Musikerduo "2Sunny" unterwegs mit Hund
Im Sabbatjahr durch Europa gereist
Bornheim-Roisdorf - (fes). Wer träumt nicht davon? Sich ein Jahr eine Auszeit gönnen,
alles hinter sich lassen, aufbrechen, Neues erleben und entdecken.
Diesen Traum erfüllte sich das Musikerduo „2Sunny“ (Tatjana
Schwarz und Ralf Haupts) aus Roisdorf. Jetzt sind sie zurück von
ihrem Sabbatjahr quer durch Europa.
Rund 33.000 Kilometer liegen hinter ihnen. 12 Monate gönnten sich
Tatjana Schwarz (54) und Ralf Haupts (53) eine Auszeit und brachen aud
– gemeinsam mit Hundedame Amy (5) und einem Wohnmobil, das sie sich
eigens für ihre Europareise umgebaut haben. Ein Jahr lang lebten die
drei auf acht Quadratmetern. Nicht immer ganz einfach, da gab es auch
schon mal Reibungspunkte. Mit im Gepäck: Jede Menge Instrumente. Denn
die beiden Roisdorfer – sie Lehrerin, er selbstständiger
Unternehmensberater – sind vielen in der Region als
Akustik-Musikerduo „2Sunny“ bekannt. Da war es klar, dass sie auch
unterwegs in Clubs, Cafés oder spontan auf Plätzen musizieren
würden. Wichtig war ihnen, sich treiben zu lassen. Sie waren bewusst
offline, nutzen keine Reise-Apps, hielten an, wo es ihnen gefiel. Nur
einmal pro Woche steuerten sie ein Internet-Café an, um Mails zu
checken und ihren Blog zu pflegen, das war es. „Wir haben immer
breit geguckt, manchmal hatte ich das Gefühl, nicht wir finden die
Plätze, sondern die Plätze finden uns“, beschreibt es Tatjana
Schwarz.
Erste Station der Europareise war Großbritannien, eine Woche nach dem
Brexit-Votum 2016. Dabei stießen sie auf viele fassungslose Menschen:
„Wir haben mit niemandem gesprochen, der für den Brexit war“,
schildert Ralf Haupts. Und er bringt auch sofort ein Beispiel, was es
bedeutet, wenn ein Land nicht zur EU gehört, etwa Albanien. Hier
erlebte das Duo nicht nur Armut, sondern bei der Einreise vor allem
langwierige und komplizierte Grenzkontrollen. Spätestens hier hofften
die beiden, dass die EU so bleibt wie sie ist, bei allen
Unterschiedlichkeiten. Das sollten sich die Brexit-Befürworter und
Theresa May einmal ansehen.
„Europa ist bunt“, bringt es Tatjana Schwarz auf den Punkt. Damit
der Zusammenhalt zwischen den Kulturen klappt, müsse man den
kleinsten gemeinsamen Nenner finden, ergänzt die Musikerin. Nachdem
sie Großbritannien verlassen hatten, ging es weiter für
„2Sunny“, die sich vor sieben Jahren kennen und lieben gelernt
hatten – quer durch Südeuropa, über Frankreich, nach Spanien, die
Balkanstaaten bis hin nach Griechenland und als letzte Station gab es
ein kleines Konzert an der Saarschleife bei Mettlach.
So schön und vielfältig Europa auch ist, sie spürten auch die
negativen Auswirkungen etwa in Griechenland. Dennoch überwogen auch
hier die positiven Erfahrungen: „Natürlich sagten sie uns, dass es
ihnen schlechter geht, aber wir wurden nie beschimpft, weil wir
Deutsche waren, wir bekamen sogar Geschenke und hatten am Ende drei
große Flaschen Olivenöl an Bord.“ Vielmehr erlebten sie einen
starken Zusammenhalt unter den Menschen. Hautnah spürten „2Sunny“
auch, was es bedeutet, wenn sich das Klima verändert, etwa in einigen
Küstenregionen Griechenlands: „Wenn wir hören, dass der
Meeresspiegel um einige Zentimeter steigt, klingt das erst einmal
nicht so viel, doch in manchen Gegenden sind die Auswirkungen bereits
jetzt katastrophal“, beschreibt Ralf Haupts. So sahen sie
Küstendörfer, wo einige Wohnviertel dauerhaft überflutet waren,
Tennisplätze, die unter Wasser standen oder Straßen, die im Meer
enden. Dann gab es ein paar Kilometer weiter Steilküsten, wo die
Klimaveränderungen nicht so sehr ins Auge fielen.
Am Ende ihrer Reise, die sicher nicht die letzte gewesen ist, steht so
etwas wie ein Plädoyer für Europa und für Toleranz zwischen den
Menschen: „Alle diese Erfahrungen werden wir behutsam wieder in
unseren Alltag nehmen“.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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