Am 6. Juni ist Tag der Organspende
Das Lange Warten auf eine Niere

Speedy und Porki, die beiden Beagles der Nachbarn, bereiten Nicole Tillmann Tag für Tag ein Lächeln.  | Foto: Ackermann
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  • Speedy und Porki, die beiden Beagles der Nachbarn, bereiten Nicole Tillmann Tag für Tag ein Lächeln. 
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Mechernich - Jedes Jahr am ersten Samstag im Juni findet der Tag der Organspende
statt. Seit 1983 macht der Aktionstag auf das Thema Organspende
aufmerksam. Es ist der Tag, an dem die bewegenden Schicksale der
Menschen im Blickpunkt stehen, die Organe gespendet haben oder denen
als Organempfänger ein neues Leben geschenkt wurde. Unter dem Motto
„Richtig. Wichtig. Lebenswichtig.“ findet die zentrale
Veranstaltung zum Tag der Organspende jährlich in einem anderen
Bundesland statt, in diesem Jahr virtuell auf der Homepage sowie den
sozialen Netzwerken von Facebook, Instagram und YouTube.

Wir stellen die 41-jährige Nicole Tillmann aus Mechernich vor, die
auf eine Nierentransplantation wartet„Im nächsten Leben bitte
anders“, erzählt Nicole Tillmann am Telefon. Mit elf Jahren fühlte
sich die heute 41-Jährige häufig müde und es wurde ihr immer wieder
übel. Die Beschwerden besserten sich nicht und dann kam die traurige
Diagnose. „Durch einen Urinreflux wurden meine Nieren beschädigt
und zu Schrumpfnieren“, schildert die Dialysepatientin. Ein
Urinreflux bedeutet, dass der Urin von der Blase zurück in den
Harnleiter und manchmal auch die Niere fließt. Dieser Reflux und
häufige Harnewegsinfektionen können mit der Zeit die Nieren und
Harnleiter schädigen.

Zwei Jahre lang muss die Elfjährige zur Bauchfelldialyse in die
Uniklinik Köln. Über einen in das Bauchfell eingebrachten
Plastikschlauch wird Dialysierflüssigkeit in die Bauchhöhle
gespült. Als Filter dient dabei das Bauchfell. „Während der
Dialysezeit konnte ich nicht zur Schule gehen und bekam Unterricht im
Krankenhaus“, blickt Nicole Tillmann zurück. Es sei eine harte Zeit
gewesen. Besuche sind eher selten. Ihr Vater kommt mit dem Mofa bei
Wind und Wetter von der Eifel nach Köln gefahren. Besonders schwer
sind die Geburts- und Weihnachtstage, an denen sie immer nur ein paar
Stunden daheim sein darf.

Mit 13 Jahren erhält sie ihr erstes Transplantat, eine postmortale
Spende, auch Leichenspende genannt. Nach erfolgreicher Operation liegt
sie noch drei Wochen in der Klinik und dann darf sie nach Hause. Jetzt
geht es ihr endlich besser. Sie macht eine Ausbildung zur
Bäckereiverkäuferin und arbeitet im Einzelhandel. Doch mit 21
Jahren, kurz nach ihrer Hochzeit, muss sie erneut an die Dialyse.
Kathether werden in die Haut gepflanzt, die dann an die
Dialysemaschine angeschlossen werden. Diesmal geht alles sehr schnell.
„Innerhalb von einem halben Jahr bekam ich die zweite
Leichenspende“, erzählt Nicole Tillmann.

Knapp 17 Jahre hat dieses transplantierte Organ mehr oder weniger gut
funktioniert. Doch es gibt immer wieder gesundheitliche Probleme.
Thrombosen, eine Transitorische ischämische Attacke (TIA), die als
Vorbote eines drohenden Schlaganfalls gilt, eine kleine Lungenembolie,
eine Entzündung im Arm, Migräne mit Aura, immer wiederkehrende
Harnwegsinfekte.

„Seit Oktober 2018 bin ich jetzt aktuell wieder an der Dialyse in
der Nephrologie in Mechernich“, berichtet die Frührentnerin.
Mehrmals in der Woche muss sie zur Dialyse und sie erleidet immer mehr
Qualen aufgrund der schlechten Venen, die es nicht erlauben, oder nur
schlechte Zugänge zu Verfügung stellen. An manchen Tagen ist ihr
übel. „Die Wartezeit auf der Transplantationsliste beträgt acht
bis zehn Jahre, die ich und mein Körper aber nur schwer überstehen
können“, schildert die Mechenicherin ihre Perspektive. Zum Tag der
Organspende am 6. Juni appelliert Nicole Tillmann an die Mitbürger,
sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. „Organspendeausweise
retten Leben.

Eine Transplantation ermöglicht ein fast normales Leben“. Neben der
postmortalen Spende besteht die Möglichkeit einer Lebendspende zum
Beispiel durch einen Angehörigen. Um zu Lebzeiten eine Niere spenden
zu können, muss die Spenderin oder der Spender zwei gesunde Nieren
und einen guten allgemeinen Gesundheitszustand aufweisen. Nach der
Entnahme einer Niere hat die Spenderin oder der Spender noch etwa 70
Prozent der Nierenleistung vor der Lebendorganspende. Diese
Nierenleistung reicht für ein normales Leben aus. Weitere
Informationen zum Thema unter www.organspende-info.de oder
www.organspendetag.de

- Martina Thiele-Effertz

Speedy und Porki, die beiden Beagles der Nachbarn, bereiten Nicole Tillmann Tag für Tag ein Lächeln.  | Foto: Ackermann
Die Dialyse in der Nephrologie in Mechernich gehört zum Alltag der 41-jährigen Nicole Tillmann. | Foto: Tillmann
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