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Fußball Ü60 – Mittelrheinmeisterschaft
Ziel erreicht – Krönung verpasst

Die Ü60-Auswahl Bonn
stehend: Walter Blesgen (Betreuer), Johann Hames, Gerd Körner, Friedrich „Fitz“ Brix, Reiner Grunenberg, Jörg Orfgen, Coach Werner „Menn“ Heinze
kniend: Karl-Heinz „Kalle“ Gehlen, Günter Kessenich, Hans-Gerd „Rudy“ Roderburg, Stefan Troisch, Klemens Schneider, Josef Wünsch  | Foto: Boris Hempel, FuPa.net
  • Die Ü60-Auswahl Bonn
    stehend: Walter Blesgen (Betreuer), Johann Hames, Gerd Körner, Friedrich „Fitz“ Brix, Reiner Grunenberg, Jörg Orfgen, Coach Werner „Menn“ Heinze
    kniend: Karl-Heinz „Kalle“ Gehlen, Günter Kessenich, Hans-Gerd „Rudy“ Roderburg, Stefan Troisch, Klemens Schneider, Josef Wünsch
  • Foto: Boris Hempel, FuPa.net
  • hochgeladen von Hans-Gerd Roderburg

Hennef – Bonn – Für Sonntag, den 18.06.2023, hatte der Fußballverband Mittelrhein Ü60-Mannschaften aus dem Verbandsgebiet zur Meisterschaftsendrunde eingeladen. Neben der Bonner Auswahlmannschaft (Titelträger 2019) folgten acht weitere Teams dem Ruf an die idyllisch gelegene Sportschule in Hennef.


Vorspiel

Die Bonner „Alten Herren“ hatten sich akribisch auf diese Meisterschaft vorbereitet. Obwohl die Vorbereitungsspiele lediglich durchwachsene Ergebnisse brachten, fuhr man doch mit einem gewissen Optimismus an die Sportschule. Pünktlich fanden sich die Haudegen dann auch am Parkhaus der Sportschule ein. Von da aus war es nur noch eine „kleine Wanderung“ zu den Spielstätten. Für diejenigen, die das Gelände nicht kennen: Vom Parkhaus zu den Plätzen sind auf rund 650 m langen Marschweg etwa 56 Höhenmeter zu überwinden. Das bedeutet eine Steigung von fast 9%; und ganz nebenbei annähernd einen halben Kilometer Treppen steigen. Böse Zungen meinten, dass dies – in Anbetracht der sommerlichen Temperatur von 30° Celsius – schon ein „Ausleseverfahren“ sei. Aber alle Akteure erreichten das Ziel; auch wenn der Eine oder Andere (ein bisschen) „pumpte“.

Nachdem sich alle Teilnehmer „häuslich“ in ihren Mannschaftsboxen eingerichtet hatten, fieberte man dem Turnierstart entgegen. Überall sah man optimistische Kämpen.
Coach Werner Heinze stimmte seine Jungs vor dem ersten Anpfiff ein: „Wir werden noch mal alles geben, um den Pott erneut nach Bonn zu holen. Wer weiß, wann wir diese Chance noch mal kriegen.“


Das Turnier

Die Auslosung hatte folgende Gruppeneinteilung ergeben:

Gruppe A
Alem. Aachen/DJK FV Haaren
FVM Fußballkreis Rhein-Erft Ü60 Auswahl
Ü60 FC- Hennef
Kreisauswahl Berg (Titelverteidiger)
Team Heinsberg Südwest

Gruppe B
Kreis Heinsberg
Auswahl Bonn
Spiel- und Sportclub Satzvey
SG Dahlem Schmidtheim

Dabei hatte es die Losfee anscheinend gut gemeint mit den Bonnern. Sie waren in die Vierergruppe gelost worden. Leider hatte dieses Los einen Pferdefuß: Während in Gruppe A die Spielzeit 12 Minuten betrug, „durften“ die Teams der Gruppe B jeweils 16 Minuten spielen. Der Veranstalter begründete dies so: „In der Gruppe B haben alle ein Spiel weniger. Damit die körperliche Auslastung in etwa gleich ist, spielen die halt ein paar Minuten mehr.“
(Anm. des Autors: Na vielen Dank bei Temperaturen, die im Tagesverlauf die 30° C überschritten hatten.)


