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Von intelligenten Mülleimern und blöden Menschen

Hatte ich erwähnt, dass ich mit dem Reisen durch bin? Nicht nur Fliegen, nein, schlicht und ergreifend ist es das Kofferpacken. Die Frage: Was packe ich ein und wie viel davon? Du fängst an mit dem 15-Tage-Wettertrend. Stündlich schaust du rein, ob sich was ändert. Und dann hast du trotzdem die Hälfte der Klotten vollkommen umsonst mitgenommen, weil es abends doch nicht so abkühlt, wie du gedacht hast. Gerade bei einer Busrundreise immer wieder gern: Morgens in meinem Hotelzimmer schaue ich mir das Tagesprogramm an, um zu entscheiden, was im Koffer bleibt und was in den Rucksack kommt. Und wenn der Bus hält, entscheide ich noch mal, was im Bus bleibt und was in die kleine Gym Bag auf den Rücken kommt, weil der Rucksack mir jetzt doch ein wenig überdimensioniert erscheint.

Beispiel Stadtführung: Da hatte ich letztens normale Sandalen an, hätte aber die fetten Wanderschuhe aus dem Koffer gebraucht, weil Stadtführung auch Gipfelerklimmung des Hausberges bedeutete und es vorher tagelang geschüttet hatte. Oder aber, der Besuch einer Kirche steht an und ich schleppe meine ganze Kameraausrüstung mit. Nach einem nicht enden wollenden Gang durch gleißende Mittagshitze stellt sich an der Kirche heraus, dass selbige wegen Komplettsanierung geschlossen ist. Stattdessen stehe ich nun auf einem asphaltierten Platz und weit und breit kein Quadratzentimeter Schatten. Und ich bekomme den leisen Verdacht, dass ich statt Kameraausrüstung eher Sonnenmilch hätte einpacken sollen. Beides habe ich ja clevererweise im Rucksack, also nicht im Koffer - aber eben nicht in der Gym Bag. Knapp daneben ist eben auch daneben.

Nein, ich habe "Meinen Weg", meine Reise in den Sommerferien gefunden. Ich arbeite in einem Projekt an der frischen Luft, das Generationen verbindet. Hieß es doch in meinem SCHAUFENSTER: Die einen ziehen vor dem Frühstück los, andere lieber nach Feierabend. Die meisten machen es alleine, aber es geht auch zu zweit. Wenn auch Ihnen Ihre Fitness am Herzen liegt, kommen Sie zu uns ins Zustell-Team des "SCHAUFENSTER/BLICKPUNKT".
Hallo, der frühe Vogel frisst den Wurm! Ich war vor dem Frühstück in meinem Auerberg alleine unterwegs. Genial! Eines Morgens, es war so eine gute Luft, und es lief sich gerade so schön, als ich mich plötzlich außerhalb meines Zustellbezirkes an der Mondorfer Fähre wiederfand. Und wie ich da so zur Ruhe komme, steht er doch plötzlich vor mir. In seiner vollen Größe, in seiner ganzen Pracht, sichtbar größer als seine Genossen und - vor allem - um einiges intelligenter. Die geballte Intelligenz in strahlendem Rot steht da vor mir. Und da fiel es mir wieder ein, es hatte in meinem SCHAUFENSTER unter der Überschrift "Der Mülleimer der Zukunft?" geheißen: Bonn Orange testet intelligente Straßenabfallbehälter.

In strahlendem Rot sei er kaum zu übersehen. Er sei sichtbar größer als seine bekannten Artgenossen und habe Solarzellen installiert, mit denen seine Gelbatterie geladen werde. Installiert sei ein GSM-Modul, das Bonn Orange wissen lässt, wie voll der Behälter im Inneren (wo denn auch sonst) ist. Der Mülleimer melde also über Mobilfunknetz, wenn es Zeit wird, ihn zu leeren. Eine weitere Funktion des Abfallbehälters sei ein Pressstempel, der im Innern den eingeworfenen Müll in regelmäßigen Abständen zusammendrückt, sodass die fünf- bis siebenfache Menge Platz findet. Durch die Komprimierung des Mülls könnten theoretisch aus zwei Abfuhren am Tag eine Abfuhr alle zwei Tage werden - eine potentiell enorme Arbeitsersparnis. Der intelligente Abfallbehälter ist mit etwa 6.000 bis 7.000 Euro deutlich teurer als ein normaler Behälter, der 1.000 Euro koste. Zumindest seien die Geräte wartungsarm und die verbaute Gelbatterie halte zwei Jahre. Die laufenden Kosten seien damit gering, sofern es keine Schäden durch Vandalismus gebe.

Das ist die eine Welt, die der intelligenten Mülleimer. Und dann gibt es da noch die andere Welt: Die Welt der Frau, die ich an der Mondorfer Fähre treffe. Jeden Morgen macht sie sich mit ihrem Hund auf, bepackt mit einer Greifzange, einer großen Papiertüte und einem Plastikbeutel. Sie sammelt den Müll vom vorherigen Abend ein. Den Müll von Menschen, die dort geraucht, gegessen und getrunken haben. Und ohne dass man am Abend zuvor dabei gewesen sein muss, weiß man genau, was geraucht, gegessen und getrunken wurde. Denn die Menschen haben alles unter sich fallen lassen, alles liegt auf dem Boden. Diese Frau nun sammelt den Müll dieser Menschen ein, mit der Greifzange. Die Kippen, die zwischen den Betonplatten liegen, muss sie einzeln greifen, mit der Müllzange. An einem Morgen sammelt sie bis zu 600 Kippen ein, mit dem Abfallgreifer. Danach schmerzt die Hand.

Wenn ich das richtig verstanden habe, werden demnächst MüllmännerInnen seltener dort vorbeischauen, wo solch ein ungemein intelligenter Mülleimer steht. Was jetzt aber das Blöde ist, die Menschen, die dort den Müll unter sich fallen lassen, haben wahrscheinlich einen geringeren IQ als der Mülleimer. Deshalb: Nicht weniger Menschen, seien es Müllmänner oder andere Aufsichtspersonen, müssen dort nach dem Rechten (!!) schauen, sondern viel mehr. Ob nun aufklärend oder sanktionierend. Für Menschen, die Sozialstunden ableisten müssen, ein tolles Betätigungsfeld. Und dass diese Menschen ihre Sozialstunden auch ernst nehmen, ja, dafür braucht's auch Personal. Wir brauchen keine intelligenten Mülleimer! Wir brauchen intelligente Projekte, in denen viele intelligente Menschen arbeiten und anständig bezahlt werden. Ja, Menschen! Und wo ich schon mal dabei bin, es braucht mehr Personal in Kindergärten und in Schulen. Und dann, vielleicht, irgendwann in ferner Zukunft muss die Frau an der Mondorfer Fähre nicht mehr den Müll anderer wegräumen und wir leisten uns einen intelligenten Mülleimer.

Apropos Zukunft. Was ich nur zutiefst hoffe, dass es in Zukunft auf unserem Planeten nicht mehr intelligente Mülleimer als Menschen gibt!

LeserReporter/in:

Adelheid Bennemann aus Bonn

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