Josephine Baker
Mehr als nur Bananenröckchen

Josephine Baker im Bananenröckchen aus der Folies-Bergère-Produktion „Un Vent de Folie“ im Jahr 1927.  | Foto: Lucien Walery
  • Josephine Baker im Bananenröckchen aus der Folies-Bergère-Produktion „Un Vent de Folie“ im Jahr 1927.
  • Foto: Lucien Walery

Bonn (rth). 16 künstliche Bananen, ein schmales Band, das das falsche Obst mehr schlüpfrig als fest zusammenhielt, ansonsten nur noch mit wenigen Pailletten bekleidet, enterte Josephine Baker die Pariser und Berliner Varietélandschaft – und versetzte damit die Herren der Schöpfung in Schnappatmung.

Dabei hatte es die am 3. Juni 1906 geborene Freda Josephine McDonald als uneheliche Tochter von Waschfrau Carrie McDonald und dem spanischen Schlagzeuger Eddie Carson alles andere als einfach, das an diesem Tag erblickte Licht der Welt weiterhin zu sehen.

Denn der Vater war bald weg; 1914 muss Josephine die Schule verlassen und als Dienstmädchen Geld verdienen. 1916 mal wieder für eine paar Wochen in der Schule, konfrontiert mit den Rassenunruhen und hunderten Todesfällen in ihrer Geburtsstadt St. Louis, verlässt sie mit diesen Eindrücken 1918 die Schule endgültig und wird mit dem Zugbegleiter Willie Baker zwangsverheiratet. Mr. Baker war eine kurze Episode und Josephine bekam ein Engagement in einer Tanzkompagnie.

1925 folgte ein großer Erfolg mit der „Revue Négre“ in Paris, wo sie mit ihrer Nacktheit, Wildheit sowie dem dabei begleitenden „Jazz Hot“ auf der Bühne für mehr als nur Furore sorgte. In ihrem Auftritt in dem weltberühmten Bananenröckchen (danse sauvage) in der Revue „La Folie du Jour“ in den Folie Berger wurde sie weltberühmt. 1927 gastierte sie mit ihrer „Charleston Jazzband“ in Berlin, wo sie sofort die größte Aufmerksamkeit in den einschlägigen Salon- und Kulturszenen fand. Erfolg, Aufsehen und Geld stellten sich ein. Das alles war aber einigen gottesfürchtigen Menschen doch zuviel und brachte ihr ein Auftrittsverbot in München ein und in Wien wurden drei Bittgottesdienste „als Buße für schwere Verstöße gegen die Moral, begangen von Josephine Baker“ (ihren Nachnamen hat sie trotz Trennung von ihrem Mann nie abgelegt) abgehalten.

Und es ging weiter. Schon zum Beginn der NS-Zeit sah man im deutschsprachigen Raum in Josephine „eine animalische Repräsentantin einer rassistisch dominierenden Unkultur“, und sie wurde in diesem Zusammenhang mit den unflätigsten Vergleichen belegt. Obwohl sie in Berlin eine, ihrer Ansicht nach, tolle Zeit verbrachte und auch ein ständiges Engagementangebot von Max Reinhardt bekam, kehrte sie zu ihrem Glück 1936 nach Amerika zurück, wo sie allerdings auf eine ebensolche Ablehnung stieß. Die New York Times z.B. bezeichnete sie als „Negerschlampe“ und sie erhielt fast überall Zutrittsverbot zu Restaurants und Amüsierstätten). Baker kehrte daraufhin nach Europa zurück und wurde durch die Heirat mit dem Großindustriellen Jean Lion französische Staatsbürgerin.In Paris zurück engagierte sie sich nach dem Einfall der deutschen Faschistischen zunächst beim Roten Kreuz, anschließend in der Resistance. Dieses Engagement wurde ihr mit den Ehrungen des „Croix de Guerre“, der „Medaille der Resistance“ und der Würdigung als „Ritter der Ehrenlegion“ gedankt.

Nachdem sie sich weiterhin politisch engagierte und z. B. Martin Luther King1963 im Rahmen einer Großdemonstration in Washington unterstützte, starb sie am 12. April 1975 wenige Tage nach einem Comebackversuch im Pariser Varieté „Bobino“. Sie erhielt ein französisches Militärbegräbnis, an dem auch Fürstin Gracia Patrizia teilnahm, die Josephine Baker vorher ein Schloss in der Nähe Monacos geschenkt hatte, in dem ihre zwölf Ziehkinder untergebracht werden konnten. Sie wurde auf dem Cimetière de Monaco beigesetzt. Am 30. November wurde Baker als erste schwarze Frau im Pariser Pantheon aufgenommen. Ihr Grab in Monaco blieb jedoch weiterhin bestehen.

Sie war und ist bis heute eine der schillerndsten Personen im kulturellen und sozialen Bereich und hat alle Anfeindungen, auch die übelsten und demütigendsten, ertragen.Josephine Baker

18.5. bis 24.9.

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RAG - Redaktion

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