Japanfieber
Wie japanische Kunst die europäische Kunstauffassung beeinflusste

Paolo Troubetzkoy, „Elin Troubetzkoy im japanischen Kostüm, Remagen, Bronzeplastik, Arp Museum, um 1906. Im Hintergrund das Bild „Eine gemütliche Ecke (Der blaue Kimono) von William Merrit Chase, um 1888, Parish Art Museum, New York | Foto: rth
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  • Paolo Troubetzkoy, „Elin Troubetzkoy im japanischen Kostüm, Remagen, Bronzeplastik, Arp Museum, um 1906. Im Hintergrund das Bild „Eine gemütliche Ecke (Der blaue Kimono) von William Merrit Chase, um 1888, Parish Art Museum, New York
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Rolandseck - (rth) „Von Monet bis Manga“ lautet der Untertitel der Ausstellung
„Im Japanfieber“, die derzeit im Arp-Museum im Bahnhof Rolandseck
zu sehen ist. Es muss wie ein Blitzeinschlag gewesen sein, der
plötzlich auftauchte und das Bewusstsein nachhaltig veränderte, als
nach über 200-jähriger selbstgewählter Isolation gegen 1868, also
vor 150 Jahren, Japan wieder auf der Weltbühne erschien und, im
künstlerischen Bereich, auf den Weltausstellungen 1873 in Wien und
besonders 1878 in Paris die ersten Holzschnitte, Tuschzeichnungen,
Drucke aus Japan ins Blickfeld jener Künstler gerieten, die
Impressionisten genannt werden sollten.

In zähem, vielfach erfolglosen Bemühen unternahmen diese den
Versuch, sich den akademischen Einbahnstraßen offizieller Kunst
entgegenzustellen. Und so fühlten sie sich durch die hier zu
entdeckenden Drucke und Zeichnungen nicht nur bestätigt in ihrer
Arbeit, sondern das Verständnis dieser veränderten Weltsicht
ermöglichten es ihnen, ihre Ansichten von dem, was ihnen als Natur,
als Landschaft, als Lebensumwelt und alltäglicher Gewohnheit
geläufig war, neu zu interpretieren und dieser Vorstellung Gestalt zu
geben.

In der europäischen Malerei bildete sich in jahrhundertelanger
Tradition die Vorstellung heraus, dasjenige, was man die Welt in all
ihren Aspekten nennt, möglichst exakt darzustellen.
Zentralperspektive vermittelte dem Betrachter das Gefühl von Tiefe.
Was vorne steht ist groß, mit zunehmender Entfernung wird alles
kleiner dargestellt und fokussiert sich auf einen Punkt. Die
Farbigkeit orientiert sich an der Realität, Licht und Schatten
vermitteln den Eindruck von Raum. All dies fehlt auf einmal in den
Werken der japanischen Künstler. Es gibt keine Zentralperspektive
mehr. Was vorne steht und was hinten steht nähert sich
gleichberechtigt an, die Farbigkeit orientiert sich nicht mehr nur an
der Natur sondern spiegelt die persönliche, die individuelle
Empfindung des Künstlers wieder.

Grundstock der Ausstellung bilden Holzschnitte und Druckgrafiken
japanischer Künstler aus der Zeit der Isolation, die Claude Monet als
einer der ersten und vehementesten Anhänger der japanischen
Sichtweise kaufte und sammelte. Dank der Kooperation mit dem Musée
des impressionnismes in Giverny, dem Wohnort Monets zu seinen
Lebzeiten, zeigt das Arp Museum erstmals eine solche Fülle der
Sammlungsstücke Monets wie sie sonst außerhalb Frankreichs noch
nicht zu sehen war. Ihnen gegenübergestellt sind ausgesuchte Werke
der Impressionisten, wobei die Werke Claude Monets durch ihre
Intensität einen besonderen Stellenwert einnehmen.

Während der impressionistische Teil der Ausstellung in der
Kunstkammer Rau zu bestaunen ist, tobt sich die Manga-Szene im Bahnhof
Rolandseck aus. Bücher, Filme, Bereiche, in denen man selber ein
Manga gestalten und zeichnen kann, wo man sich als Cosplayer
verkleiden und fotografieren lassen kann und noch vieles andere
fordern in der Ausstellung zu kreativer Tätigkeit auf. Höhepunkt der
Mangaabteilung ist jedoch ein Manga, eine Bildergeschichte, die
exklusiv für die Ausstellung in Rolandseck von Christina S. Zhu,
genannt Pummelpanda, eine in der Szene bekannte Zeichnerin und
Mangaka, gezeichnet wurde.

Darüberhinaus gibt es noch einen weiteren Aspekt der
Japanbesessenheit: Der Japanische Garten. Inbegriff der Harmonie, der
Einheit von Natur und Mensch, Quelle der Inspiration, der
Transzendenz, der Vereinigung von Mensch, Gedanken und Göttlichkeit.
Peter Berg, Gartendesigner aus Remagen, hat vor dem Museum einen
solchen Garten gestaltet, in dem er die Besonderheiten der japanischen
Gärten vorstellt.

Ausstellung „Im Japanfieber – Von Monet bis Manga“
bis 20. Januar 2019 zu sehen im Arp-Museum Bahnhof Rolandseck
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen 11 bis 18
Uhr

https://arpmuseum.org
02228 9425-16

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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