Berli-Theater schließt nach fast 80 Jahren
"Es wird uns allen fehlen"

Foto: Archivfoto Martina Thiele-Effertz

„Trotz all unserer Bemühungen, das traditionsreiche Kino als privates Familienunternehmen weiterzuführen, sind die wirtschaftlichen Herausforderungen der letzten Jahre unüberwindbar geworden. Unsere Hoffnung, das Kino durch verschiedene Maßnahmen zu retten, konnte sich leider nicht erfüllen“, teilt André Jansen vom Berli-Theater mit.

 „Leider müssen wir nun mitteilen, dass das Berli-Theater ab dem 31.12.2024 endgültig schließen wird“, informiert die Familie Jansen in einer Pressemitteilung.
Trotz aller Versuche, den Betrieb aufrechtzuerhalten, sei die Familie zu dem Schluss gekommen, dass dies nicht mehr möglich sei. Das Kino als privates Familienunternehmen sei nicht mehr tragbar. „Umso mehr möchten wir uns bei all denen bedanken, die das Berli Theater über die Jahrzehnte unterstützt haben“, sagt die Familie Jansen.
Es es sei schmerzhaft, diesen Abschied bekannt zu geben. Aber die Herausforderungen seien enorm, und trotz der treuen Stammkundschaft und des Engagements des BerliKinoKlubs, der zahlreichen Unterstützer und langjähriger Kooperationspartner habe man keine tragfähige Lösung gefunden.
Das Berli-Theater sei nicht nur ein Kino gewesen, es sei ein Stück Heimat und ein wichtiger Teil der Gemeinschaft. „Es wird uns allen fehlen“. Alle auf der Homepage veröffentlichten Veranstaltungen werden stattfinden, betont André Jansen. Auch das Konzert mit dem langjährigen Freund J.P. Weber im März 2025! Weitere Informationen zu den Veranstaltungen gibt es unter: www.berli-huerth.de

Knapp 80 Jahre Kinokulturgeschichte in Hürth
Das Berrenrather-Lichtspiel-Theater, liebevoll „Berli-Theater“ genannt, ist eine Institution mit einer langen und stolzen Geschichte. Seit seiner Eröffnung im Jahr 1946 ist das Berli ein fester Bestandteil der kulturellen Landschaft der Region. Es wurde bis zu Letzt in der vierten Generation als Familienbetrieb geführt, was die tiefe Verwurzelung des Kinos in der Gemeinschaft und seine Bedeutung für die Stadt deutlich macht. Trotz zahlreicher Herausforderungen in den letzten Jahrzehnten – von Veränderungen im Kinomarkt bis hin zur Konkurrenz durch moderne Medien – hat das Berli-Theater es fast 80 Jahre lang geschafft, den Spielbetrieb ununterbrochen aufrechtzuerhalten. Doch in den vergangenen Jahren hat sich das Blatt gewendet, und das Berli steht nun vor dem endgültigen Aus.

Pandemie und Optimismus
Die Corona-Pandemie hat weltweit Spuren hinterlassen, und auch die Kinokulturszene blieb davon nicht verschont. Das Berli-Theater musste, wie alle anderen Kinos, den Betrieb während der Lockdowns einstellen. Trotz der schweren Zeiten kehrte zunächst Hoffnung zurück. Nach den erfolgreichen Starts großer Blockbuster wie „Oppenheimer“ und „Barbie“ schien sich das Kino wieder erholen zu können. Doch dieser Optimismus hielt nicht lange an. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich seither massiv verschlechtert. Hohe Inflation und drastisch steigende Betriebskosten sowie Personalmangel erschweren es, das Kino rentabel zu führen. „Hinzu kommt, dass die Besucherzahlen weit unter dem Niveau von 2019 liegen, was viele Kinos, besonders kleine Einsaalkinos wie das Berli, stark belastet“, schreibt die Familie Jansen.

Ein Kampf gegen die Zeit

Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten sind immens. Die Betriebskosten sind in den letzten Jahren rapide gestiegen, was insbesondere für kleine Kinos, die nicht die finanziellen Rücklagen großer Kinoketten haben, eine enorme Belastung darstellt. In einem Einsaalkino wie dem Berli sind die Möglichkeiten, höhere Einnahmen durch größere Zuschauerzahlen zu erzielen, von vornherein begrenzt.
Selbst bewährte Konzepte, wie das Berli-Theater durch kulturelle Sonderveranstaltungen und thematische Filmreihen zu bereichern, stoßen an ihre Grenzen. Die Durchführung solcher Events ist mit hohen Kosten verbunden, und selbst bei einer regen Teilnahme reicht der Ertrag oft nicht aus, um die gestiegenen Fixkosten zu decken.
Ein Hoffnungsschimmer war der der Verein als Zukunftsperspektive. Der neu gegründete BerliKinoKlub, der das Ziel hatte, das Berli langfristig zu erhalten, konnte bislang nicht die notwendige Unterstützung mobilisieren. „Eine kurzfristige Übernahme durch den Verein ist daher derzeit nicht realistisch und erschwert den Erhalt der bestehenden Strukturen um eine nahtlose Übernahme des Spielbetriebs zur gewährleisten. Dennoch bleibt der Verein eine Perspektive für die Zukunft, sollte es kurzfristig gelingen, die nötigen Ressourcen und Strukturen aufzubauen“, meint André Jansen.
„Wir, die Familie Jansen, verabschieden uns schweren Herzens von diesem besonderen Ort, der für viele weit mehr war als nur ein Kino. Unsere aufrichtige Dankbarkeit gilt allen, die das Berli-Theater in den letzten Jahren begleitet und unterstützt haben – sei es durch die langjährige Treue unserer Stammgäste, die konstante Zusammenarbeit mit unseren Kooperationspartnern oder durch engagierte Mithilfe hinter den Kulissen“, bedankt sich die Familie Jansen.

Redakteur/in:

Martina Thiele-Effertz aus Hürth

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