Bier ist nicht gleich Bier

Bier-Sommelier plauderte aus dem Bier-Kästchen

Bornheim-Sechtem - (fes). Kölsch sollte man frisch gezapft und möglichst schnell
trinken, sonst wird der Geschmack schal. Doch es gibt auch Biere,
deren Geschmack sich erst im Lauf der Zeit entfaltet. Manchmal über
Jahre. Wer mehr rund um den Gerstensaft erfahren möchte, der ist bei
Markus Weick gut aufgehoben. Der Brühler ist nämlich Biersommelier
und plauderte bei einer Veranstaltung der Sechtemer Pfarrgemeinde aus
dem… Bier-Kästchen.

Mehr als 300.000 Biersorten gibt es auf der Welt, so etwa 600 davon
hat Markus Weick bereits selber getrunken. „Gezielt getrunken", wie
der 53-Jährige betont. Er weiß, wovon er spricht, denn er ist
ausgebildeter Biersommelier. Sein Wissen gab er kürzlich auf
Einladung des Forums Lebendige Gemeinde der Sechtemer Pfarrgemeinde
St. Gervasius und Protasius bei einer Bierverkostung weiter.

„Bier ist vielfältiger als Wein", meint der Biergourmet, der in
Brühl-Kierberg zu Hause ist, wo er vor zwei Jahren die Gasstätte
„Zur Eule", die er wiederum an den Metzgermeister Karl-Heinz Krieger
verpachtete, kaufte. Seine Brötchen verdient Weick jedoch als
Unternehmensberater und Trainer in der Erwachsenenbildung. Mit dem
Kauf der „Eule" wollte er nicht nur eine Kneipe in seinem Stadtteil
erhalten, sondern auch seine Leidenschaft für den vielfältigen
Gerstensaft mit Bierverkostungen, Schnupperkursen, der Vorstellung
neuer Biere und nicht zuletzt einer umfangreichen
Bierspezialitätenkarte weitergeben.

Klar, dass die knapp 20 Teilnehmer auch probieren durften. Sie bekamen
in mehreren Runden jeweils zwei Gläser eingeschenkt und sollten
bewerten, welches Getränk ihnen am Besten, welches frischer oder
würziger schmeckte. Bier oder nicht? Dies sollten die Teilnehmer beim
ersten Gebräu, das Weick bewusst in einem Sektglas ausschenkte,
selbst beurteilen. Die Probanden waren sich nicht so sicher: „Mich
erinnert der Geschmack an einen Piccolo", meinte eine Testerin, die
dann auch von einem „Bier-Piccolo" sprach. Ein anderer Gast witterte
einen Cidre-Geschmack. Des Rätsels Lösung: Ein Gueuze-Bier aus
Belgien, das tatsächlich einen fruchtigen Geschmack besaß.

Probe Nummer zwei. Zwei Gläser, eins mit einem Bändchen markiert.
Was die Tester nicht wussten: Es handelte sich um ein und dasselbe
Schwarzbier, einmal frisch abgefüllt, einmal kurz nach dem
Mindesthaltbarkeitsdatum. Da der Hopfengehalt mit der Zeit schwindet,
schmeckt das Bier nach einigen Monaten zwar weniger frisch, dafür
eher malziger als zu Beginn der Abfüllung.

Überhaupt ist das mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum so eine Sache,
weiß der Bierexperte. Ist das Düsseldorfer Latzenbier, ein Altbier,
bereits nach einem Monat nicht mehr genießbar, so gibt es eine
Gueuze-Sorte, die noch bis 2034 haltbar ist, erklärte Weick und
zeigte auf das Mindeshaltbarkeitsdatum der Flasche. Nicht nur Weine,
auch Biere entwickeln sich so zu einer Wertanlage. Dann gab es einen
weiteren Tipp: Während man andere Biere besser stehend aufbewahrt,
sollte man die Gueuze-Flaschen aber lieber hinlegen, sonst würde der
Korken austrocknen. Aber: „Drei Monate bevor man sie trinken
möchte, sollte man sie aufstellen, damit der Bodensatz wieder
steigt."

Und dann gibt es ja noch die alkoholfreien Biere. Wie hält es Markus
Weick denn damit? „Ich trinke auch Orangensaft", meint der
Kierberger mit einem Augenzwinkern, „es ist einfach ein anderes
Getränk."

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