„... und raus bist Du!“
Jugendakademie Don Bosco Projekt
Bornheim-Walberberg/Bonn - Immer mehr junge Menschen weltweit radikalisieren sich und sind
gewaltbereit. Was sind die Ursachen und wie kann man Jugendliche davor
schützen? Was können die jungen Leute selber tun, um solche Prozesse
zu beeinflussen? Mit diesen Fragen setzten sich 40 junge Erwachsene
aus acht Ländern an der Jugendakademie Walberberg auseinander. Die
Ergebnisse stellten sie im Rahmen eines Forums an der Universität
Bonn und im Bonner Münster vor.
Hassmails, Fake News, Vorurteile, körperliche Gewalt und nicht
zuletzt Radikalisierung – Schlagworte wie diese bestimmen seit
Monaten die Öffentlichkeit. Eine beängstigende Entwicklung, denn
immer mehr junge Menschen radikalisieren sich und sind gewaltbereit.
Damit ist nicht nur der islamistische Terror gemeint, stellen Cynthia
Cichcocki, Koordinatorin der Internationalen Jugendbegegnung der Don
Bosco Mission Bonn, und Don Bosco-Pressereferentin Kirsten Prestin
fest.
Eine Woche lang beschäftigen sich 40 Jugendliche und junge Erwachsene
zwischen 17 und 26 Jahren damit, Wege aus der Radikalisierung zu
finden und diese möglichst zu verhindern. Die Teilnehmer des
Workshops mit dem Titel „… und raus bist du – Jugendliche
zwischen Ausgrenzung und Teilhabe" kommen aus Montenegro, Italien,
Spanien, Tschechien, Palästina, Ägypten, Deutschland und Polen.
Für das Don Bosco-Forum, das zum sechsten Mal stattfand, trafen sich
die Jugendlichen in diesem Jahr erstmals in der Jugendakademie
Walberberg. Mit Workshops bereiteten sie sich auf die
Abschlusspräsentation an der Bonner Universität und im Bonner
Münster im Rahmen eines Forums an diesem Wochenende vor. Mit
Rollenspielen, Filmprojekten, Gesprächen, aber auch durch gemeinsames
Kochen und Essen kam man sich näher und tauschte sich aus. „Wichtig
ist, dass die Jugendlichen selber Agenten des Wandels werden und
selber Ideen gegen die Radikalisierung entwickeln", erläuterte
Cynthia Cichocki.
So entstanden Filme und Fotos, die in den sozialen Netzwerken unter
den Hashtags #bethechange und #nohate publiziert werden. Die jungen
Menschen entwickelten Strategien, wie sie sich gegen Hasskommentare
und Hassmails durch die so genannte „Counter speech" (= Gegenrede)
wehren. „Wir haben die Jugendlichen rhetorisch fit gemacht und sie
auch darüber aufgeklärt, welche Rechte sie im Netz haben", so
Cichocki weiter, „denn Hass ist keine Meinung, dadurch werden
Menschenrechte verletzt."
Vor Ort war auch Don Bosco-Pater Vincent Raj, der aus Indien stammt,
aber in Bethlehem arbeitet und täglich die Zunahme interreligöser
Spannungen erlebt. Besonders Christen seien Leidtragende dieser
Entwicklung, so Raj. Forciert werden Radikalisierungen seiner Meinung
nach durch spezielle Darstellungen in den Medien, die politischen
Konflikte zwischen Israelis und Palästinensern aber auch durch das
Elternhaus.
Davon konnte auch Jina berichten. Die 21-Jährige lebt ebenfalls in
Bethlehem: „Dieser Prozess ist alltäglich präsent in Bethlehem
zwischen Moslems und Christen, die Fronten sind komplett verhärtet",
beschreibt sie. Sie nimmt an dem Forum teil, um mit anderen Menschen
zu kommunizieren und einen anderen Blick auf die Konflikte zu
erhalten, denn für sie ist die zunehmende Radikalisierung Alltag:
„Durch die Teilnahme kann ich meinen Horizont erweitern."
Aus der Kleinstadt Obersthausen bei Frankfurt am Main stammt Maria.
Sie ist 25 Jahre alt, engagiert sich daheim ehrenamtlich für die
Flüchtlingshilfe und begrüßt die Willkommenskultur, die in ihrem
Heimatort herrscht. Auch sie nimmt teil, um Strategien gegen
Hassparolen und Radikalisierung zu entwickeln. Die Deutsch-Vietnamesin
weiß nämlich aus erster Hand, was es bedeutet, fremd in einem Land
zu sein: Sie ist zwar in Deutschland geboren, ihre Eltern jedoch
stammen aus Vietnam und konnten seinerzeit mit Hilfe der „Cap
Anamur" nach Deutschland fliehen.
www.donboscomission.de
- Frank Engel-Strebel
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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