Schloss Türnich
Neue Wege im Kampf gegen den Klimawandel

Projektleiterin Clara Dorn sowie Anja und Severin von Hoensbroech haben auf zwei Hektar 70 verschiedene Obstsorten von 25 Arten gepflanzt. | Foto: Zingsheim
  • Projektleiterin Clara Dorn sowie Anja und Severin von Hoensbroech haben auf zwei Hektar 70 verschiedene Obstsorten von 25 Arten gepflanzt.
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Kerpen-Türnich - Unter den 3.500 Obst- und Fruchtgehölzen, die Mitte April auf einer
zwei Hektar großen Fläche von Schloss Türnich gepflanzt wurden,
sind auch exotische Sorten, die aus dem Mittelmeerraum kommen.
Insgesamt 70 verschiedene Sorten von über 25 verschiedenen Arten
sollen in der Erftaue eine neue Heimat finden. Feigen, Kaki,
Nashi-Birnen, Pawpaw und eher unbekannte, aber in ihrer
Nutzungsvielfalt beachtliche Arten wie Ölweiden und Honeyberries sind
dabei. Die Demonstrationsparzelle dient zunächst einer
wissenschaftlichen Auswertung und soll den traditiosnreichen Obstpark
Schloss Türnich „in Richtung enkeltaugliche Zukunft“ führen, wie
Graf Severin von Hoensbroech erläuterte.

Neu sind aber nicht nur die Sorten, die hier auf ihre Tauglichkeit
für den Klimawandel getestet werden, sondern auch die Art der
Bewirtschaftung, denn es handelt sich um ein Agroforstsystem. Das
bedeutet, dass zwischen den Obstbäumen und -sträuchern 300 Hühner
scharren und 120 Gänse picken. Die Hühner sollen vor allem
Schädlinge vertilgen, während die Gänse das Gras kurz halten.
„Unser Ziel ist, dass wir durch die bunte Mischung keine Pestizide
brauchen und dass man hier nicht mit dem Traktor fahren muss“,
erklärte Clara Dorn, Projektleiterin der Gräflich
Hoensbroech‘schen Kultur- und Naturstiftung Schloss Türnich. Das
von Fachleuten als „Silvopastorales Agroforstsytem“ bezeichnete
Experiment wird mit Mitteln aus dem Bundeswirtschaftsministerium
gefördert, denn das Projekt könnte im Strukturwandel im Rheinischen
Revier von anderen Betrieben übernommen werden.

Gärtner Sam van Rijswijk widmet sich derweil dem ehemaligen
Französischen Garten des Schlosses, wo jetzt unter dem Projektnamen
„Market Gardening“ wieder Gemüse angebaut wird. Auf kleinster
Fläche wird mit intelligenten Techniken Gemüse produziert, vor allem
kommt dabei sehr viel Kompost zum Einsatz, der die Humusschicht
aufbaut und der CO2 in der Landwirtschaft vermeidet. Der Name
„Market Gardening“ kommt daher, dass man wie über einen Markt
durch die Parzellen schreitet, auf denen im April bereits Radieschen
und Spinat sprießen, später viele weitere Sorten dazu kommen sollen.
Auch hier soll auf Kunstdünger und schweres Gerät verzichtet werden.
Das Gemüse soll zunächst in der hofeigenen Gastronomie verarbeitet
werden. Abgerundet wird das Projekt durch eine Bio-Imkerei, die sich
jetzt auf dem Gelände rund um das Schloss befindet.

Fertiggestellt ist der neue Parkplatz am Mühlenhof am Ende der
Nussbaumallee. Von dort führt jetzt für Besucher über eine kleine
Brücke ein Fußweg durch den Rosengarten zum Schloss.

- Georg Zingsheim

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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