Das erste Spiel

Typisch rheinisch sagte man sich: et iss, wie et iss, wat willste maache, und stellte sich dem ersten Gegner: der Mannschaft 'Kreis Heinsberg'.
Die ersten Minuten verliefen ausgeglichen. Dann erarbeitete sich Bonn ein leichtes Chancenplus und bedrängte die Heinsberger intensiv. In der 5. Minute unterlief einem Verteidiger ein Handspiel. Die Strafe folgte auf dem Fuß: Strafstoß für Bonn. Der etatmäßige Schütze G. Körner überließ die Ausführung Johann Hames. Dieser nagelte die Pille – zum entsetzen seiner Kameraden – an die Latte; Chance zur Führung vertan. Hinterher meinte er: „Ich dachte der kleine Torwart ist schnell an der Erde, schieß ma lieber hoch. Falsche Entscheidung, sorry.“
Knapp 5 Minuten später foulte K. Gehlen einen Heinsberger Angreifer im Strafraum. Und wieder hieß es: Strafstoß. Diese Chance ließ sich Heinsberg nicht entgehen und ließ dem bislang wenig beschäftigten Torwart S. Troisch keine Chance. Kreis Heinsberg ging 1-0 in Führung.
Die Bonner liefen nun dem Rückstand hinterher und belagerten das Heinsberger Tor. Aber es wollte einfach kein Treffer fallen. So ging das erste Spiel verloren.


Unter Zugzwang

Nach der ünglücklichen Niederlage im ersten Spiel gerieten die Bonner direkt unter Zugzwang. Das nächste Spiel gegen die SG Dahlem-Schmidtheim musste dringend gewonnen werden. Coach Heinze vertraute auch für diese Partie der gleichen Formation, wie im Auftaktspiel (während der Spiele wurde „fliegend“ gewechselt). Dynamisch startete das Team in die Begegnung, kontrollierte Ball und Gegner über die gesamten 16 Minuten. Quasi regelmäßig netzten die Bonner ein. So stand es nach 13 Minuten 4-0 (3x G. Körner, 1x R. Grunenberg). Dann schaltete die Mannschaft einen Gang zurück und prompt kam die SG zu einem „Trosttor“. Aber mit diesem Sieg hatte man sich wieder ins Turnier zurück gekämpft.


Wieder locker

Als nächsten Gegner hatte das Tableau die SuS Satzvey vorgesehen. Nach dem ungefährdeten Erfolg im zweiten Spiel machte sich im Heinze-Team eine gewisse Lockerheit breit. Allerdings hatte der Coach wenig Mühe, seine Jungs nicht übermütig werden zu lassen. Fokussiert gingen die Bonner zu Werke und kontrollierten Ball und Gegner. Satzvey wehrte sich nach Kräften bis zur 13. Minute.
G. Körner führt eine Ecke kurz auf J. Orfgen aus. Der lässt bedrängt prallen. Körner verschafft sich Raum und flankt quer zu dem heran geeilten K. Gehlen. Der hält einfach mal den Schlappen 'rein und lässt zu Orfgen abtropfen. Mit einem langen Bein stupst der den Ball über die Torlinie. Es steht 1-0. Satzvey bemüht sich um den Ausgleich. Kann aber die Bonner Defensive nicht entscheidend überwinden. Bonn zirkuliert nun Ball in den eigenen Reihen. Nach einem erfolglosen Versuch der SuS vor das Bonner Tor zu kommen, ist es wieder Orfgen, der diesmal als Vorbereiter mit einem genialen Pass, Körner auf die Reise schickt. Die Satzveyer Abwehr kann nur hilflos zusehen wie Körner ziemlich humorlos den Ball am Torwart vorbei ins rechte Eck schiebt.
Damit war der Sack zu und als Gruppenzweiter das Ticket für's Halbfinale gelöst.

