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Kindergeburtstage – besser trennen?

Da siehst du wieder, wie alt ich bin. Ich hatte immer Horror vor Kindergeburtstagen, aus vielerlei Gründen. Ich habe sogar mal den Satz formuliert, man solle seinen Kinderwunsch daran festmachen, wie viele Kindergeburtstage man im Jahr durchstehen will. Was für mich immer ganz schlimm war: Der Geburtstag ist vorbei, die GastkinderInnen werden von ihren Eltern abgeholt, zumindest ist das der Plan. Aber statt dass die sich einfach ihre Brut schnappen und abziehen, kommen die zur Tür rein und setzen sich fest. Wildfremde Menschen, mit denen ich nichts zu tun habe, manchmal auch tatsächlich nichts zu tun haben will, sitzen auf meinem Sofa, lassen sich am Ende noch bedienen und kriegen den Arsch nicht hoch. Die total tiefenentspannt, ich total fertig mit den Nerven. Da hast du es heutzutage eindeutig besser.

Ich sag nur Überschrift in meinem SCHAUFENSTER: Richtige Müllentsorgung ist kein Kindergeburtstag. Nach der Geburtstagsparty heißt es aufräumen und die Reste entsorgen. Die allermeisten Eltern haben das Dilemma schon selbst erlebt: Die Party war klasse, das Geburtstagskind ist glücklich, die Wohnung wirkt verwüstet: Zerrissenes Geschenkpapier, schlappe Luftballons, leere Schokokussverpackungen. Auch nach der tollsten Kindergeburtstagsparty muss aufgeräumt werden. Doch wohin mit Geschenkverpackungen, leeren Chipstüten und kaputter Deko? Wie Sie Abfälle richtig entsorgen, erfahren Sie hier. Gut erhaltene Kartons oder Geschenkpapier können Sie aufbewahren und damit wieder Geschenke verpacken. (Ist das nicht wieder mal ein ganz toller Tipp? Ein ganz neuer Ansatz, epochal!) Zerrissenes Papier, nicht mehr brauchbare Pappkartons und Schachteln kommen in die Altpapiertonne. Allerdings müssen vorher Glitzersterne, Schleifen oder anderer Schmuck entfernt werden. Denn die gehören nicht ins Altpapier. Vorsicht: Geschenkpapier mit Kunststoffbeschichtung gehört in den Restmüll. Folien und schützende Innenverpackungen wie Boxen, Luftpolsterfolien, Blister und Trays aus Kunststoff gehören in die Gelbe Tonne oder in den Gelben Sack. Gebrauchte Mottodekoration aus Papier und Pappe, wie schlappe Girlanden, Luftschlangen, kaputte Prinzessinnenkrönchen oder Batman-Masken, kommen ins Altpapier. (Ist das denn überhaupt noch in irgendeiner Weise vertretbar - ein Prinzessinnenkrönchen? Mal ganz davon abgesehen, dass es hier so rüberkommt, als ob nur Mädchen. Also kleine Menschen, von denen wir früher als Mädchen gesprochen haben, also … Zumindest sollte es PrinzessInnenkrönchen heißen. Und, handelt es sich bei einer Krone nicht um eine Aneignung einer gesellschaftlichen Position?) Auch hier gilt: Alles, was nicht aus Papier oder Pappe besteht, muss vorher entfernt werden. Ist die Dekoration mit einer Glitzeroberfläche beschichtet, gehört sie in den Restmüll. Zerplatzte Luftballons dürfen nicht in die Gelbe Tonne oder in den Gelben Sack entsorgt werden, denn sie sind keine Verpackung. Sie gehören in die Restmülltonne. (Das war für mich jetzt zum Beispiel vollkommen neu, dass zerplatzte Luftballons keine Verpackung sind. Ich habe immer wieder mal versucht, ein Buch in einen zerplatzten Luftballon zu stopfen, es hat nie geklappt. Jetzt weiß ich auch, warum!) Beschichtete Kartonverpackungen von Schokoküssen dürfen in die Gelbe Tonne oder in den Gelben Sack. (Wo ich da gerade Schokoküsse lese. Das kann ich auch keinem Menschen irgendwie begreiflich machen, wie ich mich jetzt im Nachhinein so was von schlecht fühle, dass ich Jahrzehnte vollkommen unreflektiert Negerküsse gesagt habe. Und wo ich gerade bei dem N-Wort bin: Aus dem Negerkönig von der Astrid Lindgren ist ja nun der Südseekönig geworden.

Jetzt habe ich neulich noch einmal „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry zur Hand genommen. Und da liest es sich im Kapitel XVI wie folgt: Der siebente Planet war also die Erde. Die Erde ist nicht irgendein Planet! Man zählte da hundertelf Könige, wenn man, wohlgemerkt, die Negerkönige nicht vergisst … Ich habe eine uralte Ausgabe aus dem Jahr 1958. Deshalb bin ich dann mal in einen Buchladen gegangen und habe in neue Auflagen geschaut. Und habe doch tatsächlich noch die Negerkönige gefunden - und mich so was von gefreut. Ich hoffe, dass diese Könige denen durchgegangen sind, die sich mit welcher Begründung auch immer anmaßen, Weltliteratur umzuschreiben, „Zeitzeugen“ nachträglich zu manipulieren.) Gebrauchte, aber nicht verschmutzte Tortenkartons, Keksverpackungen aus Papier oder Papiertüten von der Bäckerei gehören ins Altpapier. Allerdings: Zerknüllte Papierservietten, gebrauchte Pappteller und -becher oder Tischtücher aus Papier gehören in den Restmüll. (Auch da wieder, letztens hatte ich in eine Serviette ein halbes Schwein erbrochen. Und natürlich die Papierserviette samt Schwein ins Altpapier geschmissen.) Verpackungen müssen ohne Reste in die Gelbe Tonne oder den Gelben Sack gesteckt werden. Lebensmittelreste erschweren die Sortierung erheblich und können das Recycling verhindern. Allerdings: Ausspülen ist nicht nötig. (Und auch da bin ich so was von froh, dass die mich vom SCHAUFENSTER noch mal daran erinnern, dass ich da nicht immer literweise Trinkwasser verbrauche.) Platz sparen in der Gelben Tonne: Verpackungen nicht stapeln. Besser Kartons flachdrücken und dann in die Gelbe Tonne oder den Gelben Sack entsorgen. (Auch toll, der Tipp, oder? Ich meine aber, sie hätten auch darauf hinweisen müssen, dass man Jogurtbecher ineinander und nicht nebeneinander in der Tonne anordnet.)

Was ich sagen will: Heute kannst du nach einem Kindergeburtstag einfach sagen: Uns liegt das Klima sehr am Herzen. Wir nehmen Mülltrennung so was von ernst. Mülltrennung und aber auch Gendern sind für uns so was von essentiell. Also bitte, wir müssen jetzt Glitzersterne abpiddeln, bevor wir das Geschenkpapier ins Altpapier schmeißen.

Warum werde ich den Verdacht nicht los, dass jetzt gerade, wo ich mit eigens dafür gekauften Schuhen aus Recyclingstoff in meiner Gelben Tonne stehe, um noch einmal genau nachzuprüfen, ob ich auch alles richtig entsorgt habe. Warum werde ich den Verdacht nicht los, dass gerade die Menschen, an die sich der Artikel über Mülltrennung richtet, dass die den erst gar nicht lesen und weiter alles auf der Straße im Gehen unter sich fallen lassen?

LeserReporter/in:

Adelheid Bennemann aus Bonn

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