Leckerbissen aus der Natur
Wildkräuter vor der Haustür finden
Bornheim - (fes). Frische Kräuter gibt es nur im Supermarkt? Nein, sie gibt
es vielfach direkt vor der eigenen Tür! Man muss nur wissen, wie sie
aussehen. Daher bietet die Kölner Heilpraktikerin, Ingenieurin und
Kochbuchautorin („Die Kunst des preiswerten Kochens“) regelmäßig
Wildkräuterspaziergänge an, so auch in Bornheim.
Eine bunt gemischte Gruppe aus jüngeren und älteren Menschen trifft
sich an diesem Nachmittag vor dem Gebäude der Volkshochschule (VHS)
Bornheim/Alfter in Roisdorf. Von hier aus geht es los zum
Wildkräuterspaziergang einmal quer durchs Viertel. Mindestens 15
Kräuter möchte die Expertin der Gruppe während des zweistündigen
Spaziergangs vorstellen und erläutern, was man damit alles machen
kann. Keine zehn Meter ist die interessierte Gruppe unterwegs, bis
Schmidt mit ihren Begleitern den ersten Stopp einlegt.
Die „Kanadische Goldrute“ wächst hier an einer Garagenwand.
Schmidt pflückt die „Puschel“ mit ihren gelben Blüten und
erklärt: „Die Heilpflanze wirkt auf die Nieren und ist gut gegen
hohen Blutdruck.“ Weiter läuft die Gruppe zum neu angelegten
Spielplatz mit der Ritterburg an der „Wolfsburg“. Hier pflückt
Helga Schmidt das Kraut Giersch, das sich am Boden auf dem durch die
Hitze verdorrten Rasen ausgebreitet hat. Man erkennt ihn an seinen
dreikantigen Blättern. Quetscht man den Stiel aus, riecht und
schmeckt er nach Möhre. In der Pflanzenzeilkunde wird das
„Zipperleinskraut“ gerne gegen Gicht eingesetzt, er kann auch als
Petersilienersatz in Salaten oder Suppen verwendet werden.
Helga Schmidt dreht sich um, eine Linde spendet den interessierten
Gästen Schatten und schon ist die nächste Delikatesse gefunden:
Lindenblätter. Vor allem die jungen Triebe kann man hervorragend für
Salate verwenden oder auch auf dem Butterbrot essen. Auch der wilde
Wein, der sich ein paar Schritte weiter an einer Betonwand hochrankt,
ist ein Leckerbissen frisch aus Gottes Natur. Hier sollte man aber auf
junge Blätter achten: „Ältere Blätter sind zu hart und man muss
lange auf ihnen herum kauen, man kann sie dann aber trotzdem essen,
denn giftig werden sie nicht.“ Wilden Wein empfiehlt sie für
Kräuterquark oder Kräuterpfannkuchen. Die Gruppe erreicht den
Bahnübergang an der Roisdorfer Wolfsburg, der übersät ist mit
Brennnesseln. Die Pflanzen, die bekanntlich bei der geringsten
Berührung auf der Haut für schmerzhafte Reaktionen sorgen, gilt es
vorsichtig zu pflücken. Trocknet oder kocht man die Blätter, kann
man sie gefahrlos weiterverarbeiten. Helga Schmidts Tipp:
Brennnesselchips statt fettiger Kartoffelchips. Die Blätter ohne
Stiel in Öl und Salz legen, auf ein Backblech 15 bis 20 Minuten bei
120 Grad backen und fertig ist der gesunde Knabberspaß: „Ein
knuspriger Hauch, der mit nichts zu vergleichen ist“, schwärmt die
Kräuterexpertin. Linderung versprechen Brennnesseln übrigens bei
Rheuma oder Prostatabeschwerden. Es muss also nicht immer der
Supermarkt sein, um frische Produkte für den heimischen Tisch zu
besorgen. Fast überall wachsen schmackhafte und gesunde Kräuter, man
muss sie nur erkennen. Allerdings sollte man auch nicht überall
zugreifen. So sollte man besser die Pflanzen nicht am Wegesrand
pflücken, etwa wegen Verunreinigung durch Hundekot oder durch die
Abgase vorbeifahrender Autos. Auch sollte man nicht nur aus Kräutern
alleine einen Salat zubereiten, sondern diesen lieber mit Blattsalat,
Tomaten oder Feta mischen, da der Geschmack der einzelnen Kräuter
doch sehr intensiv ist. Lohnend ist es auf jeden Fall mit offenen
Augen durch die Nachbarschaft zu gehen. Denn die kostenlosen Gewächse
sind „Powerfood pur“ und stehen einfach so zur Verfügung. Man
muss kein Geld für überteuerte Nahrungsergänzungsmittel ausgeben.
Und was meinen die Teilnehmer? Eine Teilnehmerin erzählt von ihren
Allergien, unter denen sie leidet. In ihrem Garten in Bonn hat sie
viele Pflanzen gesät: „Ich schaue, was kommt. Da ich unsicher bin,
welche Pflanzen ich essen kann, nehme ich an dieser Führung teil.“
Außerdem möchte sie wissen, welche Kräuter sie vor ihrer Haustüre
pflücken und zubereiten kann. „Ich koche sehr gerne und habe einen
eigenen Garten“, schildert eine andere Teilnehmerin, „ich bin
einfach neugierig, was es so alles in der freien Natur gibt.“
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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