BENNEMANNs BLOG
Putin, Prada & Plamage

Weihnachten steht vor der Tür - und was machst du jetzt? Also in dem Falle ich. Weil, bis jetzt habe ich mir immer Sachen gewünscht, die ich auch haben wollte, die mir gefallen haben. Aber jetzt, neue Situation, du erinnerst dich. Ich erzählte dir von Menschen, deren Profession es ist, das Hab und Gut in anderer Leute Wohnungen zu stehlen. Da überlegst du dir ja jetzt schon, was du dir noch anschaffst und wünschst. Meine Idee, nur noch Dinge, die nach nichts aussehen, aber sauteuer sind. Weil, das Geld will ja trotzdem ausgegeben werden.

Und da kam mir die Seite in meiner Cosmopolitan gerade recht. Da hieß es "Unsere Cosmos - schöne Dinge, die uns Freude bereiten: Ferien vorbei? Egal. Die Vacay Vibes bringen wir nach Hause! Mit hübschen Teilen, die an warmen Strand und kalte Tapas erinnern." Unter anderem war dort, ich hätte jetzt gesagt, eine Häkeltasche abgebildet. Und dazu folgende Beschreibung: "Die Tote Bag von Prada passt zu Strand und Asphalt." In Klammern der Preis. Den Preis sag ich dir erst zum Schluss, musst du raten, schau sie dir erst mal in aller Ruhe an. Was aber schonmal das Tolle an dieser Tasche ist, abgesehen davon, dass sie wunderhübsch unauffällig, ich möchte fast sagen belanglos, aussieht: Kein Einbrecher kommt im Leben drauf, die mitgehen zu lassen. Noch nicht mal zum Raustragen von fremdem Eigentum. Was ich auch verstehen kann. Weil gestohlene Ringe und Ketten, die fallen ja durchs Netz, also durch die Löcher.

Selbstredend hab ich dann bei der Gelegenheit in die Maschine "Warum heißt es Tote Bag?" gehämmert. Resultat: Die Tote Bag verdankt ihren Namen dem englischen „to tote“, was übersetzt „tragen“ bedeutet. Im Zusammenhang mit Fashion und einer speziellen Taschenform trat diese bestimmte Taschenform in den 1940er Jahren erstmals auf. Heute ist der Begriff „to carry“ gebräuchlicher, aber die Tote Bag hat ihren Namen behalten. Das ist ja immer wieder so, kennst du auch. Du wolltest nur nach "Was bedeuten Silberfische im Bad?" suchen und Stunden später bist du bei Goldfischen.

Apropos: Da heißt es, dass im Jahr 2000 der Durchschnittsmensch noch eine Aufmerksamkeitsspanne von zwölf Sekunden hatte. Dank unserer "smarten" Welt seien es heute nur noch acht Sekunden. Selbst Goldfische schaffen neun. Oder, ich gebe ein "Welches Lebensmittel außer Quark schafft es, den Geschmack von Leinöl zu überdecken?" (meine Geschmacksnerven melden mir nämlich immer zurück, dass sie keine Möbelpolitur essen möchten.) und Stunden später bin ich bei "Geschmäckle - Bedeutung".

Und so ging es mir jetzt mit der toten Tasche. Da stand dann auf dem Bildschirm unter "Ähnliche Fragen: Wie trägt man eine Tote Bag?" Hallo, wie konnte ich mein Leben lang Taschen einfach vollkommen tumb tragen, ohne mir Gedanken darüber zu machen? Und was mache ich? Ich klicke drauf: "Bei so viel Auswahl fragst Du dich vielleicht, wie Du deine Tote Bag tragen sollst. Tote Bags sind Streetstyle-Favoriten und einfach zu tragen. Kombiniere deine Tasche mit Jeans und Sneakern für einen Freizeit-Look oder trage sie zu deinem lässigen Outfit als praktische und stylische Alltagstasche." Aaah ja!

Und wo ich gerade dran war, hab ich auch auf die Frage geklickt "Wohin mit der Clutch bei Tisch?" Antwort: Idealerweise legen Sie sie hinter sich zwischen Rücken und Stuhllehne oder rechts neben sich und der Armlehne. Wenn das nicht möglich ist, legen Sie die Clutch unterhalb der Serviette auf Ihren Schoß. Ich hätte auch noch die Frage "Wer ist denn so blöde und hat den ganzen Abend eine Tasche auf dem Schoß?" anklicken können.
Auch interessant die Frage "Wie passt ein halbes Schwein in eine Clutch?". Ich habe davon abgesehen und stattdessen unter "Wie atmet man richtig ein und aus?" geschaut.

Wo war ich eigentlich? Bei Geschenken und Einbrechern. In dem Zusammenhang habe ich meinem Traummann diesen Pullover meines Lieblingsdiscounters gekauft und gleichzeitig ganz mutig entschieden, den nicht immer bei mir zu führen, wenn wir das Haus verlassen. Weil, Geschmack, das muss ich ihnen lassen, hatten die Einbrecher schon.

Weil ich gerade bei Geschmack bin, neulich las es sich in meinem SCHAUFENSTER unter den Lettern "Es wird noch teurer, Stadt verkündet "Neustart" für Sanierung der Beethovenhalle" folgendermaßen: Die Erleichterung über die Nachricht ist den Verantwortlichen bei der Stadt anzumerken: Der Neustart für die denkmalgerechte Sanierung der Bonner Beethovenhalle kann beginnen. Das sagte Oberbürgermeisterin Katja Dörner in dieser Woche bei einem Pressetermin an der Baustelle. Der Bundesstadt Bonn sei es mit Unterstützung der Berliner Häuser Baumanagement GmbH gelungen, mit Architekten und Technikplanern einen gemeinsamen Weg zu vereinbaren, die Beethovenhalle zu Ende zu bauen. Allerdings wir es jetzt noch einmal länger dauern, als ursprünglich geplant. Und auch noch einmal deutlich teurer werden. Die Fertigstellung hätten Architekt und Technikplaner für Ende des Jahres 2024 und eine Eröffnung der Halle für Ende des Jahres 2025 vertraglich zugesichert. Die Kosten steigen auf nun prognostizierte 221,6 Millionen Euro. "Inflation unter anderem als Folge des Ukraine-Krieges wirken sich gerade bei einem verzögerten Projekt wie der Beethovenhalle in einem schmerzhaften Maße aus", so Oberbürgermeisterin Dörner.

Und da bin ich jetzt ehrlich, weil mein allererster Gedanke nach der Lektüre dieser Zeilen.
Kennst du doch auch. Gib es zu! Aber das ist ja das Schöne, der liebe Gott hat es so eingerichtet, dass keiner deine Gedanken hören kann. Und gegen so manchen Gedanken, der sich da in deinem Köpfchen zusammengebraut hat, kannst du gar nichts machen. Schon gar nicht gegen Gedanken, die aus dem Bauch heraus kommen. Es gibt so manchen Gedanken, wo ich mir selbst ein klitzeklein wenig fremd werde. Ich war vorher ja bei Geschmack gewesen, und jetzt dachte ich: Was hat das für ein Geschmäckle, bei so unsäglich vielen Dingen, die in all den Jahren schief gelaufen sind, jetzt den Putin aus dem Hut zu zaubern.

Wie gesagt, gegen Gedanken kannst du nichts machen. Ach, der Preis der Tasche: Ca. 1.500 €!

LeserReporter/in:

Adelheid Bennemann aus Bonn

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