Schwarzbrot für die Seele
Auf Märchenreise mit Christa Saamer

Mit der Klangschale auf Märchenreise für den guten Zweck: Christa Saamer ist seit vielen Jahren zu Besuch im Caféhäuschen in Uedorf, wo sie ein festes Stammpublikum hat. | Foto: Frank Engel-Strebel
  • Mit der Klangschale auf Märchenreise für den guten Zweck: Christa Saamer ist seit vielen Jahren zu Besuch im Caféhäuschen in Uedorf, wo sie ein festes Stammpublikum hat.
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Bornheim-Uedorf - (fes) „Jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt“, sagt Christa
Saamer. Nie hätte sie vor Jahren gedacht, dass sie mal frei vor
Publikum redet. Heute ist das ihre große Leidenschaft. Christa Saamer
ist Märchenerzählerin. Auf ihre Ausflüge in die Märchenwelt nimmt
sie aber nicht nur kleine Gäste mit – auch viele Erwachsene reisen
gerne mit.

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Eng wird es so langsam in dem kleinen Caféhäuschen in Uedorf am
Rhein. So ist das jedesmal, wenn Christa Saamer kommt und die Gäste
mitnimmt auf eine ihrer Märchenreisen. Seit mehr als 15 Jahren ist
die heute 71-Jährige, die früher in Bornheim und mittlerweile mit
ihrem Mann in Bonn-Auerberg lebt, Märchenerzählerin. Diesmal hat sie
zu einer Märchenreise für Erwachsene eingeladen. Längst hat sie
sich ein Stammpublikum erarbeitet und viele ihrer Fans kommen immer
wieder.

Zunächst stellt sich die Frage wie man dazu kommt Märchen zu
erzählen? Die gelernte Übersetzerin für Französisch arbeitete
jahrelang für einen Abgeordneten des Deutschen Bundestags. Als der
Bundestag von Bonn nach Berlin zog, war ihr klar, dass sie keinen
adäquaten Job mehr finden würde. Schlimm war das für sie aber
nicht: „Jetzt bin ich dran“, sagte sie sich. Sie besuchte damals
den Europäischen Märchenkongress in Troisdorf und von da an ließ
sie das Thema Märchen nicht mehr los. Märchen aus aller Welt hat sie
im Repertoire. Rund 40 kennt sie auswendig und trägt diese stets frei
vor. Gut 200 Märchenbücher haben sich bei ihr zu Hause im Lauf der
Jahre angesammelt.

Am liebsten erzählt sie Märchen aus anderen Ländern und
Kulturkreisen und wenn es schon Grimmsche Märchen sein sollen, dann
lieber Unbekanntere wie die „Die Bienenkönigin“ oder „Die
weiße Schlange“. Sie erzählt auch von den Ursprüngen der
Märchen. „Märchen kommen eigentlich aus der Spinnstube“,
erklärt Saamer. „Man fand sich früher oft in der Spinnstube als
Mittelpunkt eines Hauses zusammen und erzählte sich Geschichten.“
Deswegen drehen sich auch viele Märchen ums Spinnen. Über
Jahrhunderte wurden die Erzählungen mündlich weitergetragen. Erst
durch die Schriftform wurde der Prozess gestoppt.

Märchen stehen bekanntlich im Verruf grausam und brutal zu sein. Was
macht das mit Kindern und wie sieht Christa Saamer das? „Die
Fantasie der Kinder bis zum 10. Lebensjahr ist stark von der Fantasie,
vom magischen Denken geprägt. Das wird durch die modernen Medien
nicht ausreichend bedient“, so Saamer. In den Märchen werden Themen
des Lebens angesprochen, mit denen Mädchen und Jungen auch bereits
konfrontiert werden. Etwa Todeserfahrungen mit den Großeltern,
Eifersucht oder Streit: „Märchen weisen ihnen einen Weg, sie gehen
immer gut aus und zeigen Lösungen, wie man mit den Alltagssorgen
umgeht.“

In ihrer eigenen Kindheit kam Christa Saamer kaum mit Märchen in
Berührung. Vermutlich habe in ihrem Unterbewusstsein der Hunger nach
Märchen geschlummert: „Märchen sind Schwarzbrot für die Seele.
Sie nähren die positiven Kräfte der Seele und geben uns
Lösungsvorschläge für unsere Probleme.“ So fängt jedes Märchen
mit einer Mangelsituation an. Es geht um Menschen, denen etwas fehlt,
nach dem sie suchen. Oder um Menschen, die verlassen wurden. Sie
machen sich dann auf die Suche nach dem, was ihnen fehlt und begegnen
auf diesem Weg Tieren oder anderen Menschen, die ihnen helfen oder
ihnen die Lösung bringen. Am Ende geht dann alles gut aus.

Ihr selber brachten die Märchen Gelassenheit und Zuversicht: „Durch
diese Form der Gelassenheit hat sich bei mir eine Heiterkeit
entwickelt“, schildert Saamer. Während sie ihre kleinen Gäste
schon mal mit einem fliegenden Teppich auf Märchenreise mitnimmt,
dürfen es bei den Großen kleine Instrumente oder Klangschalen sein.

Ganz besonders wichtig ist ihr aber, dass sie bei ihren Märchenreisen
seit 15 Jahren Spenden für die Welthungerhilfe sammelt. Das Geld
kommt einem Schulspeisungsprojekt in Mali zugute. Bislang sammelte sie
hierfür beachtliche 37.500 Euro ein. 2014 wurde sie deswegen für den
Deutschen Ehrenamtspreis nominiert und ihr Konterfei ziert sogar einen
Flyer der Welthungerhilfe. Gerne kann man sie für eine Märchenreise
buchen. Auch Kindergärten und Schulen können sich bei ihr melden.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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