ist eine weltweite Solidaraktion von Frauen,
die sich gegen die Ungerechtigkeiten ihrem Geschlecht gegenüber
wenden. Zeitgleich am selben Tag sind weltweit Frauen und Männer
aufgerufen, gegen Gewalt einzuschreiten und für ein friedliches
Miteinander zu werben.
„Nach einer Studie der UNO sind rund ein Drittel aller Frauen
bereits mit Gewalt in Berührung gekommen, haben entsprechende
Erfahrungen durchleiden müssen", sagt Renu Li, eine der
Teilnehmerinnen. Und dieses Drittel entspricht der Milliarde (im
Englischen Billion), die im Titel zitierte ist. „Ich setze mich
dafür ein, dass Frauen ihre Weiblichkeit leben können“, sagt Renu
Li.
„Wir müssen andere Umgangsformen lernen.“ Marita Hoscheidt, eine
der Organisatorinnen des Tanz-Events weiter: „Wir tanzen gegen die
Gewalt an. Mit Fröhlichkeit bilden wir ein Gegengewicht.“ Wo die
Gewalt zu finden ist? „In Familien, in der Ehe. Etwa bei
Vergewaltigungen in der Ehe. Hinzu kommen die Ungerechtigkeiten
gegenüber Frauen.“ In anderen Kulturen werden Frauen genital
verstümmelt. Oder auch vergewaltigt. „Dagegen müssen wir uns
stellen“, meinen die Frauen auf dem Marktplatz übereinstimmend.
Der jährliche Aktionstag wurde von der New Yorker Künstlerin und
Feministin Eve Ensler initiiert. 2013 entstand daraus eine weltweite
Bewegung. In Bonn waren jetzt rund 100 Frauen dabei, als es tanzend
gegen Gewalt ging. Auch einige Männer nahmen teil: „Das sind
Männer, die ihre Frauen lieben und ihnen die ihnen gemäße
Wertschätzung entgegenbringen.“ Die Frauen setzen sich für die
gesellschaftliche Gleichbehandlung von Frauen und Männern ein.
„Ich wehre mich gegen die unterschiedliche Bezahlung von Frauen und
Männern. Gleiche Arbeit muss gleich bezahlt werden“, so eine
Teilnehmerin. „Ich habe drei Söhne und vier Enkel. Ich vermute,
dass Männer eher zu Gewalt neigen als Frauen.“ Viele Frauen zeigen
der Meinung der Tänzerinnen nach ihr Leid nicht an. Aus Angst oder
auch, um kein Tabu zu brechen.
„Wir wollen den Frauen Mut machen, uns mit ihnen solidarisieren. Nur
so lässt sich auf Dauer etwas verändern“, sind die Teilnehmerinnen
sicher. Und so tanzen sie fröhlich und ausgelassen. „Es ist schon
klar, dass man damit nichts verändern kann. Aber wir wollen
natürlich auch Aufmerksamkeit erzielen.“ Sandra Prüfer hat lange
in den USA gelebt: „Was Trump da erzählt über sein Verhältnis zu
Frauen und über deren Wertigkeit, das geht gar nicht“, meint sie.
Und die weltweite Gewalterfahrung von Frauen etwa im Irak oder in
Syrien, wo sie reihenweise infolge chaotischer Zustände wegen Krieg
und Flucht vergewaltigt werden, das ist es, weshalb sie auf dem
Münsterplatz steht. Und: „Ich habe eine Tochter, da mache ich mir
auch große Sorgen.“ Das sei ein Problem sämtlicher
Gesellschaftsschichten und weltweit zu finden. Dabei spiele das
Internet mit seiner anonymen weltweiten Verbreitung von Sprache eine
üble Rolle.“Wir müssen eine gemeinsame Sprache finden: Gegen
sexualisierte Gewalt, gegen Vergewaltigung.“ Eine gemeinsame Sprache
wie den Tanz.
- Harald Weller
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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