Clash of the Champions

Gespannt beobachtete man das Geschehen in der Gruppe A. Erwartungsgemäß platzierte sich der Titelverteidiger, Kreisauswahl Berg, an der Tabellenspitze. Dann die Hiobsbotschaft: Torwart Troisch verletzte ich beim Aufwärmen und fiel aus. Nun lag es an der Nummer 2, Hans-Gerd „Rudy“ Roderburg, den Kasten sauber zu halten.
Mit viel Respekt, aber ohne Angst, startete der Meister von 2019 in die Partie gegen den amtierenden Champion. In einem ausgeglichenen Spiel errang die Bonner Auswahl ein leichtes Übergewicht. Beide Teams neutralisierten sich meist schon im Mittelfeld. Aber wenn die Angreifer einmal durchbrechen konnten, generierten sie hüben wie drüben brenzlige Situationen. Jedoch waren die gut disponierten Torhüter zur Stelle und entschärften die Attacken. In den letzten Sekunden hatte J. Orfgen noch die Chance auf das Siegtor. Aber der Pfosten war nicht gnädig und ließ den Ball ins Feld zurückspringen. Nach Ablauf der regulären Spielzeit hieß es dann auch 0-0. Die Entscheidung musste im 9-m-Schießen fallen.
Das Los entschied, dass die Bonner Schützen als erste 'ran mussten. G. Körner übernahm die Verantwortung des ersten Schusses und verwandelte eiskalt zum 1-0. Nun legte sich der erste Spieler vom Kreis Berg den Ball auf dem Punkt zurecht. Roderburg „hampelte“ ein wenig auf der Linie und erwartete den Ball. Dieser knallte dann ziemlich hart an die Latte. Der nächste Bonner, J. Orfgen, machte es ähnlich wie Körner und schob locker zum 2-0 in die linke Ecke. Nun musste Berg unbedingt treffen, sonst war der Traum der Titelverteidigung ausgeträumt. Ob es an den Nerven lag? Der Spieler von der Berger Auswahl wollte es vielleicht besonders gut machen und hämmerte den Ball flach, rechts unten, unhaltbar an den Pfosten. Vorbei. Titelverteidiger ausgeschieden, Bonn im Finale.

Nochmal gegen die Kreisauswahl Heinsberg

Im zweiten Halbfinale hatte sich die Auswahlmannschaft des Kreises Heinsberg durchgesetzt.
Somit kam es zu einem erneuten Aufeinandertreffen der beiden Mannschaften. Gewarnt durch die knappe Auftaktniederlage begannen die Bonner konzentriert und hielten den Ball in den eigenen Reihen. Der Gegner setzte auf eine altbewährte, italienische Taktik: den Catenaccio; alle Mann hinten 'rein und auf Kontermöglichkeiten lauern. Bei dem – diesmal – überlegenen Spiel der Bonner mit rund 80% Ballbesitz, hatten die Grenzländer allerdings nur selten Gelegenheit einmal in die gegnerische Hälfte zu kommen. Und wenn sie mal in Tornähe kamen, wurden sie von der guten Defensive am Einnetzen gehindert. Aber Kontrolle und Ballbesitz ist nicht ein mal die halbe Miete. Ein Zuschauer meinte: "Du musst die Kirsche auch mal über die Torlinie kriegen." Und das wurde von der vielbeinigen Abwehr der Heinsberger 12 Minuten lang erfolgreich verhindert. Das bedeutete: auch im Finale muss der Sieger vom Punkt ermittelt werden.

Drei Chancen zum Sieg

Das Prozedere sieht vor: Jede Mannschaft benennt drei Schützen, die solange schießen, bis der Sieger fest steht.
Was nun folgte erforderte starke Nerven. Nach Losentscheid begann, wie Halbfinale, der Bonner Stürmer G. Körner. Unspektakulär verwandelte er zum 1-0. Nun kam der erste Heinsberger Schütze. Torwart vs. Torwart. Roderburg, mit seinen typischen Bewegungen, schien seinen Gegenüber verunsichert zu haben. Der versuchte es mit einem relativ hohen Ball, der aber vom Bonner Keeper abgewehrt werden konnte. Immer noch 1-0. Nun trat J. Orfgen an und verwandelte kompromisslos zum 2-0. Würde es wieder im Halbfinale laufen? Würde Heinsberg verschießen? Leider nein. Der Gegner verkürzt auf 1-2. Aber die Bonner haben es auf dem eigenen Fuß. K. Schneider tritt zum Matchball an und scheitert am guten Heinsberger Torwart. Der nächste Schütze lässt Roderburg keine Chance. Nun steht es 2-2. Die Nerven sind zum Zerreißen gespannt. Die Luft vibriert. Nun ist es an Körner, den Pott zu sichern. Aber auch er lässt diesmal die Chance liegen. Wenn Heinsberg nun trifft ist es aus. Aber Roderburg reagiert blitzschnell und hält seine Mannschaft im Spiel.
Dritter Matchball für Bonn. J. Orfgen macht sich bereit, läuft an, schießt flach nach rechts, aber zu unplatziert. Der Heinsberger Keeper kann erneut parieren.
Nun kann Heinsberg mit einem guten Schuss den Titel klar machen. Schütze und Torwart, ein letztes Duell? Roderburg wackelt ein wenig mit dem Körper und erwartet die Kugel.
„Ja, ich hatte mich auf die linke Ecke konzentriert“, sagte er nach dem Spiel, „Aber der hat mich jut verladen. Als ich sah, dass die Pille nach rechts geht, wor et zo spät. Schad.“
Mit diesem perfekt verwandelten 9-m-Stoß sicherte sich die Auswahlmannschaft des Kreises Heinsberg, die als Außenseiter ins Turnier gestartet war, die diesjährige Meisterschaft.
Herzlichen Glückwunsch.

Westdeutsche Meisterschaft

Trotz der Finalniederlage muss das Abschneiden der Bonner Ü60-Auswahl als großer Erfolg gefeiert werden. Denn als Vizemeister ist die Heinze-Truppe für die Endrunde der Westdeutschen Meisterschaft am 12.08.2023 in Duisburg qualifiziert.
Hinterher gestanden die Beteiligten ein, dass man nach den schwachen Ergebnissen in der Vorbereitung eigentlich kaum damit gerechnet hatte, eine so gute Rolle im Turnier zu spielen. Coach Werner „Menn“ Heinze meinte später: „Herzlichen Glückwunsch. Auch ich bin Stolz auf euch. Da sieht man, was zu erreichen ist, wenn Einstellung, Biss und Leidenschaft passen.
Jungs, wir sind noch lange fertig.“ Auch die Daheimgebliebenen des Kaders gratulierten ihren Kameraden aus vollem Herzen.

Männer, wo seid ihr?

Bei aller Freude über den verdienten Erfolg gibt es einen kleinen Wermutstropfen: Unser Kader umfasst rund 25 Aktive. Aber die werden „leider“ immer älter. Wir können bald schon eine Ü70-Truppe stellen. Wir brauchen „Nachwuchs“. Wo sind die Kicker von einst? Hast du in diesem Jahr die 60 voll gemacht, melde Dich (Kontakt: 'rudyroderburg@web.de'). Auch wenn du nicht unbedingt wieder in den Wettkampf willst. Sich bewegen ist wichtig und tut gut. Und was gäbe es Schöneres, als dies wieder auf einem vertrauten „Acker“ mit einem geliebten Spielgerät im Kreise guter Kameraden (und vielleicht alter Bekannten) immer wieder mittwochs ab 18 Uhr auf der gepflegten Sportanlage des TB Witterschlick zu tun. An dieser Stelle spreche ich ein großes Dankeschön an die Verantwortlichen vom TB aus, dass sie uns die Gelegenheit geben unser wöchentliches Training durchführen zu können. Und nicht zu vergessen: Dank an den Fußballkreis Bonn, ohne den es unsere Truppe erst gar nicht geben würde.

LeserReporter/in:

Hans-Gerd Roderburg aus Bonn

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